- März 2009 überarbeitete Version -
Über eine Luxman Röhrenvorstufe, eine Mondial Design Acurus Mehrkanalvorstufe und den Versuch ausschliesslich mit einem hochwertigen Alps-Poti und nur einer Quelle "zu leben", bin ich schliesslich bei einer Gamut C2R (Bild) gelandet. Den Weg dorthin und die entsprechenden Höreindrücke werde ich hier bald nachliefern.
...so steht es hier seit Langem. Auf eine aussagekräftigere Beschreibung des Gerätes und meine Höreindrücke wartete man vergeblich. Aufgrund des niedrigen Verbreitungsgrades des Gerätes und der Tatsache, dass Gamut mit Erscheinen der D3 die C2R in Rente schickte, waren allerdings die Mail-Anfragen bezüglich eines Updates dieses Berichtes selten.
Bild: Meine aktuelle Referenz Gamut C2R auf ihrem Arbeitsplatz im Selbstbau-Rack
Warum hier der Bericht trotzdem nachgereicht wird?
Nun, das hat mehrere Gründe. Zum einen ist die Gamut C2R nach wie vor mein Arbeitsgerät (welch unschönes Wort) in meiner Referenzkette. Somit sind alle auf dieser Webseite veröffentlichten Höreindrücke mit diesem Gerät gemacht. Zum zweiten ist es - soviel vorab - ein zuverlässiges und klanglich hervorragendes Gerät, das ab und an auch als günstiges Gebrauchtgerät zu finden ist. Und zu guter Letzt arbeite ich gerade an einem Tuning der C2R, die diese mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand, klanglich näher an die Qualitäten der um 3.000 EUR (!) teureren Nachfolge-Vorstufe D3 bringen soll. Um das Tuning nachvollziehen zu können, ist nun einmal die Kenntnis des Basisgerätes notwendig. Ein entsprechender Tuning-Bericht wird nach erfolgreicher Umsetzung natürlich veröffentlicht.
Innenleben
So aufwendig das wertige Gehäuse gegen das Öffnen gerüstet ist, so einfach stellt sich das Layout der Gamut C2R im Inneren dar.
Bild 1: Sehr luftiges Innenleben - lange Stangen verbinden die Bedienknöpfe mit Umschalter und Poti und sorgen hierdurch auch für kurze Signalwege.
Bild 2: Klare Trennung - links die Eingangsplatine, rechts die Ausgangsplatine mit Alps-Poti.
In der Tat stellt sich beim Öffnungsversuch das Gefühl ein, dass man bei Gamut einen Servicefall wohl für recht unwahrscheindlich hält. Es müssen zahlreiche versenkte Schrauben gelöst und der schwarz lackierte Aludeckel, der auch die Geräteseite und den Boden umschliesst, abgenommen werden. Dass ich nicht nur den Gehäuseboden, sondern auch den Gehäusedeckel mit Bitumen dämpfen musste, kommt nun zusätzlich erschwerend hinzu. Denn hierdurch lässt sich der Deckel nicht mehr über die Rückwand schieben. Die Rückwand und die einzeln verschraubten XLR-Terminals müssen also gelöst werden. Eine Streichholzschachtel voller Schrauben sind die Folge. Naja, bin ja selber schuld, wenn ich alle potenziell schwingungsfähigen Bleche dämmen muss...
Die Gehäuseverarbeitung ist sehr massiv und wertig. Von der 10 mm starken Alufront, den aus dem Vollen gedrehten Knöpfen bis hin zu den ungewöhnlich starken Blechen für Boden und Deckel ist alles sehr sorgfältig verarbeitet und scheint für die Ewigkeit gemacht. Dass das Gerät seit Jahren bei mir den Dauerbetrieb bei ca. 10 Watt Verbrauch anstandslos quittiert, sei an dieser Stelle erwähnt.
Die Anschlüsse sind ebenfalls von guter Qualität. Dass man bei Gamut eher den symmetrischen Betrieb seiner hauseigenen Endstufen im Auge hat, erkennt man daran, dass es sogar zwei XLR-Ausgangspäarchen (Neutrik vergoldet) gibt und einzig die verwendeten Cinch-Buchsen eher von durchschnittlicher Qualität sind. Kontaktstellen-Fanatiker müssten beispielsweise auf WBT Nextgen oder Eichmann Buchsen umrüsten - aber die gibt es auch bei anderen Highend Herstellern nicht ab Werk.
