Messeberichte - High End 2004
Adam-Audio
Der Berliner Lautsprecher-Schmiede um den Chef(-entwickler) Klaus Heinz hat die Hifiwelt es zu verdanken, dass die geniale und
prinzipiell überlegene Wandlertechnik des Air-Motion-Transformers (bei Adam-Audio A.R.T. = Accleerated Ribbon technology genannt)
weiterentwickelt wurde und als bezahlbares Hifi angeboten wird. In den topmodellen Column und Tower kommt sogar eine grössere Version
als Mitteltöner zum Einsatz der bis 600 Hz einsätzbar ist und damit sogar den grossen "Ur-"Airmotiontransformer von ESS überbietet.
Im Vergleich zu diesem grossen und schwer an einen Tieftöner "anbindbaren" frei zu verbauenden Dipol, gelang Adam-Audio eine gefälligere
Einbauversion. Diese ist hervorragend in das Gesamtkonzept mit den sehr guten (und extrem steifen und leichten) Wabenmembran-Tieftöner
von dem deutschen Chassis-Lieferant Eton eingegliedert. In der aktuellen Version sind die Chassis aller Modelle (bis auf das teilaktive
Topmodell "Tower" - nicht präsentiert) nicht direkt auf das Holzgehäuse geschraubt, sondern auf eine steife und leichte Aluminium-
Bienenwabenplatte montiert. Dies soll Partialschwingungen der Treiber schnell ableiten bzw. erst gar nicht entstehen lassen. Gut vom
Lieferanten Eton abgeguckt!
Leider sind die Berliner Produkte nicht mehr beim Händler zu hören, sondern nur noch über den Direktvertrieb erhältlich, oder bei
je einem sog. "Demopoint" in Bochum oder München zu hören. Ich selber hatte damals (Händler-Vertriebs-Zeiten) bereits die Gelegenheit
das kleinste Modell "Compact" und darüber rangierend den Standlautsprecher "Pencil" ausgiebig hören zu können, was ich danach nur
jedem wärmstens empfehlen kann. Ob man die grundtonstarken und dynamisch unkomprimiert voller Spielfreude nun mag oder nicht, wie
schlackenfrei und nicht von Partialschwingungen (und damit Verzerrungen) überlagert, sowie frei von Nachschwingern ein Hoch- bzw.
hochmitteltöner aufspielen kann ist einfach verblüffend. Man kommt wirklich ins Grübeln, ob die allgegenwärtige Kalottenbauform
wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Sowie, was man bis dato als Frische oder Hochtonbrillianz wahrgenommen hat, nicht einfach
nur Reproduktionsfehler (wenn auch manchmal gut gemachte) der limitierenden Wiedergabetechnik waren.
Wie klang´s auf der Messe?
Kurz: Hier hat sich meines Erachtens Adam-Audio weit unter Wert verkauft. Eine lieblose Vorführung in einem weniger als unperfekten
Aufbau bei unglücklichen räumlichen Gegebenheiten. Für die Column war offensichtlich nur im Eingangsbereich Platz, und die kleineren
Modelle mussten bei einer eher schlechten Mehrkanal-DVD-Video-Vorführung zeigen, wie wenig so etwas mit Hifi oder gar Highend zu tun
hat. Schade!
Ob darauf der Publikumszuspruch entsprechend schlecht war und aus diesem Grunde Adam-Audio auf der High End 2005 nicht mehr vertreten
war, kann nur spekuliert werden.
Adam-Audio
Sonus Faber und Van den Hul
Publikumsmagnet bei dem Vertrieb von Sonus Faber und Van den Hul war sicher das damals taufrische Topmodell Stradivari von
Sonus Faber. Über die optische und preisliche Gestaltung kann man sicher lange disktieren, über die akustischen Qualitäten
sicher nicht: Die Stradivari ist ein sehr guter Lautsprecher und dabei löblicherweise im vergleich zu Topmodellen anderer
Hersteller nahezu effekt- und verfärbungsfrei. Wo andernorts alles immer besonders gross, räumlich, tieftonstark tönt (und nervt!), klingt
Musik über die Stradivari in der Qualität wie es die Kette und die Musikkonserve liefert. Mal verzerrt und nervig, mal einfach
natürlich, flüssig und über alle Frequenzbereiche aus einem Guss.
