Messeberichte - Analog Forum 2005
Erster Eindruck
In neun Konferenzräumen des Münchner Novotels veranstaltete die Analogue Audio Association
bei freiem Eintritt das diesjährige Analogforum.
Da es zum Leidwesen der Veranstalter ein ruhigher Samstag werden sollte, versprach er auf der anderen Seite ausgiebige und störungsfreie Höreindrücke der zahlreichen Aussteller zu vermitteln. Selber gerade vor der Kaufentscheidung eines neuen Tonarms und Tonabnehmers stehend, hoffte ich hier die notwendigen Hör- und insbesondere Vergleichsmöglichkeiten zu erhalten, die offensichtlich kein Münchner Händler bieten kann.
Leider musste ich nach einem ersten Orientierungsdurchlauf feststellen, dass auch keiner der ausstellenden Vertriebe an derartigen Vergleichsvorführungen Interesse hat. So waren auch beim Analog Forum 2005 keine objektivierbaren Produktvergleiche möglich. Wenn überhaupt spielten komplett verschieden Kombinationen an den Abhörketten. Im folgenden möchte ich trotzdessen einen Kurzüberblick über die gewonnenen Eindrücke geben.
Scheu Analog
Endlich die in Selbstbaukreisen geschätzen und populären Scheu-Produkte hören zu können, ist eine wirklich seltene Gelegenheit, die ich gerne wahrgenommen habe. Scheu zeigt exemplarisch, dass man gut gemachte Masselaufwerke und durchdachte Tonarme auch zu Kursen unterhalb der ansonsten üblichen Mondpreise anbieten kann. Nur die Tonabnehmer sind nicht aus eigener Fertigung, sondern werden von renommierten Hersteller Benz beigestellt. Als Phonovorstufe kam die noch relativ unbekannte Aqvox Phono 2 CI zum Einsatz, die ich mittlerweile selber sehr schätze (mehr demnächst unter Höreindrücke - Analog sich dank des jüngsten sehr postiven Testberichst im LP-Magazin mittlerweile wohl gut verkaufen sollte. Weiter verstärkt wurden die so aufbereiteten Signale von einem Röhrenverstärker (RCM) polnischer Herkunft, der mir unbekannte und ziemlich archaisch anmutende Lautsprecher antrieb.
An welchem Teil der Kette es nun lag, kann schwer beurteilt werden. Mit den Scheiben die ich hören konnte, wollte nicht so richtig Freude aufkommen. Das Klangbild war zwar fein aufgelöst, wirkte aber insgesamt wenig plastisch und etwas blutleer und im Grundton ausgedünnt. Die grobdynamischen Fähigkeiten schienen zudem auch nicht die Stärke der Kette zu sein. Auf einem Analog Forum ist man nun versucht diese Mäkel dem Plattenspieler oder der Phonostufe zuzuschreiben; so wie ansonsten oft Wohl- oder Missklang den Lautsprecher angelastet werden; was ich eher für unwahrscheinlich halte. Wahrscheinlich traf die unglückliche Kombination von gespielter LP, dem Raum und der speziellen Vertstärtker-Lautsprecher-Kombination einfach nicht meinen Geschmack.
VPI und Simon Yorke Design
Im Raum Thoma konnte man das ausladende Topmodell von VPI, den TNT HR-X (Bild 1) im Maximalausbau. Eine Besonderheit ist das mittig zwischen 2 starken Motoren angeordnete Flywheel, dass die Motorvibrationen vom Teller fernhalten soll. Leider habe ich diese Laufwerk nicht hören können, sondern ein kleineres (ohne Abbildung), dass über Klimo-Verstärker und exotische Lansche-Lautsprecher spielte. Bei den Lansche-Lautsprechern kommt übrigends noch der von mir bereits verschollen geglaubte Ionenhochtöner zum Einsatz.
Ein eher ruhiges akustisches Stück klang so abgespielt schon recht angenehm und gut aufgelöst. Das Klangbild löste sich allerdings nicht vollständig von den Lautsprechern ab und wirkte hinsichtlich der räumlichen Ortbarkeit weniger präzise. Im weiteren fiel mir ein schienbar zu langsamer und leicht dröhniger Basslauf auf, der zuweilen leicht brummig und sumpfig negativ auffiel. Nach Laufwerkswechsel auf den kleinen Simon Yorke Designs Spieler (Bild 2), der mit einem Jan Allaerts Tonabnehmer bestückt war, besserten sich diese kritischen Punkte. Zwar immer noch nicht wirklich gut aufspielend, aber zumindest mit einem strafferen besser konturierten Bass versehen, musizierte es gleich angenehmer.