Bild: Rückseite mit Anschlussfeld
Innen findet man weitgehend umbaute Luft vor - s.a. Bild 1 oben. In der vorderen Hälfte sitzt mittig einsam und alleine eine kleine Netzteil-Platine mit einem blauen Trafo. Für kurze Signalwege sind die Eingangs- und Ausgangsplatine direkt an die Rückwand gerückt, so dass die Anschlussbuchsen direkt auf den Platinen sitzen können. Zwei Stangen verbinden die frontseitigen Drehknöpfe mit dem Umschalter (links) und dem allseits beliebten blauen Alps-Poti (rechts). Ist der Gamut C2R also ein Blender, der mit einem ausladenden und massivem Gehäuse eine bescheidene Allerweltsschaltung zu kaschieren versucht?
Nun, mit dieser Sichtweise wird man dem zugegebenermassen bescheidenen technischen Gegenwert für den damligen Verkaufspreis von 2.000 EUR auch wieder nicht gerecht. Das Gehäuse folgt in seinen Abmessungen schlicht in Breite und Tiefe den restlichen Gerätschaften (CD-Player und Endstufen) aus dem Gamut Programm. Neben diesem optischen Grund, macht es zudem Sinn den Trafo möglichst entfernt von der Schaltung zu positionieren. Dies trifft hier insbesondere zu, da es sich nicht um einen streuarmen Ringkern-Typen handelt und auch keine zusätziche Schirmung verwendet worden ist. Das hätte man besser machen können.
Womit wir bei der Bauteilequalität wären:
Die ist gut. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Exotische Nobel-Potis sucht man genauso vergebens, wie exklusive Folienkondensatoren oder Raumfahrttechnologie-Operationsverstärker. Neben dem besagten, auch andernorts gerne verwendeten blauen Alps-Motorpoti (der Zusatz R in C2R steht für Remote), kommen die ebenfalls klanglich anerkannt guten Burr Brown OPA´s 2134PA zum Einsatz. Im Weiteren findet man in der Audio-Schaltung Wima MKP´s (die roten eckigen) und einprozentige blaue Philips Folientypen (die blauen runden). Alle Ein- und Ausgänge werden einzeln über hochwertige NEC EA 2 Relais geschalten. Die Bauteilewahl ist also durchaus für anständigen Klang tauglich.
Schaltung
Für den Klang viel entscheidender als potenziell hochwertige Hochfrequenztechnik-Wunder-Bauteile, ist das Schaltungslayout. Diesbezüglich scheint die Devise des Entwicklers "soviel wie nötig, so wenig wie möglich zu sein" gewesen zu sein. Dass die C2R kein Bauteilegrab ist, wissen wir ja schon anhand der Bilder des Innenlebens. Verfolgen wir also nun kurz den Weg der Spannungsversorgung und des Signals.
Bild 1: Netzteilplatine mit Trafo, Spannungsregelung und kleiner Siebung
Der blaue Trafo erzeugt die Versorgungsspannung für die Audiosektionen und die Schaltung der Relais. Die Spannungen von +/- 15 V für die Audiosektion und 6 V für die Steuerung werden dabei von einem kleinen Transistor stabilisiert. Die Siebung fällt mit wenigen Elkos eher klein aus. Wie bereits angedeutet, steckt in der Spannungsversorgung sicher noch das grösste Potenzial. Streuärmere und stärkere Trafos und eine grösszügigere Siebung sollte Störabstände und die Arbeitsbedingungen für die Audiosektionen noch verbessern. Hierzu bald mehr unter Tuning. Dass auch der Hersteller selbst hier noch Potenzial gesehen hat, macht ein Blick in das Innenleben des Nachfolgemodells D3 deutlich. Hier steckt ein grosses Dual-Mono-Netzteil mit zwei Ringkerntrafos, aufwändiger doppelter Spannungsstabilisierung und Siebung.
