Selbstbau - DiSub 310
Anlass
Vorschauversion - Oktober 2008
Ausführlichere Erläuterungen, welche Vorteile ein (zusätzlicher) aktiver Subwoofer bietet, welche Stolpersteine es zu vermeiden gilt und welche Nachteile auch entstehen können, hebe ich mir für die finale Version dieses Berichts im Winter 2008 auf. Aktuell kann ich schon einmal festhalten: Man kann wohl nie genug Tiefbass haben!
Da die Teilaktivierung meiner Visaton VOX 200 MHT High End noch auf sich warten lässt; und mit dem Dipol-Subwoofer nach Timmermanns endlich ein Konzept gefunden war, dem ich zutraue auch einen schlackenfreien und schnellen Bass zu erzeugen, musste ein entsprechender Aufbau einfach in meiner Kette getestet werden.
Bild: Testaufbau mit DiSub 310 und externer Aktivelektronik
Das Konzept dieses - nicht neuen, aber selten erfolgreich umgesetzten - Dipol-Sub-Konzepts wurde in der HobbyHifi 2/2005 von Bernd Timmermanns vorgestellt. Er nutzt das Mivoc Chassis XAW 310 HC (zb. bei Speakertrade zu beziehen und das Subwoofermodul Proteus SW 2.5 von Mario Thommessen. Beide Komponenten spielen in diesem Konzept kongenial zusammenspielen und machen das Dipolkonzept (also :fast ohne Gehäuse) erst möglich. Das hochwertige und preiswerte Chassis von Mivoc ist nach wie vor für 125 EUR erhältlich. Das, in Anbetracht der Leistung und dem Funktionsumfangs, ebenfalls preiswerte Subwoofermodul ist leider nicht mehr erhältlich. Mario Thommessen hat schon seit längerem die Fertigung und den Vetrieb seiner Produkte eingestellt - glücklich wer eines seiner Subwoofermodule oder seiner Aktivweichen, auf die auch teilweise die hochpreisige Fertig-Hifi-Szene vertraute, sein Eigen nennen kann. Gebraucht ist Thommessenelektronik so auch sehr selten anzutreffen. Unter "Produkte/Archiv" findet man auf seiner Homepage noch detaillierte Beschreibungen, technische Daten und Bilder, so dass ich mir in diesem Bericht eine all zu ausführliche und nur für Technik-Fetichisten unterhaltsame Beschreibungen sparen kann.
Zumindest ein paar Detailbilder habe ich geschossen, um feuchte Augen bei den willigen Selbstbauern zu erzeugen, die heute vergleichbare Aktivelektronik leider nicht mehr finden werden. Zwischen Billigmodulen und hochpreisiger, aber nicht immer besser einsetzbarer DSP-gestützer Elektronik, hinterlässt Thommessen eine Lücke im Markt.
Aufbau
Der gestaltete sich herrlich einfach - Subwoofer, Aktivmodul und die Timmermannsche Passiv-Entzerrung konnte ich mir fertig montiert für meine Versuche ausleihen.
Bild 1: Thommessen Proteus SW 2.5 in eigenem Gehäuse
Bild 2: Vollausstattung - alles was man für den Dipol braucht ist schon an Bord
Bild 3: Sauberer Aufbau mit kräftigem Netzteil - die Freiverdrahtung ist nachträglicher DIY
Bild 4: Hochwertige Potis
Bild 1 und 2: Noch mehr DIY am Thommessen Modul - Bypass-Kondensatoren und RDC-Kegel als Gehäusefüsse
Bild 1: DiSub 310 von seiner "offenen Seite" - die Wände sind mit Dämmplatten gegen Flatterechos beklebt
Bild 2: Der Timmermannsche Sperrkreis bekämpft eine Resonanzüberhöhung des Mivoc Chassis bei ca. 200 Hz
Bild 3: Gewaltiger Antrieb des 300er Chassis
Höreindrücke
Einfach in die Ecke oder neben das Sofa stellen funktioniert bei einem Dipol-Subwoofer nicht. Schliesslich hat er kein Gehäuse im klassischen Sinne, das eine Schallabstrahlung ermöglicht bzw. unterstützt. Die vier Wände helfen bei der Anbindung an den Raum und schützen vor dem direkten akustischen Kurzschluss, der zu nahezu keiner Schallabstrahlung führen würde. Die für andere Subwoofer übliche Aufstellung zwischen den Front-Lautsprechern oder nahe einem dieser beiden führt bei diesem Konzept nicht zu der gewünschten Tieftonabstrahlung im Raum.
