Erst einmal muss ich an dieser Stelle Theo und Pico von Hifi Selbstbau Dank für die Organisation der Messe im Allgemeinen, und die erneut sympathische und musikalisch interessante Vorstellung Ihrer professionell gemachten neuen Lautsprecherprojekte im Speziellen, aussprechen. Die kompetente und trotzdem vollkommen unprätentiöse Vorstellung der durchweg akustisch einwandfreien Lautsprecher beschämt die allermeisten Messevorführung auf der High End.
Best Sound of Show: DUO-DXT
Bild 1: Die Vorführungen bei Hifi-Selbstbau sind zurecht immer gut besucht. Hier präsentiert Theo Winterscheid den neuen 2-Wege-Lautsprecher DUO-DXT.
Bild 2 bis 4: Gesamte Vorführkette. Die zu Füssen des grossen 4-Wege-Aktiv-Lautsprechers Rockets stehende KEF Q300 diente als Vergleichslautsprecher vom Fertigmarkt. Ein fairer Vergleich, da sie nicht zu den schlechtesten Vertreterinnen ihrer Klasse gehört.
Bild 5: Die DUO-DXT verwendet die hochwertigen, norwegischen Chassis mit den kryptischen Bezeichnungen: Seas HT 27TBCD/GB-DXT und Seas Excel W16NX001 Mg.
Bild 6: Der scheinbar leere Hörraum täuscht: Das Bild entstand am späten Abend nach der Messe in Vorbereitung auf den 2-Way-Highend Shootout.
Obigen Titel muss sich die hochwertige 2-Wege-Kompaktbox allerdings mit der Tafal von Tonfeile teilen. Eine eingehendere Beschreibung der beiden Projekte gibt es im Special 2: 2-Way-Highend Shootout zu lesen.
Dass Hifi-Selbstbau die schwedischen Geräte von XTZ verwendet ist kein Zufall. Neben dem Betrieb Ihrer Online-Selbstbau-Magazins sind Theo und Pico zudem auch der Importeur und Direktvertrieb für die Marke. Interessenten finden den Online-Shop unter Mindaudio. Ein paar weitere Details zu den, zugleich hochwertigen als auch sehr preiswerten, Geräten habe ich bereits im Messebericht zu Dirac verloren.
Rocket
Die Rocket spielt bei Hifi-Selbstbau die Rolle des kompromisslosen Referenz-Lautsprechers. Aufgrund der, zwar akustisch vorteilhaften, aber schwer nachzubauenden Gehäuseform und dem Vollaktivbetrieb mit einer entsprechenden Anzahl an notwendigen Endstufen, ist sie wohl eher kein Einsteigerprojekt.
Bild 1: Beim vollaktiver 4-Wege-Referenz-Lautsprecher Rocket spielen höchst unterschiedliche Chassiskonzepte überzeugend zusammen: Magnetostat, grosse Gewebekalotte, Wabenstruktur-Tiefmitteltöner und ein klassicher 30er Papier-Tieftöner.
Bild 2 bis 4: Konzentriertes Lauschen der Vorführung.
Bestückung der Rocket:
TT: VISATON TIW300.
TT/MT: 17er Tief-/Mitteltönern ETON 7-375/32 Hex.
MT: 50er Mitteltonkalotte DAYTON RS52AN - mit 50 EUR eine vergleichsweise günstige Vertreterin ihrer seltenen Gattung.
HT: Anstatt des Seas Ringradiators 22TAF/G aus den letztjährigen Vorführungen, kam nun der Magnetostat Neo 3 von BOHLENDER & GRAEBENER zum Einsatz.
Als Verstärker kamen die 4 PA-Endstufen IMG STAGELINE STA-162 zum Einsatz.
Wie von einem aktiv entzerrten Lautsprecher dieser Grössenordnung nicht anders zu erwarten, spielte die Rocket sehr breitbandig, mit sehr tiefen und druckvollem Bass (für meinen Geschmack manchmal schon ein wenig zu viel, aber das lässt sich ja regeln - im wahrsten Sinne des Wortes) und ist mit unverzerrten Pegelreserven gesegnet, die wohl nur sehr wenige in den eigenen vier Wänden wirklich jemals benötigen werden. Auch das Auflösungsvermögen und die makrodynamischen Fähigkeiten liegen auf sehr hohem Niveau.
Wenn man unbedingt Kritik üben will, findet man das nur schwer definierbare Haar in der Suppe vieler grosser Aktivlautsprecher: Der Vortrag klingt nach technisch einwandfreiem Hifi, aber erzeugt nicht die emotional ansprechende Illusion von Musik. Das klingt dramatischer als es ist. Wer schon einmal vor richtig gutem Hifi gesessen ist, akustische Musik gehört hat, diese aber trotzdem nur teilnahmslos konsumiert hat ohne angerührt worden zu sein. Weil das letzte Quätchen Luftigkeit, Natürlichkeit, Wärme oder Ähnliches vermisst hat, wird wissen was ich meine. Handwerlich ist die Rocket einwandfrei.
Dass Pico und Theo auch mit weit weniger Mitteln richtig "zaubern" können, haben sie ohnehin mit anderen Projekten bewiesen. Allen voran die ausgezeichnete DUO-DXT. Aber auch der folgende sehr preiswerte Kompaktlautsprecher zeigt, was mit einfachen Mitteln schon zu erreichen ist.
Einsteiger 2-Wegerich
Bild 1: Preisgünstige 2-Wege-Lautsprecher mit einfach nachzubauendem Gehäuse aus Baumarktplatten und Teppichresten.
Bild 2: Gradient W130AL8 und Monacor DT-25N.
Der klassische 2-Wege-Kompaktlautsprecher ist dank seines cleveren Gehäusekonzeptes über ein freies Wochenende auch ohne grösseres handwerkliches Geschick aufgebaut und kostet aufgrund sehr preiswerter Zutaten kaum mehr als ein Candle-Light-Dinner für Zwei.
Wer also lieber sich, als seiner besseren Hälfte, etwas Gutes tun will, benötigt nicht viel mehr als die beiden Chassis von Gradient und Monacor (zusammen ca. 40 EUR), wenige Weichenbauteile, ein paar Arbeitsplattenzuschnitte aus dem Baumarkt nebenan, sowie ein paar Teppichreste. Fertig ist die highfidele Kompaktbox. Dass diese mehr als nur ein preiswertes Übungsprojekt ist, demonstrierte sie in der Vorführung - auch im Vergleich zur KEF Q300. Sie erreichte zwar nicht ganz die Auflösung und Präzision der Bühnendarstellung wie die KEF, war aber weit davon entfernt sich von dieser deklassieren zu lassen. Mit verantwortlich hierfür sind die ausgewogene Abstimmung, das zwar einfache, aber akustisch vorteilhafte Gehäuse und nicht zuletzt die beiden Chassis, die trotz ihres vergleichsweise geringen Preises schon Einiges zu bieten haben:Der für gerade einmal 17 EUR erstehbare Gradient W130AL8 besitzt zwar nur einen Blechkorb, glänzt aber schon mit einer 13er Alumembran mit lustig geformter Staubschutzkalotte und magnetischer Schirmung. Die 25er Seidenkalotte Monacor DT-25N mit intergrierter Schallführung sieht zwar unscheinbar aus, bietet für ihre ca. 23 EUR aber bereits einen effektiven Neodym Magnet Antrieb und ist tief ankoppelbar. Da neben der tiefen Grenzfrequenz der Einbaudurchmesser klein ist, drängen sich zudem Versuche in echter D`Appolito Anordnung geradezu auf.