Bild 2: Eingangsplatine
Auf der Eingangsplatine erkennt man vier unsymmetrische (Cinch) und ein Paar symmetrischer (XLR) Eingänge. Für den Aufpreis von 400 EUR liesse sich einer der Cinch-Eingänge über eine winzige MM/MC Phonoplatine zum Vinyl-Eingang umrüsten. Mir erschien damals der geringere Betrag von 360 EUR in eine separate und anpassungsfähigere Lösung mit eigenem Netzteil - dem Trigon Vanguard 2 - die bessere Investition zu sein. Unten im Bild ist der Eingangsumschalter zu sehen. Alternativ gehorchen die Relais aber auch den Fernbedienungssignalen der Steuerplatine (ohne Bild), die über das Flachbandkabel angeschlossen ist. Die Eingangsplatine nutzt bereits eine Verstäkerstufe (der beschaltete schwarze Achtbeiner OPA 2134PA), die als Pufferstufe ausgelegt ist.
Das vorverstärkte Signal wird nun an die Ausgangsplatine gereicht, die ihrerseits auch zahlreiche Anschlussmöglichkleiten bietet. Neben zwei Paar XLR Ausgängen (links oben in Bild 3) stehen auch zwei Paar Cinch Ausgänge zur Verfügung. Hiervon läuft aber nur einer über das Alps-Poti (rechts unten im Bild); beim zweiten Cinch-Ausgang handelt es sich um einen fixen Record-Ausgang. Alle anderen Ausgänge besitzen die gleiche Verstäkung von 6 dB. Dass der Record Ausgang trotzdem eine Verstärkstufe besitzt (rechts oben im Bild), liegt am Konzept jeden Ausgang einzeln zu puffern, um gegenseitige Störungen der Ausgänge zu vermeiden. Mit insgesamt drei (!) Ausgängen ist die Gamut C2R demnach gut für Bi- oder auch Tri-Amping gerüstet. Den Cinch-Ausgang empfiehlt Gamut in einem solchen Betrieb als Subwoofer-Ausgang.
Bild 3: Ausgangsplatie und Alps Poti
Wer sich Bild 3 genau ansieht, dem wird eine zusätzliche Besonderheit auffallen: Die Bypass Funktion. Hiermit kann das Eingangssignal der XLR-Eingänge direkt - ohne jegliche Pufferstufe oder Koppelkondensatoren - an die zwei Paar XLR Ausgänge durchgereicht werden. Eine sehr praktische Funktion - wie ich meine. So liessen sich die beiden Frontkanäle einer Mehrkanalanlage durschleifen. Eine kompromisslose Integration von hochwertiger Stereokette mit einer Heimkinoanlage wäre so problemlos möglich. Zudem wäre das Durchschleifen des Signals einer Phonostufe mit eigenem Lautstärkeregler (zb. PS Audio GCPH) oder einer alternativen Hochpegelvorstufe (zb. diverse soundige Röhrentypen) möglich. Für jegliches Auf- und Umrüsten der heimischen Kette scheint die C2R also gut gerüstet.
Ausstattung
Bild 1: Eingänge
Bild 2: Ausgänge und Netzanschluss samt Netzschalter und von Aussen zugänglicher Feinsicherung
Wenn man sich meine Eingangsfrage dieses Kapitels - ob man bei heutigen Hochpegelquellen überhaupt noch Vorstufen benötigt - vergegenwärtigt, werden folgende Aspekte der Daseinsberechtigung von Hochpegelvorstufen wie der C2R deutlich:
Das Umschalten mehrerer Eingänge über hochwertige Relais.
Das Pufferen mehrer Ausgänge über eigene Verstärkerstufen zur Vermeidung von gegenseitigen Störungen. Ein einfacherer Y-Stecker für den Betrieb zweier Endstufen (Bi-Amping) an einem Ausgang erscheint im Vergleich zur C2R-Lösung grobschlächtig.
Anpassung der Ausgangsimpedanz, um auch lange Kabel oder kritische Endstufen sicher treiben zu können. Die meisten passiven Vorstufen haben aufgrund des Lautstärkepotis eine zu hohe Ausgangsimpedanz von mehreren Kiloohm, anstatt der gewünschten 75 bzw. 150 Ohm.