Hiermit wären wir auch schon bei der entscheidenden Achillesferse eines Dipol-Subwoofers: Er ist extrem aufstellungskritisch und funktioniert nur unter Einbeziehung des ihn umgebenden Raumes. Der erreichbare Pegel und die Tiefe der erzielbaren Frequenzen hängen hier stark von der Ausrichtung des Dipol-Subwoofers und den umgebenden Flächen ab. Zeitgenossen, die einen Subwoofer als optischen Problemlöser sehen; weil man den "Bass" unters Sofa verbannen kann und sich an der niedlichen Optik von unterdimensionierten Brüllwürfeln erfreuen kann; werden sich demnach vom DiSub 310 eher nicht angesprochen fühlen. Jene, die bereits Erfahrungen mit Subwoofern haben und denen insbesondere bei der Musikreproduktion die meisten Gehäusesubwoofer akustisch nicht zusagen, da sie oft auffällig lahm nebenhergrummeln, könnten hier ihren Ideal-Subwoofer finden. Für Heimkinozwecke gibt es indes kleinere und/oder lautere Subwoofer.
Bild: Die Position des Subwoofers entspricht schon ungefähr dem ermittelten Optimum in meinem Musikzimmer.
In der besagten HobbyHifi 2/2005 hat Bernd Timmermanns noch weiterführende Untersuchungen bezüglich unterschiedlicher Bauformen und Aufstellungsabhängigkeiten veröffentlicht. Auf diese sei an dieser Stelle bis auf Weiteres verwiesen. Meine eigenen Ergebnisse - die weitgehend deckungsgleich sind - werde ich an dieser Stelle noch nachreichen. Eine Abweichung zum Timmermannschen Setup würde ich allerdigs dringend empfehlen: Den DiSub 310 unbedingt OHNE den Sperrkreis betreiben! Bei genügend tiefer Trennfrequenz und steiler Filterflanke (hier: 24 dB) kommt die Resonanz des Mivoc XAW 310 HC nicht zum Tragen und die passiven Bauteile würden nur die Dynamik und Luftigkeit unnötig einbremsen. Im Falle meiner Visaton VOX 200 MHT High End (und den meisten anderen ausgewachsenen Standlautsprechern auch) genügt zur Tieftonerweiterung schon die niedrigste obere Einsatzfrequenz des Aktivmoduls von 40 Hz.
Korrekt auf- und eingestellt, ist man erst einmal verblüfft: Es gibt überhaupt keinen Subwoofer auszumachen - es seit denn man hat mit dem Pegelregler des Aktivmoduls übertrieben. Nichts tönt da zeitversetzt, mit zu langsamen Impulsen, irgendwie dröhnig oder nach Kiste klingend... War der Tiefton nicht schon immer so? Uups, bitte nicht wieder ausschalten! Dann vermisst man den nun fehlenden Tiefsttonanteil dann doch. Und es ist schon erstaunlich, dass der bei nahezu jedem Musikmaterial mehr oder minder stark ausgeprägt vorhanden ist. Dieser fügt insbesondere akustischer und/oder live aufgenommener Musik ein gehöriges Mass an Atmosphäre hinzu.
Die Fachpresse spricht oft von hinzugewonnener Rauminformation. Diese Beschreibung halte ich für irreführend. Ein sauber aufgestelltes Stereo-Setup sorgt für eine exakte Rauminformation, die langwelligen Tiefsttonanteile eines Subwoofers hingegen bilden sich ohnehin gemäss der Raumgrösse und Aufstellung aus und erzeugen so hinsichtlich räumlicher Ortung kein richtungsbezogen verwertbares Signal.
Folgendes erscheint mir eher plausibel: Eine hölzerne Jazzbühne auf der sich Musiker bewegen, kann tatsächlich sehr tieffrequente Schwingungen erzeugen. Die können selbst grosse passiv betriebene Standboxen kaum mit vollem Pegel wiedergeben - wir hören diese Information bei der Reproduktion demnach nicht mehr oder nur noch mit sezierenden Ohren - es geht "Rauminformation" verloren. Mit einem aktiven Subwoofer können diese Signalanteile mit adäquatem Pegel wiedergegeben werden. Im Falle des DiSub 310 sogar absolut Gehäuse-Effekt- und nahezu resonanzfrei; was wiederum zu einem deutlich realistischeren (weil breitbandigerem) "Raumeindruck" führt. Eventuell meint die Fachpresse ja diesen Effekt mit Rauminformation durch Subwoofer!?
Noch einmal konkret zum DiSub 310: Der spielt schnell, sehr schnell; absolut präzise und pulvertrocken. Einzig die Pegelfestigkeit des Konzepts ist begrenzt: Bei höheren Pegeln (die VOX 200 ist beispielsweise noch nicht ausgereizt) schlägt das eigentlich sehr langhubige Mivoc Chassis (+/- 10 mm) schon an. Es ist ja auch kein dämpfemdes Luftvolumen vorhanden. Hinsichtlich typischer Hifi-Pegeln ist das allerdings eine zu verschmerzende Einschränkung. Erst im Heimkino oder Disco-Keller würde man schnell an die Grenzen des DiSub 310 stossen. Aber wer würde einen derartigen Highend-Subwoofer auch schon mit solch grobschlächtigen Aufgaben betrauen?
Hinweis: Dieser Bericht wird im Winter 2008 überarbeitet und erweitert.