Was die Qualitäten einer Musikonserve angeht und mit welchen Tricks dort gearbeitet wird, um einen besonderen Sound zu erzeugen, dazu
hielt Prof. Van den Hul einen interessanten Vortrag, den er mit entsprechenden Beispielen untermauerte. Entsprechend "geschult" war
es dann tatsächlich interessant, bei welchen Vorführungen auf der High End man offensichtlich versuchte, bestimmte "Fähigkeiten" der
angepriesenen Produkte zu verdeutlichen.
Für Normalsterbliche erschwingliche Lautsprecher wurden nicht vorgeführt und im Nachbar-Container bewies man, dass man mit
Velodyne-Subwoofern seine Nachbarn schön durchschütteln kann und entsprechende Grossraumdisko-Qualitäten der Stradivari in den
unteren Lagen wohl im Vergleich fehlen.
Sonus Faber
Van den Hul
Audiaz
Der noch recht junge Rosenheimer Lautsprecherhersteller führte seine Produkte Aurea und Eta vor. Diese Kreationen sind nicht
günstig, dürfen aber ob dies betriebenen Aufwands und der hochwertigen "Zutaten" wegen als preiswert gelten. Fest steht jedenfalls,
dass entsprechende Produkte anderer Hersteller - wenn sie denn ihre Lautsprecher so konsequent aufbauen - noch deutlich teurer
sind.
So lesen sich die verwendeten Bauteile und der Aufbau auch wie als hätte man einem Selbstbauer und
HobbyHifi-Leser für die jeweilige Lautsprechergrösse ein unbegrenztes Budget gegeben und
gesagt:"Mach was schönes draus!"
In dem jeweiligen Frequenzbereich kommen nur die anerkannt als zu den besten Chassis geltenden Produkte von Eton (Wabenmembran-
Tieftöner und Airmotiontransformer) und Thiel (dt. Keramikchassishersteller) zum Einsatz. Die Frequenzweichenbauteile sind allesamt
verlustarm und hochwertig. Der Gehäuseaufbau ist aufwändig versteift. Die emfpehlenswerten Antispikes von Audioplan sind als Füsse bereits
im Gesamtkonzept enthalten.
Ich war persönlich sehr gespannt auf die Vorführung der Aurea. Hätte ich mich damals nicht für die Umsetzung meiner
Visaton VOX 200 MHT High End entschieden, wäre konzeptionell etwas ganz ähnliches bei meinem Bauvorhaben
entstanden. Wie klang es also auf der Messe?
Unspektaklär!
Ja! Einfach unspektakulär! Nachdem in dem einem Container Maximalpegel mit zwerchfell-erschütternden Bässen, im anderen
"brilliante" Hochtonverzerrungen, oder gänzlich verfärbte tonale Ergebnisse als Musik angepriesen wurden, entstand genau diese
hier bei Audiaz: Musik - so gut oder schlecht wie sie auf einem Tonträger gebracht und danach wieder wiedergegeben und verstärkt
wurde. Klingt banal; aber die Audiaz-Lautsprecher spielen so neutral und trotzdessen extrem hochauflösend, dass man bei einem von
unterschiedlichsten Messeeindrücken geprägten Tag, erst einmal zur Ruhe kommen und genau hinhören muss. Die Audiaz konfontrieren
einen nicht marktschreierisch mit einem bestimmten Sound, so dass man ihre Qualitäten erst einmal überhören könnte.
Stefan Gawlick von Hifi & Records hat es gut auf dem Punkt gebracht: "...technisch auf
die Spitze getrieben,... ...agiert stets geschlossen, unauffällig und sich jeden Kommentars enthaltent". Dem ist wenig hinzuzufügen,
ausser seinem eigenen Hinweis in einer anderen Ausgabe (über ein anderes Modell der Marke), dass (sinngemäss) "Sounding" über den Rest der Kette (z.B. mit Class-A, Röhrengeräte etc.) möglich ist. Dieses Resultat ist für das üblicherweise als das verlustbehafteste Glied einer Kette geltende (dem Lautsprecher eben) ein grosses Kompliment.
