Nehmen wir an, man könnte wirklich unvernünftig viel Geld für einen Paar Lautsprecher ausgeben. Wer mich kennt, oder schon den einen oder anderen Bericht auf dieser Seite gelesen hat, wird wissen, dass ich jetzt nicht so klangvolle Namen wie Burmester, Avalon Acoustics, B & W oder MBL nennen werde. Nicht, weil ich diese Produkte für überteuert halte (und das tue ich), oder ich prinzipiell eine Aversion gegen bekannte Markenprodukte habe (auch diesen Eindruck könnte man auf meiner Homepage gewinnen); nein, es hat tatsächlich klangliche Gründe, die mir diese Produkte verleiden würden und mich andernorts umschauen lassen. Unter den Messeberichten zur High End 2006, High End 2005 und High End 2004 habe ich schon einige kurze Hörberichte zu manchen genannten Produkt verfasst und so erspare ich mir hier weitere Lästereien.
Die Beantwortung der Frage "Welcher wäre denn ein Traumlautsprecher für mich?" erscheint mir schwer. Nicht nur weil ich diesen für mich in meiner Visaton VOX 200 MHT High End gefunden habe, sondern weil die teuersten und vermeintlich besten Lautsprecher am Markt meist grosse Ungetüme mit vielen "Wegen" sind, die prinzipbedingt in normalen Wohnräumen eher Nachteile als Vorteile gegenüber ihren kleineren "Artgenossen" bringen. Trotzdem versuche ich mal ein bischen zu träumen...
Wilson Benesch - Discovery oder Chimera
Beide Lautsprecher sind vereinfacht gesagt basserweiterte Versionen der Arc aus der vorigen Rubrik Hifi-Klasse, aber nicht unerheblich teurer. Die Chimera habe ich bisher noch nicht hören können. Die Discovery spielt dank insgesamt 3 (!) Konustreiber ein wenig erwachsener auf als die Arc, was allein optisch schon eine Wonne ist, da man die Chassis nicht sieht und diese sogar auf noch kleinere Gehäusevolumina spielen - aber hier wurde genial getrickst. Schade, dass sie im Grundton ein wenig zurückhaltend spielt und damit schon ein wenig analytisch wirkt.
Magneplanar - MG 20.1
Wenn sie nicht so gross und hässlich wäre; ich ein Hörzimmer grösser 50 gm besässe; meine Gamut Kette auf drei Endstufen aufstocken könnte und die grosse Maggie dann mit einer Aktivweiche komplett aktivieren könnte; ja dann, wird die Luft für anderes High End wirklich dünn. Wahrscheinlich erscheinen die zuerst genannten Namen nur wie schnödes Hifi. Jetzt bin ich doch noch ins schwärmen geraten...
Sonus Faber - Amati
Hier muss ich mich outen: Diesen Lautsprecher würde ich lieber streicheln als anhören. Technisch nicht mehr ganz aktuell und klanglich zu rund und fett, ist dieser Lautsprecher optisch und hinsichtlich der Haptik und des Oberflächenfinishs für mich das Mass der Dinge. Wenn sie so klingen würde wie die neue Stradivari, die ich auf der High End 2004 hören konnte, wäre es rundum ein echter Traumlautsprecher. Die Stradivari ist wiederum optisch einfach klobig und mit ihrer enormen Gehäusebreite viel zu wuchtig.
Audioplan - Konzert
Ich hatte schon befürchtet mir fiele kein audiophiles Fertigprodukt in dieser "Preisklasse" ein, dass ich nicht schon in der vorigen günstigeren Rubrik genannt habe oder nur aufgrund seiner Optik hier nenne. Die Konzert ist der technisch und akustisch am meisten ausgereizte Zweieinhalb-Wege-Wandler den ich kenne. Dabei kommt Audioplan mit "Standardchassis" (von höchster) Qualität aus. Anstelle mit vielen Chassis oder Mehrwegekonzepten (also schierer Grösse - wie oft üblich) aufzutrumpfen bzw. bekannte Technik in "schicke Schale" zu werfen, wurde hier ein "simples" und wohraumtaugliches Konzept konsequent ausgereizt. Beispielhaft sei hier nur das resonanzoptimerte Gehäuse, die aufwenige Hochtonkammer und die kompromisslose Bauteileauswahl genannt. Auf der High End konnte ich mich davon überzeugen, was aus einem "einfachen" Konzept noch herauszuholen ist. In allen audiophilen Belangen ist die Konzert ein hochklassiger Lautsprecher, der nachdenklich macht, ob das "Heil" wirklich in immer neuen Membranmaterialien, verrundeten Schallwänden oder anderen neuartigen Konzepten zu suchen ist (um sich von der Konkurrenz abzusetzen), wenn ein solches Ergebnis "nur" mit einem konsequenten Aufbau machbar ist. Vielleicht sollte sich der ein oder andere Entwickler wieder auf die "Basisarbeit" konzentrieren. Dass diese aber nicht zum Nulltarif umzusetzen ist, zeigt dann auch der saftige Kaufpreis. Ein Glück für uns Selbstbauer, dass alle Teile der Konzert frei verfügbar sind, und dass man sich so manche Idee leicht abgucken kann.