Fernbedienbarkeit
Letzterer Punkt verdient noch kurz besondere Erwähnung. Anstelle einer Design-Fernbedienung mit Gamut Schriftzug und Schwermetall-Haptik, ist der C2R die lernfähige Fernbedienung RC1200 mit LC-Display vom Wettbewerber Marantz beigelegt. Das erscheint zwar etwas hemdsärmelig, hat sich in der Praxis aber als äusserst praktisch erwiesen. Neben der Eingangsumschaltung, einer Mute-Funktion und der Lautstärkeregelung; lassen sich die Funktionen von bis zu 11 weiteren Geräten der heimischen Multimedia-Landschaft frei programmieren.
Die Bypass Funktion lässt sich sinnigerweise nur am Gerät direkt schalten. Damit dies nicht zufällig passiert, erscheint nach einer ersten Rastung des Eingangswahldrehers in Richtung Bypass, erst einmal die rote Warnungs LED und alle Ausgänge werden abgeschalten. Erst nach einer weiteren Rastung, wird das unabgeschwächte Signal direkt an die symmetrischen Ausgänge geleitet. Wer also mutwillig den vollen Pegel an seine Endstufen lässt, der wurde zumindest vorher von der C2R gewarnt.
Fassen wir zusammen:
5 Hochpegeleingänge (1 symmetrisch)
4 Hochpegelausgänge (2 symmetrisch, 1 unsymmeterisch, 1 Record Ausgang unsymmetrisch)
1 Lernfähige Fernbedienung
Bypass Funktion (Durchschleifen des symmetrischen Signals)
Spezifikationen
Hier mache ich es mir einfach und gebe die Angaben aus der auch ansonsten sehr informativen englischen Bedienungsanleitung wieder. Aus dieser stammt auch ein Grossteil der Angaben zur Bauteilewahl und zum Design. Überzogene Geheimniskrämerei ist also kein Ding der Dänen - sympathisch.
Energieverbrauch im Betrieb: 14 Watt
Verzerrungen: -114 dB oder 0,0002 Prozent
Rauschen: 100 dB unter 2 Volt
Eingangsimpedanz: 20 kOhm (unsymmetrisch) und 40 kOhm (symmetrisch)
Ausangsimpedanz: 75 Ohm (unsymmetrisch) und 150 Ohm (symmetrisch)
Zusammengefasst: Alles im grünen Berich und vollauf praxisgerecht
Höreindrücke
Jetzt wird es schwierig für mich. Schliesslich höre ich regelmässig über die Gamut C2R als Bestandteil meiner Referenzkette. Die Vorgänger-Vorstufen waren allesamt eine Qualitätsstufe unterhalb der Gamut C2R angesiedelt und meine Zweit-Vorstufe - eine Raphael Orthophonic Line Typ C - spielt mit ihrer klassischen Röhrenschaltung klanglich in einer anderen Region. Mit der Pauschalaussage, dass alle passiven Vorstufen, sündteure Mehrkanalvorstufen und Aufrüstversuche mit anderen Highend-Vorstufen (s.a. E.A.R. und Audio Research weiter unten) mich weiterhin glücklich mit der C2R hören liessen, möchte ich die Leser dieser Seite nicht abspeisen.
Also versuche ich es einfach: Hinsichtlich ihrer Klangcharakteristik fügt die C2R sich kongenial in die Signatur, die auch alle anderen Gamutgeräte auszeichnet, ein: Tonal sehr neutral, mit bemerkenswerter Grob- wie Feindynamik, einen ausgedehnten Raum zeichnend, sehr lebendig, luftig und vor allen Dingen: schnell.
Wer diese Signatur schätzt und - wie ich - eine durchgängige Gamutkette (CD-Spieler und zwei Endstufen) besitzt, wird in dieser schwerlich eine andere Vorstufe als echte Verbesserung empfinden. Hier kommt der Kettengedanke voll zum Tragen. Auch vermeintlich bessere Vorstufen führten nahezu immer zu Einbussen im betont lebendigen und "grossen" Klangbild, den die Gamutelektronik zu zeichnen im Stande ist. Umgekehrt habe ich schon von Bekannten gehört, die andere Vorstufen der C2R vorzogen. Dies geschah allerdings nicht im Zusammenspiel mit Gamut Endstufen. Vor- und Endstufe scheinen demnach gemeinsam abgestimmt worden zu sein. Schon allein daher sind auch Pauschalaussagen Gerät A ist besser als B, oder eine pseudo-objektive "Klangeinstufung" in Sterne, Prozente, Punkte oder sonstigen Unsinn; untauglich für eine Hifikomponenten-Rezension.