Ebenfalls auf der High End 2005 leider nicht mehr vertreten.
Audiaz
B&W
Als prinzipiell kein besonderer Fan des britischen Herstellers (durchaus hochwertiger Lautsprecher), muss ich doch gestehen das
hier eine gute Show geliefert wurde. Die meisten Produkte wurden zwar nur ausgestellt und nicht vorgeführt, aber eine kostenlose
Liveperformance vom Singer und Songwriter Allan Taylor, sowie eine nicht datenreduzierte Mehrkanalvorführung über sechs(!) 801er
bekommt man nicht alle Tage geboten. Über letztere will ich kurz berichten:
Einen günstigen Hörplatz ergattert, konnte ich die Vorzüge einer echten (und nicht nachträglich verhallten oder wie bei Musik-DVD-Video
üblich mit Reareffekten versehenen) akustischen 6-Kanal-Aufnahme lauschen. Was bringts? Nun, tatsächlich eine ungewohnt präzise und bis
weit über die übliche Stereobreite reichende räumliche Wiedergabe. Einzelne Intrumente waren nicht nur links und rechts vor dem Hörer, sondern auch neben dem Hörer auszumachen. Die dabei gegebene Ortungsschärfe war ebenfalls frappieren und ist wohl so mit 2 Lautsprechern
auch nicht zu realisieren. Auf die hinteren Kanäle waren keine Instrumente gemixt, sondern ausschliesslich "Rauminformationen". So wurde
auch kein Fluchinstinkt geweckt (weder der prähistorisch-instinktive noch der musikalische). Man kann es angesichts schlecht gemachter Musik-Video-DVD´s nicht oft genug betonen: Im Gegensatz zu Heimkino, haben einzelne Schallereignisse bei der Musikwiedergabe auf den hinteren Kanälen nichs verloren. Qualitativ darf die Vorstellung als gelungen gelten.
Als Fazit bleibt allerdings, dass entsprechende SACD-Software praktisch nicht käuflich zu erwerben ist und der Kauf von 4 zusätzlichen
Lautsprechern samt notwendiger Gerätschaften für wenige Musikaufnahmen wohl zu überlegen ist. Mir persönlich ist klar geworden, dass
selbst wenn mir der notwendige Abhörraum, die finanziellen Mittel und einige SACD´s zur Verfügung ständen, ich links und rechts von
mir keine Musiker hören möchte. Im übrigen ist mir dies weder in einem Jazzkeller noch in Klassikkonzertsaal je untergekommen.
Eine befremdliche Vorführung, die meines Erachtens deutlich gemacht hat, warum trotz marketingtechnischen Interesses (Verkauf von
grösserer Anzahl an Verstärkern und Lautsprechern) der klassische Hifi-Markt Mehrkanal nicht angenommen hat und auf der High End 2005 auch seitens
japanischer Massenhersteller eine Rückbesinnung auf qualitativ hochwertige Stereowiedergabe erfolgte.
B&W
BMC
Die aktiven Dipol-Subwoofer von Audio Elevation verfolgen ein interessantes Konzept, was auch in der Selbstbauszene auf Interesse
stiess. Derzeit wird z.B. von Bernd Timmermanns das Thema Dipol-Subwoofer offener Bauform in seiner
HobbyHifi weiterverfolgt und führt im Resultat zu ähnlichen Ergebnissen, nämlich der nicht
kugelförmigen sondern gerichteten Anregung der Raummoden. Bei Audio Elevation heisst das Blow-Motion-Concept (bmc) und soll bei korrekter
Aufstellung zu einem sauberen und weniger "wummernden" und gleichzeitig tiefreichenden Basswiedergabe sorgen. Dass die Aufstellung
hierbei besonderer Sorgfalt bedarf konnte Timmermanns ebenfalls belegen. So kämpfte man in dem (zu) kleinen Hör-Cointainer auch mit
den entsprechend wenig optimalen Bedingungen.
