Vorschauversion - Oktober 2008
Die Verkaufspreise von hochwertigen Hifikabeln liegen vorwiegend in der teilweise rechts arbeitsintensiven Konfektionierung begründet. Die Material- und Fertigungskosten von Kupfer in Kunststoff als Meterware halten sich meist aufgrund der (wünschenswert) kurzen Verbindungsstrecken in Grenzen. Auf die oft unverschämten Zuschlagskalkulationen von Vertrieb und Handel für Hifizubehör gehe ich an dieser Stelle nicht weiter ein - im Das Highend-Dilemma gehe ich hierauf schliesslich schon ein.
Als Hifi-Selberbauer kann man also insbesondere bei Kabeln Einiges an Geld sparen und trotzdem zu höchstwertigen Ergebnissen kommen - wie mein Silberflachbandkabel eindrucksvoll beweist. Allerdings ist dieses schon aufgrund des nicht unerheblichen Materialeinsatzes von Silberfolie und massearmen Silbersteckern nicht wirklich günstig. Die empfindlichem mechanischen Eigenschaften (keine Zugentlastung, Silberfolie bricht schnell und ist knickempfindlich) machen es zudem nicht immer zur praktikabelsten Lösung.
Bild: Nackiges 10-EUR-NF-Kabel noch ohne Mantel
Das NF-Kabel, welches ich in diesem Bericht vorstellen möchte, ist mechanisch auch eher empfindlich, dafür aber hinsichtlich der Materialkosten wirklich günstig. Die namensgebenden 10 Euro beziehen sich auf ein 1 m langes Stereopäarchen und stellen eher noch die Obergrenze dar. Günstige Bezugsquellen oder grössere Abnahmemengen vorausgesetzt lässt sich das Kabel sicher auch mit einem Bruchteil der Kosten realisieren. Einzig der Artbeitsaufwand bleibt hoch.
Dieser manuelle Aufwand lohnt allerdings, denn soviel sei verraten: Das Kabel hinsichtlich seiner klanglichen Auswirkungen sehr gut.
An dieser Stelle noch einmal: Kabel klingen nicht! Und wenn sie dies tun, ist meist etwas nicht in Ordnung. Sprich: Hifi-untaugliche Werte für Widerstand, kapazität oder Induktivität führen zu Fehlanpassung zwischen Aus- und Eingängen von Hifi-Gerätschaften. Das kann dan klangliche Auswirkungen wie eine Tiefton- oder Hochton-bedämpfte Musikwiedergabe nach sich ziehen. Das Verteilen von Klangpunkten oder die Einteilung in warm oder kühl klingende Kabel ist Presse-Nonsense, dem man die notwendige Skepsis entgegenbringen darf.
Ein Kabel sollte möglichst wenig Verluste erzeugen und sich (dank praxisgerechter elektrischer Parameter) neutral zwischen den Gerätschaften verhalten. Wessen Anlage zu hell oder zu dunkel klingt, sollten den Übeltäter ausmachen und nicht mit untauglichen Kabeln verschlimmbessern.
Bild: Das Verlöten der flachen und sehr dünnen Kabel an den wirbelstromfreien WBT Nextgen Silbersteckern ist nicht einfach. Alternativ funktioneren die günstigeren Eichmann Bullet Plugs (auch in Silber erhältlich) natürlich auch - bestimmt aber auch nicht einfacher zu verlöten.
Zugegebenermassen muss man auch beim 10-EUR-NF-Kabel auf die elektrischen Parameter achten, da es ohne Schirmung auskommen kann und aus sehr dünnen Leitern aufgebaut werden kann. Je nach Einsatzumgebung und Kabellänge gilt es hier zu variieren. In meinem Falle funktionierte das Kabel problemlos ohne Schirmung und mit nur 0,2 mm durchmessenden Solidcore-Leitern.
Womit wir auch schon beim Konzept des 10-EUR-NF-Kabel wären: Das basiert im wesentlichen auf verflochtenen Solidcore-Leitern - also massiven Leitern anstelle von Litzen.
Solidcorekabel haben sich sowohl bei Lautsprecherkabeln als auch bei meinem Silberflachbandkabel bestens bewährt.
Besonders feine Kuperleiter finden in manchen anspruchsvollen DIY-Elektronikprojekten Anwendung.
Das Verflechen von Leitern bei Lautsprecherkabeln ist ein beliebtes Mittel um günstige elektrische Eigenschaften zu erzielen.
All diese Massnahmen zusammen machen auch schon im Prinzip das 10-EUR-NF-Kabel.
Bild: Alle Zutaten auf einen Blick
Man benötigt neben dem Kupferdraht von 0,2 mm Dicke, noch Cinch-Stecker, eine Seele (in diesem Fall aus umfunktioniertem Lichtwellenleiter) und einen Mantel (Schrumpfschlauch).
Bild 1: Verlöten der Cinchstecker
Bild 2: Verlöten der XLR-Stecker für eine symmetrische Variante
Bild 1 bis 3: Flechten um die Lichtwellen-Seele
Wie war das: Flechten von Kabeln? Ja, geht genauso wie bei Zöpfen!
Ich war diesbezüglich auch überfordert. Folgende anschauliche Anleitung auf der Hifi-freien Seite DAS FLECHTEN VON SEILEN hat mir allerdings weitergeholfen.
Bild 1 bis 4: So - oder gerne auch hübscher als meine ersten Versuchsmuster - können die Ergebnisse aussehen.
Da gibt es nix zu meckern: Absolut neutral und nichts überdeckend kann man das 10-EUR-NF-Kabel locker zur Klasse guter Hifi-Kabel zählen. Das Niveau des Silberflachbandkabel erreicht es allerdings nicht. Als Verbinder von höchstwertigen Gerätschaften lässt das noch feiner Zwischentöne und sowohl mehr Hochtonbrillianz und als auch Tiefbassdruck durch. Das kostet allerdings auch gut zehn mal so viel.
Hinweis: Dieser Bericht wird im Winter 2008 überarbeitet und insbesondere um aussagekräftigere Höreindrücke erweitert.