In meiner Kette und nach meinem Geschmack ist die Gamut C2R mein Referenzgerät. Und das nicht nur, weil ihre hohe Durchhörbarkeit, die ausgewogene Tonalität und ihr Auflösungsvermögen ideal für die verlässliche Beurteilung von Hifi-Gerätschaften und Zubehör aller Art sind. Es ist insbesondere ihre lebendig, luftige und dynamische Darstellung, die für eine authentische Darbietung und hohes Hörvergnügen sorgen. Dass sie noch nicht zwangsläufig das Ende der highendigen Fahnenstange bedeuten muss, lassen andere deutlich aufwendigere (und auch erheblich teuere) Konzepte wie auch das Nachfolgemodell D3 erahnen. Solange sich Pass, Mark Levinson und Co. nicht wirklich gut mit dem Rest meiner Kette vertragen, und eine Gamut D3 noch nicht den Weg zu mir gefunden hat; bleibt die Gamut C2R bei mir klanglich das Mass der Dinge in Sachen Hochpegelvorstufe.
Gibt es auch Kritik?
Wie schon geschrieben, besitzt die Gamut C2R - wie die meisten anderen Hifi-Gerätschaften auch - eine eigene klangliche Signatur. Wer mit dem betont lebendigen und offenen Gamutklang nichts anfangen kann und lieber in wohlig warmen, und bei vielen schlechten Aufnahmen damit auch gnädigeren Klangwolken schwelgt, der findet anderswo sicher passendere Geräte für sich. Hieraus sollte man nicht schliessen, dass es sich um eine aufgesetzt hyperanalytische Soundmaschine handelt. Kritisches Material wie Blasinstrumente oder Stimmen gibt die Gamut C2R nicht steril oder kopflastig, sondern durchaus angenehm, natürlich und mit voller Brust und Luft wieder. Dies ist sicher sogar eine ihrer Stärken. Wenn S-Laute zischen, oder moderne überproduzierte Popstückchen im Hochton nerven, dann bringt sie dies allerdings auch schonungslos zu Gehör. Hier gibt es keinen eingebauten Weichzeichner. Allerdings auch keinen extra Oberton-Extraklirr für aufgesetzte Highend-Glanzlichter. Analytik-Fans und Sezier-Hörer werden auch eher andernorts fündig.
Fazit
...braucht es eigentlich bei den letzten Lobhudeleien meiner Höreindrücke nicht mehr...
Bei der Gamut C2R handelt es sich um eine sehr hochwertige, zuverlässige und praxisgerecht ausgestattete Hochpegelvorstufe, die spätestens mit ihren klanglichen Qualitäten ihren Preis von 2.000 EUR rechtfertigt. Im Zusammenspiel mit Gamut Endstufen ist das Niveau der Wiedergabe referenzverdächtig.
Durch ein Tuning des Netzteils ist ihr Niveau eventuell nochmals zu steigern.
An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei Michael Edinger, dem Entwickler der Gamut Verstärker, bedanken. Er war und ist der Kopf im Hintergrund für die Entwicklung und den Bau der Gamut Verstärkermodelle. Für meinen Bericht und auch das anstehende Tuning der C2R stand er jederzeit freundlich und ohne jegliche branchentypische Geheimniskrämerei zu Verfügung.
In der Bewertung seiner eigenen Schöpfung fand er sogar durchaus kritische Worte. Seine Kommentare gebe ich hier gerne sinngemäss wieder:
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Die C2R war von Gamut nie als "cost no object" High End Gerät geplant, sondern sollte eine bessere Alternative zur vorangegangenen passiven Vorstufe von Gamut sein, die aufgrund der beschriebenen Eigenarten passiver Vorstufen nicht optimal war. Ziel war es, zu den bereits existierenden Gamut Endstufen eine passende und bezahlbare Ergänzung anzubieten.