Komplettiert wurde die Vorführung im restlichen Spektrum von einem Koax-Lautsprecher. Dieser erzeugte bei der spektakulären und ein
wenig effektheischenden Vorführung für deutlich wahrnehmbare Verzerrungen und konnte mich nicht überzeugen. Der tieffrequente Anteil aus den BMC-Einheiten kam erstaunlich konturiert und druckvoll - mit entsprechenden Dämpfungsmassnahmen und der richtigen Aufstellung bekam man anscheinend auch den Container halbwegs in der Griff. Da die Abhörbedungungen aber trotzdem eher unterdurchschnittlich waren und das Zusammenspiel von Subwoofer und Satellit so eingestellt war, dass man die positive Wirkung der BMC´s heraushören sollte (sprich: zu viel Tieftonanteil), kann ich kein abschliessendes Urteil bilden. Dipol-Subwoofer sollte man aber trotzdessen weiterverfolgen, da sie bei korrekter Aufstellung kistenfreien Tieftonunterstützung auch für schwierige Einsatzgebiete versprechen.
BMC von Audioevelation
Dali
Bei Dali wechselte man die Bestuhlung spiegelverkehrt zwischen Heimkino-Getöse (z.B. X-Men2 mit spektakulärer Grobdynamik und extremen Tieftonpassagen) und klassischer Stereovorführung an den Modellen der neuen Helicon-Serie (unterhalb der Topmodelle der Euphonia-Serie).
Mit weniger exklusivem Gehäuse aber ähnlicher Technik ausgerüstet - bemerkenswert vor allem die Hochtoneinheit bestehend aus 25mm Seidenkalotte und Bändchen - soll diese Serie wohl gegen die direkte dänische Konkurrenz (Contour-Serie von Dynaudio) antreten.
Von den Anlagen her hat sie auch durchaus das Zeug dazu, aber ob man dazu ab 13.000 Hz die sehr gute Kalotte um ein Bändchen ergänzen muss halte ich für fragwürdig, aber Superhochtöner waren vor dem Hintergrund der theoretischen Frequenzbreitenerweiterung mit DVD-Audio und SACD damals populär. Auf der anderen Seite schadet ein Superhochtonbändchen auch nicht und strahlt wahrscheinlich breiter ab als eine vergleichsweise grosse Kalotte, die hier schon relativ stark bündelt. Gespannt war ich auf das Ergebis, was ich mir anhand von Blues und Klassik vorführen liess.
Erste Überraschung: Der Hochton bietet akustisch keine Überraschungen. Fein aufgelöst und sauber, wie man es von anderen guten Produkte (eben z.B. Dynaudio oder der dali-eigenen Royalserie, die ich schätze) gewohnt ist. Stimmen wurden ebenfalls sauber und mit dem nötigen Schmelz und eher aus voller Brust als zu dünn wiedergegeben. Zweite Überraschung: Der tiefreichende, gut konturierte und eher trockene Bass, den ich so dieser Konstruktion nicht erwartet hätte. Insbesondere das Kompaktmodell 300 zeigte, dass es für den Hörraum absolut ausreichend dimensioniert war und grössere und damit tiefton-potentere Modelle in einem kleinen raum eher Probleme machen als Vorteile zu bringen.
Insgesamt eine audiophile Serie, die man denjenigen ans Herz legen kann, die ein eher grundtonwarmes aber trotzdem feinaufgelöstes Klangbild schätzen.
Dali
Amphion und Hegel
Der Taurus Highend Vertrieb führte abwechselnd 2 unterschiedliche, aber jeweils sehr interessante Abhörketten vor:
Das neue Topmodell Krypton des finnischen Lautsprecherherstellers Amphion an norwegischer Elektronik von Hegel und nochmals teuer das Magneplanar Topmodell 20.1 an Elektronik der amerikanischen Edelschmiede Jeff Rowland (folgender Bericht).