DPS und Oracle
Im Raum Kobell fand eine der besseren Vorführungen statt. An Lavardin-Verstärkern und über die optisch klobigen Harbeth Lautsprecher spielten abwechseln ein dps von Hifi-Laden-Bauer und ein Oracle Delphi in der letzen MK V Version. Schon mit Herr Bauers dps gab sich die Kette besonders spielfreudig und hoch auflösend. Mit dem Pegelregler wurde allerdings auch nicht zimperlich umgegangen und so liessen auch Verzerrungen nicht auf sich warten. Diese konnten durch Mikrofonie am Laufwerk oder durch Limitierung der Verstärker oder der Harbeth hervorgerufen sein. Über den Oracle klang alles noch eine Stufe erwachsener, straffer und konturierter. Ob dies nun am Laufwerk, Tonabnehmer oder dem SME-Arm lag, der sicher höher anzusiedeln ist als der von Bauer getunte Rega RB 250, bleibt ungewiss.
Rossner & Sohn
Die aufgebaute Kette in Raum Gondrell weckte highfidele Begehrlichkeiten:
Das imposante Masselaufwerk von Rossner & Sohn, sowie der eigene Tonarm und eine kompromisslos aufgebaute Phonovorstufe konnte ich schon auf der High End 2005 bewundern - nachzulesen unter Messeberichte High End 2005 - Rossner und Sohn. Der auf Stand der Technik designte und auch optisch eindrucksvolle Röhrenverstärker Son Of Pharao von SQF (Supertest in der von mir geschätzten Hifi&Records) und der Superlautsprecher Diamond Symphony (Maximalbewertung in Stereo) von Clearlight-Audio. Dieser hat (bis auf den Basstreiber) grosse Ähnlichkeit mit einem hochgeachteten Selbstbauprojekt von Klang+Ton, dass ich selber lange Zeit als Alternativ-Projekt zu meiner letztlich realisierten Visaton VOX 200 MHT High End in Betracht gezogen habe. Der Clearlight-Audio-Lautsprecher hat allerdings ein resonanzoptimiertes Gehäuse aus dem Kunststoff RDC (den Clearlight-Audio auch in Form von Pucks und Racks vertreibt), das ein Selbstbauer so kaum realisieren könnte. Im Gegensatz zum Klang-Ton-Nachbau muss der geneigte Interessent allerdings auch mit Anschaffungskosten von wenigstens 15000 EUR rechnen. Alles in allem also Vorraussetzungen für eine highendige Traumreise.
Was für ein Schock als erste Töne von Stings "Set Them Free" erklangen: Viel zu hell mit deutlich überbetonten Brillianzbereich, vergleichweise ausgedünnt im oberen Grundton und davon deutlich abgegrenzt ein muffig langsamer Bass. Der spielte zwar tief und druckvoll, konnte aber offensichlich nicht annähernd mit den "schnelleren" Eton Chassis (Wabenstruktur-Tiefmitteltöner und Air Motion Transformer) mithalten. Nebenbei gefragt: Ist das ein grosser Peerless-Bass, der in einem Bassreflexgehäuse spielen muss??? So oder so: Absolut enttäuschend und damit für mich eine weitere Highend- und "Fachpresse"-Entzauberung.
Brinkmann
Im Raum Weiss Ferdl wurde neben einer guten klingenden Vorführung auch die einzig auszumachende echte Innnovation präsentiert: Der schweizer Tonarm Thales (Bild 1) von Tonarm, der laut Aussage des Herstellers der einzige tangentiale Drehtonarm ist und die Vorteile von Drehtonarmen und Tangentialtonarmen in sich vereinen soll. Ob nun die Vorteile hinsichlich des kurzen Tonarmrohres und der Geometrie überwiegen, oder nicht doch zusätzliche Nachteile durch das zweite Führungsrohr und die notwendigen zahlreichen Lager erzeugt werden, kann ich nicht sagen. Denn leider hatte ich keine Gelegenheit das so ausgestatte Laufwerk Brinkmann Lagrange zu hören, sondern stattdessen die Version mit Brinmanns eigenem Tonarm. Der Rest der Kette war selbstverständlich auch aus Brinkmanns hochwertigen aber auch sehr teuren Produktangebot zusammengestellt. Als Lautsprecher diente das Topmodell der noch jungen Schmiede Lithophon, das mit Excel-Magnesium Chassis von Seas und einem grossen Magnetostaten(?) sichtbar hochwertig bestückt ist.
Neben diversen Jazz-Stücken, beeindruckte (wie so oft) besonders eine alte Einspielung von "Fever". Neben einem hohen Auflösungsvermögen konnte diese Kette auch mit einem sauberen und gut konturierten Grundton und Bass wuchern. Die räumliche Abbildung gelang zudem glaubhaft in allen Dimensionen; wobei sich das Klanggeschehen gut von den Lautsprechern ablöste. Die grob- und feindynamischen Fähigkeiten waren ebenfalls ausgeprägt. Einzig der Hochton kam mir bei höheren Pegeln ein wenig drückend hell (nicht verzerrt!) vor. Bei deutlich überstiegener Zimmerlautstärke wirkten die Mitten zudem ein wenig hart (Resonanzen der Magnesiumchassis?). Diese Eindrücke konnten aber auch in der Aufnahme begründet liegen.