Die Spannungsversorgung samt dem nicht sehr streuarmen Trafo muss vor diesem Hintergrund als Kompromisslösung gesehen werden. Die dänische Firma Musik Lab von Herrn Edinger bietet für kostenbewusste Aufrüstwillige zudem eine Update der C2(R) an. Neben streuärmeren (Ringkern-) Trafos wird zudem die Verstärkerschaltung optimiert. Auf Wunsch kann diese sogar mehr in Richtung ClassA Betrieb verschoben werden. Wer also gewillt ist, seiner C2 eine Woche Aufenthalt in Dänemark zu gönnen, kann diese danach mit einem um 6 dB besserem Störabstand, weniger Verzerrungen und auf Wunsch weicheren Höhen (ClassA) zurück erhalten. Die dafür aufgerufenen Kurse sind in Anbetracht der Lötarbeiten, dem mechanischem Umbau und dem Bauteileeinsatz moderat.
Alternativ kann man natürlich auch eines der neuen und deutlich aufwendigeren Geräte wie die D3 VV oder eine der neuen Endstufen S125, D125, D220 oder M300 erwerben. Diese Geräte bietet Herr Edinger auch in letzter Entwicklungsstufe unter seinem eigenen Label Musik Lab an. Gamut Besitzer können zudem alle Verstärker auf den aktuellsten Entwicklungsstand bringen lassen. Da er seine Geräte und Serviceleistungen im Direktvertrieb anbietet, sind die Konditionen zudem deutlich günstiger als bei Gamut, die zudem Aufrüstungen nicht vorsehen. Die Frachtkosten nach Dänemark sind damit schnell wieder kompensiert.
Auf das C2 Nachfolgemodell Gamut bzw. Musik Lab D3 (VV) ist Herr Edinger sehr stolz. Hier konnte er ohne grössere Kosteneinschränkungen eine Hochpegelvorstufe nach seinen Vorstellungen entwicklen. Schliesslich musste für die neuen Topendstufen des Hauses - zb. die M250 und S300 (50.000 EUR!) - eine passende Vorstufe her. Neben dem deutlich besseren Doppel-Mono-Netzteil mit aufwendiger Spannungsstabilisierung, wurde die Verstärkerschaltung weiterentwicklelt. Bei der D3 kommt eine sehr rauscharme und aufwendige Doppel-Fet 5534 Hybridschaltung anstatt der einfacheren IC-Lösung und diverse neue Kniffe zum Einsatz...
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Aber das ist eine andere Geschichte...
...von der ich hoffentlich auch einmal berichten kann.
Bild 1: Innenleben einer Gamut (Musik Lab) D3 zum Appetit holen
Bild 2: Doppel-Fet 5534 Hybridschaltung der D3
Kontakt zu Musik Lab:
Musik Lab
Oder via Email:
Alternativ ist ein tiefgreifendes Tuning (auch anderer Modelle) in München möglich:
Der Gute Ton
Gehört habe ich vorwiegend mit der CD "Riding with the King" von Eric Clapton und B.B. King. Nicht weil diese eine besonders gute Aufnahmequalität böte, sondern aus dem Umstand heraus, dass diese mir zu jener Zeit noch gut im Ohr war und zu den wenigen mir bekannten Scheiben des französischen Händlers zählte.
Begonnen habe ich mit der Gamut C2R, um mich in die räumlichen Unterschiede und den Klang der B&W Nautilus 800D, sowie des Audio Research CD3 im Vergleich zu meiner eigenen Kette einzuhören.