Auf den Höreindruck der Amphion Lautsprecher war ich sehr gespannt, so wurden bei Amphion doch recht ungewöhnliche Lösungen umgesetzt: Allen Modellen gemein ist die 25mm Aluminium-Kalotte die auf ein flaches Horn spielt und so schon sehr tief (1200 Hz) angekoppelt werden kann. Bei den grossen Standlautsprechern Xenon und Krypton sind die Mitteltöner zudem teilweise seitlich "entlüftet", was - ähnlich dem
Ansatz von Isophon und Audiophysic mit zusätzlichen seitlichen Mitteltontreibern - zu einer räumlicheren Wiedergabe führen soll. Alle Chassis sowie die Verarbeitung scheinen von hoher Qualität. Damals selbst an der Xenon interessiert schreckte mich allerdings die
kaum vorhandene Vertretung in Deutschland - in Fernost, Skandinavien und USA scheint man da bereist erfolgreicher zu sein - und
bleibende Zweifel and der Verfärbungsarmut von Aluminium-Kalotten und Hörnern. Konnten diese durch die Krypton zerstreut werden?
Positiv fallen sofort das gute Auflösungsvermögen über den gesamten Frequenzbereich, die räumliche Darstellung in alle Dimensionen,
die recht dynamische Spielweise und der sauber konturierte Tieftonbereich auf. Der Präsenzbereich allerdings wirkte bei der Darstellung
von Frauenstimmen und einem Saxophon ein wenig verfärbt. Waren das die erwarteten Auswirkungen der tief angekoppelten Alukalotte am
Horntrichter? Abschliessend lässt sich das nicht beantworten. Denn dieser Eindruck kann auch durch eine entsprechend verzerrte
Aufnahme oder die eher hell abgestimmten Hegel-Komponenten (s.a. Messebericht 2005: Hegel unter Magneplanar) hervorgerufen sein.
Amphion
Hegel
Magneplanar und Jeff Rowland
Die 2te Abhörkette vom Taurus Highend Vertrieb hinterliess bei mir den bleibenderen (und gleich vorweg: sehr positiven) Eindruck.
Die aktuelle CD vom Sänger und Gitarristen Chris Jones habe ich selten (um nicht zu sagen: noch nie) so luftig, räumlich, klar und schlackenfrei gehört wie über diese Kette. Dies mag darin liegen, dass dies meine erste Begegnung mit einem Vollbereichs-Flächenstrahler wie einem Magneplanar oder Quad gewesen ist. Wie schon im Messebericht 2005 geschrieben, hat es mir dieser "kistenfreie" und livehaftig unkomprimierte Klang der Maggies angetan. Auch diese Kette war natürlich nicht perfekt. So soll eine leichte Brillianz-Betonung hier
bei aller Euphorie nicht verschwiegen werden.
Magneplanar
Jeff Rowland
Arcus
Mir ist die Marke Arcus noch als Berliner Lautsprecher Hersteller bekannt, der in der 90er Jahren des vorangegangenen Jahrtausend
mit clever gemachten und äusserst preiswürdigen Kreationen auf sich aufmerksam gemacht hat. Damit machte diese Marke zu dieser Zeit nicht nur mir als Schüler das Thema Hifi überhaupt möglich. Für eine längere Zeit ist es dann sehr still um diese Marke geworden. 2002 wurde sie schliesslich von der Tepax GmbH übernommen, firmiert nun in Kronberg im Taunus und ist 2003 als Vollanbieter mit neuen Produkten an den Start gegangen, die mit den damaligen Produkten wenig gemein haben. Preislich sehr interessant positioniert und von der einschlägigen
Fachpresse mit Vorschusslorbeeren bedacht, war Probehören der sog. First Class Kette an den Premium Lautsprechern unbedingt Pflicht.
Kurz: Einfach enttäuschend was da neuerdings unter dem Namen Arcus angeboten wird. Sehr hell abgestimmt, mit deutlicher Brillianzüberbetonung und unnatürlich verfärbter Stimmwiedergabe wurde ich wieder schnell aus dem Hörraum getrieben. Die positiven Testberichte lassen sich wohl nur mit den Mechanismen des Highend-Dilemmas erklären.
