Die Österreicher von Pure Dynamics bereichern die Selbstbaubranche seit einigen Jahren mit schönen Röhrenverstärkern und interessanten Lautsprecherprojekten. Die moderat gepreisten Komponenten sind sowohl als Bausatz wie auch als Fertigprodukte erhältlich. Schön, dass die Österreicher den Weg ins Rheinland gefunden hatten und einige Ihrer Komponenten vorgeführt haben.
Bild 1: Komplette Abhöranlage mit Keramix 3 Lautsprecher (Vordergrund) und Endstufe EL34 The Rocker (Hintergrund).
Bild 2: Im Spider Rack: Rega Plattenspieler, Rega Saturn CD-Spieler, Pure Dynamics Preamp und Hifidelio Musikserver (v.o.n.u.).
Ich hatte die Gelegenheit den sehr schicken Lautsprecher Keramix zu hören, der erst jüngst um ein Bassmodul mit zwei Thiel 17er Keramiktönern ergänzt worden ist. So wird aus der hochwertigen 2-Wege-Kompaktbox mit dem berühmten Eton ER4 Airmotiontransformer ein vollwertiger 3-Wege-Standlautsprecher. Man könnte natürlich auch von einem Subwoofer-Satelliten-System mit insgesamt 4 Tieftontreibern in 2 Subwoofergehäusen sprechen. Wie auch immer; die sogenannten Keramix 3 machen allein schon optisch einen ausgesprochen stimmigen Eindruck und sind als Bausatz schon ab ca. 1.250 Euro (Satelliten) und 1.500 Euro (2 Basserweiterungen) erhältlich. In Anbetracht der zahlreichen teueren Edelchassis und weiterer hochwertiger Teile, wie Zinnfolienkondensatoren und WBT Klemmen, ist das noch ein moderater Kurs. Ungeübte können für 6.000 Euro das Paar die Kermaix 3 als Fertiglautsprecher erwerben. Im Vergleich zu namenhaften Wettbewerberprodukten (da gibt es sehr ähnlich Bestücktes aus Bayern und Amerika) wirkt sogar dieser schmerzliche Betrag geradezu wie ein Schnäppchen.
Die Abhörkette(Bild 2 oben) bestand aus den einfachen aber guten digitalen wie analogen Zuspielern von Rega, einem Hifidelio Musikserver und natürlich den Röhrenverstärker Kits von Pure Dynamics. Als Vorstufe diente das Modell Preamp mit integrierter Phonostufe und als Endstufe eine EL34 The Rocker.
Bild 1: Hochwertige Chassis der Keramix - Eton ER4 und die bruchempfindlichen 17er Thiel-Keramiken hinter Gitter.
Bild 2: Die ebenfalls interessanten Lautsprecher French Connection (links) mit den - leider nicht mehr hergestellten - Audax HDA Chassis und den obligatorischen Hochwirkungsgrad-Lautsprecher VmaxHorn (rechts) habe ich leider nicht hören können.
Die Hörsitzung wurde mit einem Operettenstück von CD begonnen. Schon hier konnten die hohen Erwartungen an die Keramix 3 erfüllt werden. Das luftige und fein detaillierte Klangbild löste sich nahezu vollständig von den Lautsprechern und glänzte zudem mit einer guten räumlichen Ordnung der Instrumente und Stimme. Auch tonal war alles in bester Ordnung: Breitbandig, ausgewogen und neutral - so soll das sein.
Erfahrungsgemäss gewann das Klangbild über den Plattenspieler noch mal an Ausdruck und Dynamik. Der Jazzklassiker "50 Tips" aus Ulla Meineckes Jazz Album "Wenn schon nicht für immer, dann wenigstens für ewig" ertönte in ansatzloser Dynamik, sehr schön luftig und rhythmisch. Der Bass hatte eine saubere Kontur, hätte aber für den grossen Hörraum noch etwas mehr Substanz und Tiefgang vertragen können. In einem durchschnittlich grossen Wohnzimmer könnte der Tiefgang allerdings auch völlig ausreichen.
Auch ein anderer Jazz-Klassiker machte von Vinyl gehörig Spass: Oscar Petersons "We get Requests". Einmal mehr deklassierte die Aufnahme aus 1965 die meisten aktuellen Jazzaufnahmen mit hoher Authenzität, einem realistischen Raumeindruck und toller Hoch- und Mitteltonauflösung. Die Kette von Pure Dynamics reichte die bekannten Qualitäten ungehindert weiter und bestach mit toller Feinauflösung. Wenn man etwas bekritteln wollte, dann evtl. die etwas überpräsenten Hochtonglanzlichter und den etwas zu "kleinen" Kontrabass. Wie oben schon angedeutet, muss man hier aber die Kirche im Dorf lassen. In Anbetracht des sehr grossen Hörraums (wurde mit definiteAudio geteilt), der sicher nicht hoch empfindlichen 3-Wege-Keramix und den 2x 24 Röhrenwatt, war der Bass schon ganz ordentlich. Mehr geht natürlich immer. Ob das notwendig ist, hängt aber auch vom zu beschallenden Raum ab.
Seichter Pop von Katie Melua lullte mich dann zum Abschied mit einer lebensechten und natürlich klingenden Akustik - und einem eventuell ein wenig zu frischen Hochton - ein.
Freunde guter Röhrenverstärker und hochauflösender Lautsprecher sollten bei ihrer nächsten Österreichreise einen Besuch im Grazer G´schäfterl von Pure Dynamics einplanen.