VPI und The Cartridgeman
Im Raum Aulinger spielten (schon wieder) VPI-Laufwerke über Sonneteer-Phonovorstufe und Lavardin-Verstärker an Living Voice Lautsprecher (Bild 1). Eine Besonderheit war das MM-System Music Maker III (Bild 2) von theCartridgeman, da ansonsten teure MC-Systeme in den anderen Räumen die Regel waren. Das britische System wird bei uns exklusiv von H.E.A.R. vertrieben, die es mit einer UVP von 1200 EUR auch nicht gerade günstig anbieten und damit den britischen Handelspreis deutlich überbieten. Klanglich stand die Kette denen mit MC-System zumindest nicht nach. Mit einer guten Bühnendarstellung, feiner Auflösung und einer plastischen Darstellung wusste diese vergleichsweise bezahlbare Kette zu gefallen. Als kleiner Makel blieb, dass das Ganze zwar gefällig aber nicht ganz unverfärbt tönte.
Raven
Im Raum Karlstadt spielte gerade immer die Anlage von Scheu-Analog. So konnte ich mir leider keinen Eindruck vom - in der Presse bereits hochgejubelten - Ruhrpott-Spieler Raven (Bild 2) machen. Dieses Masselaufwerk des Newcomers TW-Acoustic macht zumindest schon "im Stand" einen sehr guten Eindruck und konnte mit wertigem System, Tonarm, Tom Evans Phonovorstufe und den überzeugenden Lautsprechern der Wiener Lautsprecher Manufaktur (s.a. Messeberichte High End 2005 - Wiener Lautsprecher Manufaktur) in einem hochwertigen "Umfeld" (Bild 1) spielen.
Kuzma
Auch ein schöner Player: Der Kuzma Stabi Referenz mit Air Line Tangential Tonarm und Transfiguration Temper W System. Leider war auch hier gerade nur "Gucken" angesagt.
Transrotor
Wie auch schon auf den auf den letzten beiden High End Messen, gab es auch diesmal keine Vorführung dieser Masselaufwerk-Topseller. Dank durchgängig positiven Presselobes ist dies wohl auch aus marketingtechnischer Sicht nicht notwendig. Obwohl ich selber ein solches Laufwerk besitze - und man wirklich nicht sagen kann, dass es schlecht wäre - beschleicht einen unter diesen Umständen langsam das Gefühl, dass diese Laufwerke tatsächlich mehr zum Anschauen und Prahlen gemäss des Das Highend-Dilemmas und weniger zum Plattenspielen gemacht sind. Daher muss ich nicht nur zwangsläufig auf den Bericht von Höreindrücken verzichten, sondern erspare mir gleichzeitig auch den Webspace für Bilder.
Fast Audio
Im Raum Valentin gab es direkt gegenüber Räkes Transrotor-Galerie ebenfalls keine Musik zu hören; dafür durfte ich aber ein anregendes Gespräch mit Herrn Fast von Fastaudio führen. Wer schon den ein oder anderen meiner Berichte gelesen hat (insbesondere meine Meinungsbekundungen unter Das Highend-Dilemma), wird schon ahnen, dass wir nicht immer auf dem gleichen Standpunkt stehen konnten. Um es diplomatisch zu sagen: Kabeln zu Gerätepreisen, einer Phonovorstufe zum Preis eines Mittelklassewagens und kleinen wundersamen Klangglöckchen (Bild 2), bei deren Preisgestaltung man sich wohl gleich um mehrere Potenzen verkalkuliert hat, stehe ich nach wie vor skeptisch gegenüber.
Bei all diesen (diskutierbaren) Produkten (Bild 1) darf man allerdings nicht vergessen, dass Herr Fast ein Spezialist mit langjähriger Erfahrung im Bereich der Raumakustik ist. Und eben bezüglich dieser liegt - da herrschte bei uns wieder Einigkeit - sicher eines (wenn nicht: DAS) brachliegende Verbesserungspotenzial aller Abhörketten in unseren heimischen Hörräumen. Seine Absorber Elemente, mit denen man schädlichen Echos, frühen Reflexionen oder Dröhneffekten zu Leibe rücken kann, sind zudem noch erfeulich moderat bepreist. Gerade im Vergleich zu vielen anderen weit weniger wirkungsvollen Produkten (wie Kabeln, Gerätefüssen oder wundersame Raumanreger etc.) ist eine Raumoptimierung mit Akustikelementen vergleichweise preiswert. Nach einem wirklich netten "Sondierungsgespräch" stand dann auch fest: Eine Überprüfung und Verbesserung auch meines Hörraums (für Hifi zu modern und hallig eingerichtet) durch Herrn Fast ist wohl mehr als nur eine Überlegung wert. Sobald geschehen, werde ich selbstverständlich darüber berichten.
Herr Fast wird es sich wohl kaum nehmen lassen auch seine "Wunderschälchen" (Bild 2) mitzubringen. Das würde zumindest die Möglichkeit ergeben sich von der vermeintlichen Wirkung (Preis hin oder her) "vorbehaltvoll" zu überzeugen.