Arcus
Benz Micro, Audiomeca und Audiophysic
An Verstärkern von Jeff Rowland und der guten Avanti 3 von Audiophysic konnten unterschiedliche Quellen gehört werden. Ich hatte
Gelegenheit die gleiche (digitale!) Aufnahme über den CD-Player Mephisto II.x von Audiomeca, als Vinyl-Pressung über den Tonabnehmer
Benz Micro ACE L (low output) und dem Ebony (ebenfalls von Benz Micro) zu hören. Die gewonnenen Eindrücke waren höchst aufschlussreich und sollen nicht vorenthalten werden:
Schon über den Audiomeca-CD-Player, der insbesondere Vinyl-Liebhabern immer wieder nahegelegt wird (da er so analog klingt?), klang der Titel Mr. Bojangles gesungen von Robbie Williams (Swing When You´re Winning: prima Platte!) schön dynamisch, luftig, gut aufgelöst und mit einem tiefen und gleichzeitig straffem Bass versehen. Einzig eine leichte Brillianzbetonung war festzustellen, die allerdings der Aufnahme zuzuschreiben ist und leicht z.B. bei den kritischen S-Lauten festzustellen ist.
Mit dem Benz ACE L klang die entsprechende Pressung allerdings noch einmal deutlich besser als über CD. Besonders zu betonen ist die Natürlichkeit der Atmosphäre und der Stimme, sowie die Ansatzlosigkeit der Wiedergabe. Jeder Vinylliebhaber wird wissen was gemeint ist.
Aber auch auf der Negativ-Seite waren Punkte zu vermerken. So tendiert der ACE offensichtlich ein wenig zur Schärfe und wirkt im dirketen Vergleich zu einem höherwertigen Tonabnehmer wie dem Ebony ein wenig zu hell und nervös.
Das gleiche Stück über den Ebony abgespielt brachte nochmals deutlich gesteigerte Räumlichkeit, mehr Attacke bei dynamischen Passagen und insgesamt eine grössere Abbildung bei gleichzeitig entspannterer und unverzerrterer Wiedergabe. Mit dem überarbeiteten ACE L aus 2005 wird dieser Unterschied sicher ein wenig geringer ausfallen, wie unter Messebericht 2005: Benz Micro nachzulesen ist. In 2004 allerdings zeigte das Stück English man in New York von Sting nochmals deutlich die Unterschiede zwischen diesen beiden Tonabnehmern, da diese etwas ältere Aufnahme noch ein wenig härter und ungeschliffener klingt, was zu einem etwas unangenehmen Resultat über den alten ACE L führte. Insgesamt allerdings eine eindrucksvolle Vorführung für die audiophilen Vorzüge der analogen Wiedergabe im Highend.
Benz Micro
Audiomeca
Audiophysic
Avantgarde
Avantgarde Acoustic ist in Deutschland sicher fest mit Begriff Hornlautsprecher verbunden. So findet man hier vom kleinen Basismodell als Koaxialhorn bis zum aktiven Basshorn (18 Hz untere Grenzfrequenz) für jede Raumgrösse und jeden Geldbeutel etwas. Auf der High End 2004 wurde zweifelsohne das neue Basshorn in seiner grössten Ausbaustufe mit insgesamt 6 aufeinandergestapelten Modulen vorgeführt. Wie klangs´?
Laut! Wirklich sehr laut!
Von der martialischen Tieftongewalt konnte man sich bereits vor dem Vorführraum und in den leidtragenden benachbarten überzeugen. Wer diese Pegel für sein Wohzimmer - und den gesamten umliegenden Wohnblock - benötigt und mit Verfärbungen leben kann, findet hier sicher die passenden Lösung. Um der Marke nicht Unrecht zu tun, wird unter geeigneten Hörbedingungen ein Probehören der keineren Modelle notwendig sein. Zur Messevorführung ist allerdings bereits alles Wesentliche gesagt.