In Anbetracht der Qualität (und Kosten) der eingesetzen Komponenten, war das Klangbild erwartungsgemäss breitbandig, tonal korrekt, dynamisch und räumlich sauber gestaffelt. Einzig Instrumente und Stimmen wirkten für meinen Geschmack ein wenig zu fahl und unterkühlt, womit der Funke nicht so recht überspringen wollte. Diese Eigenart würde ich aus diversen Hörerfahrungen heraus der B&W zuschreiben wollen. Aber ich war ja nicht auf der Suche nach einem neuen Lautsprecher. So verkniff ich mir denn auch weitere Diskussionen mit dem freundlichen Händler; der zudem nicht verstehen konnte, wie man auch noch am diamantenen Hochton ein Haar in der Suppe finden konnte. Ein ihm unbekannter deutscher Selbstbau-Lautsprecher (meine VOX) soll diesbezüglich feinperliger und weniger künstlich klingen können, ohne dabei Abstriche hinsichtlich der Auflösung machen zu müssen? Undenkbar, die B&W Nautilus 800D ist schliesslich weltweit Zeitschrifen-Referenz...
Aber das ist eine andere Geschichte: Das Highend-Dilemma
Umstecken auf die E.A.R. 864 des genialen Röhrenverstärker-Entwicklers Tim de Paravicini:
Das Interessante an diesem Gerät war für mich die Integration der bestens beleumundeten (separaten) Phonovorstufe 834 in einem Gehäuse mit einer Hochpegelvorstufe. Zu dieser Zeit hatte ich noch nicht meine Aqvox Phono 2 CI und hielt die 834 für ein mögliches Nachfolgegerät meines Trigon Vanguard 2. Mit der 864 wären dann zwei Fliegen (Anschaffungen) mit einer Klappe geschlagen: Aufrüstung von Phono- und Hochpegelvorstufe in einem schicken Chromgehäuse.
Es kam anders. Kurz: Ich bin froh diese Vergleichsmöglichkeit gehabt zu haben. So liess sich ein sicherer Fehlkauf verhindern. Die E.A.R. 864 ist wirklich nur etwas für Hörer, die nach dem sprichwörtlichen klassischen Röhrensound suchen. Warm und rollend (langsam) im Grund- und Mittelton; aufgesetzte Röhrenklirr-Räumlichkeit ohne Ortungsgenauigkeit paarten sich mit insgesamt deutlich geringerer Auflösung, Dynamik und Basspräzision. Nun klang der Mittelton der B&W zwar etwas gefälliger, deren trockene und präzisen Bassläufe waren allerdings auch dahin. Die E.A.R. ist mehr Soundmaschine als Hifi-Komponente.
Obwohl es sich bei der Audio Research SP16 auch um ein Röhrengerät handelt, bietet diese ein ganz anderes Klangbild und ist im Vergleich zur Gamut C2R und insbesondere zur E.A.R. 864 gar nicht direkt als Röhrengerät zu erkennen. Hier handelt es sich im besten Sinne wieder um ein Hifi-Gerät, das sich der naturgetreuen Wiedergabe verpflichtet fühlt. Insbesondere die Hochtonauflösung und die räumliche Darstellung - sowohl hinsichtlich ihrer Grösse als auch Ortungsschärfe - waren aussergewöhnlich gut. In diesen beiden Disziplinen ist sie der Gamut sogar eine Nasenlänge voraus.
Aber ausgerecht hinsichtlich der Luftigkeit und der Palette der möglichen Klangfarben, die für den so oft zitieten Schmelz bei Stimmen und Blasinstrumenten sorgen, gab sich die Audio Research nüchterner und kühler als die Gamut. Damit hatte ich nicht gerechnet. Die vergleichsweise einfach beschaltete Transistorvorstufe Gamut C2R gibt sich hier "musikalischer" als die Audio Research, die doch eigentlich diesbezüglich mit ein wenig schönem Röhrenklirr bezaubern sollte.
Was sagt uns das?
Die Wahl der Verstärker (hier: Transistor oder Röhre) macht noch nicht zwangsläufig die Klangsignatur eines Gerätes.
In Teilbereichen gibt es sicher noch objektive Steigerungen gegenüber meiner geschätzen Gamut C2R.
Die Gamut C2R ist kein nüchtern vortragendes Messintrument, sondern offensichtlich eine mit viel Erfahrung abgestimmte Vorstufe. Sie schafft es; obwohl sie abweichend von der reinen Lehre, dem Signal noch eine Portion Leben einhaucht; absolut neutral zu kingen.
Für manche mag die Audio Research SP16 das objektiv bessere Gerät sein, mir hat die Gamut C2R mehr Spass gemacht.