Die noch vergleichsweise junge französische Firma La Rosita aus Grasse hat sich schnell einen guten internationalen Ruf erworben und die Messevorführungen werden von vielen Fans hoch geschätzt. Mittlerweile ist La Rosita ein Vollsortimentierer und führte so auf der Messe auch auschliesslich mit eigenen Produkten vor. Ein spezifisches Konzept oder eine bestimmte Philosophie sind bei Erstkontakt kaum zu erkennen: So hat man schon früh die derzeit stark angesagten computer-ähnlichen Streaming-Geräte für sich entdeckt, setzt aber auch auf klassische Röhrenverstärker und an PA erinnernde Hochwirkungsgrad-Lautsprecher. Na, Hauptsache es gefällt...
Bild 1: Das Lautsprechermodell Babell nutzt ein Koax-Chassis mit 30cm durchmessenden Tiefmitteltöner von Plains Audio und einem Druckkammertreiber von Altec.
Bild 2: Elektronik v.o.n.u.: Pi Streamer, Cloud-9 Vorstufe, Tender Monoendstufen und links wie rechts am Boden die neuen 007 Röhren Monoendstufen.
Auch wenn viele Hochwirkungsgrad- und Röhrenfans hierüber anders geurteilt haben, mir hat es hinsichtlich der tonalen Ausrichtung der Anlage nicht so gut gefallen. Bevor ich dies näher erläutere, kurz noch zu den Komponenten:
Kleine Streamer mit einfacher Clock beginnen bei La Rosita schon bei unter 1.000 EUR. Das für die Vorführung genutzte Topmodell Pi (in Anlehnung an die Zahl Pi) kostet allerdings schon 11.000 EUR - angesichts des sehr "luftigen" Gehäuseinneren preislich eine nicht mehr ganz so runde Sache.
Auch der unsymmetrische analoge Vorverstärker Cloud-9 lässt bis auf ein ordentlich dimensioniertes Netzteil mit viel Siebkapazität nicht sofort auf seinen Verkaufspreis von ca. 5000 EUR schliessen, wartet aber zumindest mit guten Messwerten auf. Warum man aber als Anbieter von 5 Streamingmodellen nicht diesen noch ein paar Analogeingänge und einen Pegelregler spendiert, sondern hierfür ein separates Gerät anbietet, erschliesst sich mir technisch nicht vollständig. So erhält man mit dem Cloud-9 4 unsymetrische analoge Eingänge und einen Pegelregler.
Auch über das Konzept und das Design der 120 Watt starken Tender Monoendstufen ist wenig im Netz zu finden. Im Inneren findet man wieder vorwiegend viel Siebkapazität. La Rosita spricht von einem Instant Full Energy Netzteil - die genaue Funktion und deren vermeintliche Vorzüge bleiben indes unklar. Ausser Netzteil und Siebung sind die kleinen Kästchen mit den eigentlichen Schaltungen bei La Rosita auch immer vergossen. Angeblich handelt es sich um ein puristisches Schaltungskonzept - warum also die Geheimniskrämerei? Zwei Tender Monos kosten jedenfalls 10.000 EUR.
Vorgeführt wurde allerdings mit den neuen nur 7 Watt starken 007 Röhren-Monoendstufen. Deren Leistung war indes für die Babel Lautsprecher mit ihrem angegebenen Wirkungsgrad von 97 dB für gehobene Zimmerlautstärke ausreichend. Die Lautsprecher kosten ca. 20.000 EUR das Paar. Angesichts der aufgerufenen Preise durfte man also ruhig hohe Erwartungen haben.
Hinsichtlich der makrodynamischen Fähigkeiten der Kette und der sauberen Bühnenstaffelung wurde ich auch nicht enttäuscht. Ein klein besetztes Blues Stück ertönte schön luftig und sehr lebendig. Sowohl die E-Gitarre als auch insbesondere die Percussion stand schön körperhaft mit kräftigen Grundton im Raum. Dass insbesondere Perkussives einem solchen wirkungsrgadstarken Koax liegen würde, war ohnehin zu vermuten. Aber welche Anlage klingt mit solcher spektakulärer Musik schon schlecht?
Soweit konnte ich also die Fans der Marke bzw. solche von dynamischer, perkussiver Musik über Hochwirkungsgrad Lautsprecher für ihren Faible verstehen.
Und jetzt leider das "Aber": Schon das besagte Blues Stück wirkte sehr spitz, brillianzbetont und leicht verzerrt. Bei dem deutlich kritischeren Titel "Spanish Harlem" von Rebecca Pidgeon bestätigte sich dann auch der Verdacht:Tonal viel zu hell und im Brillianzbereich nicht nur zu laut, sondern auch mit Verzerrungen belegt, erklang Rebecca Pidgeons schöne klare Stimme eher schrill und heiser. Im Weiteren wirkte dann der eben noch als gut befundene kräftige Grundton viel zu kräftig. Die eher zierliche Rebecca hatte nun ca. 100kg Übergewicht und tönte ein wenig brummelig. Also: Badenwannenabstimmung mit Mittensenke?
Fazit: Fans der Marke mit einem Faible für eher knallige oder rockige Musik ohne grössere Neutralitätsanforderungen konnten durchaus auf ihre Kosten kommen.