Avantgarde
Berendsen und Phonar
Das neue Topmodell Credo S100 des norddeutschen Lautsprecherherstellers Phonars spielte an einer Kette von Berendsen - einem zu Unrecht wenig beachteten Elektronikhersteller aus Moers. Die Credo S100 ist exzellent verarbeitet, besitzt ein aufwendiges Gehäuse und als 3-Wege-Lautsprecher beste skandinavische Chassis der Edelmarke Scan Speak, wie sie von vielen namenhaften Highend-Herstellern genutzt werden. Vor diesem Hintergrund kann man diesen Lautsprecher - ebenso wie die Geräte von Berendsen - als vergleichsweise preiswert titulieren. Beim Hifi sollte allerdings immer nur das Klangergebnis zählen und nicht Namen und technischer Aufwand.
Aber insbesondere was das betraf machte diese Kette eine ausgesprochen gute Figur. Natürlich, rythmisch, räumlich, fein aufgelöst und mit einem trockenen und gut konturierten Tiefton versehen erklang Musik im Vorführraum. Dass deutlich teurere Ketten hinsichtlich dynamischer Qualitäten und Abbildungsgrösse noch mehr können, ist angesichts des Preises aber insbesondere in Anbetracht der integrierten und in sich geschlossenen Wiedergabe ohne einzelne Übertreibungen verzeihlich.
Berendsen
Phonar
Piega
Der Schweizer Lautsprecherhersteller Piega hatte es mir bereits einmal mit seinem Modell P5 LTD (mittlerweile durch P5 LTD MKII ersetzt) angetan. Als Spezialist für Alminiumgehäuse und Bändchen aus eigener Entwicklung und Produktion, kam dieser Lautsprecher schon in den Genuss des - nicht mehr produzierten - Mitteltonbänchens, was ihn weit über das "normale" Modell ohne selbiges heraushob und zu wunderbar leichter Spielweise verhalf. Dazu noch die schicke Optik der schlanken Aluminiumsäule... - beinahe hätten sie mich herumgekriegt die Schweizer. Wäre da nicht die insgesamt nicht ganz geschlossene Wiedergabe gewesen und den Qualitäten des Hochton- und Mittelton-Bändchens deutlich nachstehenden 18cm-Tiefmitteltontreiber von Vifa(?). Mit der Entwicklung des Koax-Bändchens und neuen Tieftontreibern, sowie der entsprechend bestückten neuen Topmodellen der C-Serie war eine neue Bestandsaufnahme fällig. Auf der Messe mit dem Topmodell C40 an Röhrenelektronik von Octave möglich:
Da waren sie wieder die Qualitäten, die mich schon einmal für die Piegas eingenommen hatten: Luftigkeit gepaart mit schönen Klangfarben und einer grob- wie feindynamisch schön aufgelösten Wiedergabe. Der gezeichnete Raum ist zudem in allen Dimensionen recht gross und einzelne Instrumente klar positioniert. Natürliche Aufnahmen wie Rebecca Pidgeons "Young Girl" schmeichelten den Qualitäten der C40, wobei diese auch demonstriert wie natürlich und neutral sie musizieren kann. Bei grobdynamisch engagierterer Musik erklang zudem ein recht tiefer und sauberer Bass, der meiner Empfindung nach allerdings nicht vollständig in das Klangbild intregiert schien, einfach langsamer als der Rest des Spektrums wirkte. Hierbei darf man allerdings nicht vergessen, dass eine Röhrenendstufe an einem grossen Lautsprecher bei relativ hohen Pegeln schuftete. Mit entsprechend laststabilen Transistorendstufen relativiert sich dieser Eindruck eventuell wieder. Damit das beschriebene Klangbild dabei dann nicht verloren geht, sollte der Spielpartner mit Bedacht ausgewählt sein und sollte nicht zu hell oder analytisch spielen. Ein wirklich empfehlenswerter Lautsprecher. Aber bevor man sich zu viel Appetit beim führenden Händler holt, sollte man den Preis von über 25.000 EUR fürs Paar bedenken. Eine ohnehin hübschere P5 LTD MKII gibts ab ca. 7.000 EUR - wer in diesen Preisregionen "fischt", sollte sich diese einmal anhören.
Piega