Anfang 2003 durfte die VOX 200 MHT High End endlich erste Töne von sich geben. Dazu wurde sie kurz nach Fertigstellung bei
Joker Hifi angeschlossen und mit der Original VOX 200 verglichen - Bild 1.
Bei den hier gewonnenen Eindrücke musste natürlich bewusst sein, dass die Vergleichmöglichkeiten nicht wirklich als optimal bezeichnet werden konnten: Die Frequenzweiche war frisch verlötet; die Bauteile und insbesondere Chassis noch nicht eingespielt und der Schiefersockel noch nicht montiert - soweit die Nachteile gegenüber der Standard-VOX. Beide Modelle mussten zudem mit einer wenig perfekten Aufstellung (eingezwängt zwischen anderen mitschwingenden Lautsprechern) und einer Standard-Hifi-Anlage (Sony SACD-Player und betagte NAD Vor- und Endstufe) "unter Wert" spielen. Für einen ersten Relativvergleich sollte es allerdings genügen. Und damit ich vor lauter Entwicklerstolz nicht meine Wunschvorstellungen von einer verbesserten VOX 200 niederschreibe, haben noch zwei unabhängige Ohrenpaare mitgehört.
Über folgende Eindrücke waren wir uns einig:
Das Gesamtniveau hinsichtlich Auflösungsvermögen und Abbildungspräzision liegt bei der MHT High End deutlich höher. Bei Bewertung von Fertigprodukten würde man wohl von einer höheren audiophilen Klasse sprechen.
Der Tieftonbereich ist deutlich konturierter und trockener als bei der Normal-VOX.
Was überrascht: Auch im Bezug auf den "Druck" im Tiefstbass-Bereich kann die MHT High End mehr bieten. Wir hatten zwar mit einem präziseren, aber auch schlankeren und evtl. auch einem etwas zu dünnen Bass gerechnet, da die MHT High End in diesem Bereich schliesslich keine "Unterstützung" von mitschwingenden Seitenwänden erhält. Das Gegenteil war der Fall. Evtl. lässt sich der Eindruck so erklären, dass aufgrund der sehr sauberen Tieftonwiedergabe, keinerlei Maskierungseffekte auftreten, wovon nicht nur der Grundton- und Präsenzbereich profitiert sondern auch die (schon mit vermindertem Pegel wiedergegebenen) Tiefsttonanteile klarer wahrgenommen werden. Kickbässe kommen noch schneller, trockener und konturierter, so dass man glaubt sagen zu können, wie straff das Fell einer Bassdrum gespannt ist.
Überrascht von den deutlich positiven Effekten auf den Tiefton (die sicher auf das Konto des Gehäusekonzepts zu verbuchen sind), waren uns besondere Glanzlichter bei der Hochtonwiedergabe gar nicht aufgefallen. Sollten die teueren Frequenzweichenbauteile, der magnetostatische Hochtöner und das aufwendig gestalte Mittelhochton-Abteil letztendlich doch kaum Auswirkung auf den Wohlklang haben?
Gemach, gemach! Ich bin zwar sicher, dass die Unterschiede an einer höher auflösenden Kette noch deutlicher zu Tage treten, aber auch an den betagten NAD-Amps (sicher keine Auflösungswunder) waren Unterschiede auszumachen: Hinsichtlich mikrodynamischer Fähigkeiten ist die MHT High End doch eindeutig überlegen. Diese Verbesserungen in der Auflösung der feinen dynamischen Verästelungen der Musik und die nuancierte Darstellungen feiner Unterschiede der Klangfarben drängen sich nun einmal nicht so auf wie eine wuchtige Bassdrum. Man kann mit der MHT High End aber "tiefer" und detaillierter in das musikalische Geschehen hineinhören und wird deutlicher Details erkennen, die einem bis dato verborgen geblieben sind.
So ist auch die Hochtonaufösung - wie erwartet - schön feinperlig und luftig ohne jegliche Lästigkeiten, Verzerrungen oder Eigenfärbungen. Zischelig aufgenommene Platten oder scharfe S-Laute zeigen aber klar, dass auch der MHT12 kein Weichzeichner ist und auch spritzigen bis unangenehmen Hochton erzeugen kann, wenn dies die Kette oder die Aufnahme so vorgibt.
Eine abschliessende sog. Klangbeschreibung fällt mir auch nach über 2 Jahren intensiven Hörens verschiedenster Musik (mit sich einer immer wieder verändernden Anlage und sogar anderem Hörräumen) schwer. So lässt sich auf jeden Fall festhalten, dass sich Unterschiede von Hifi-Geräten, Racks, Kabeln, Steckern und anderen Tuningmassnahmen immer deutlich nachvollziehen liessen und die VOX 200 MHT High End jeweils deutlich den Charakter der vorgeschalteten Kette wiedergegeben hat. Dies alleine stellt schon ein grosses Kompliment dar. Ebenso, dass ich zwar auf der niemals endenden Highend-Suche immer wieder neue und kostspieligere Komponenten angeschafft habe, aber niemals der Wunsch nach einem neuen Lautsprecher aufkam - und ich habe z.T. wirklich sündteure und renommierte Produkte gehört. Da soviel Eigenlob und Besitzerzufriedenheit dem geneigten Selbstbauer keine sinnvolle Richtung vorgibt, werde ich mich in den folgenden Zeilen doch in der Beschreibung weiterer Klangeindrücke versuchen.
Wenn ich es kurz machen sollte, würde ich schreiben: Für mittelgrosse Räume von ca. 20 bis 50 qm, angeschlossen an einen nicht zu schwachen Verstärker (der gar nicht hochwertig genug sein kann, da das Potenzial der MHT High End nahezu unausreizbar scheint) ist dieser Lautsprecher unter den mir bekannten Lautsprechern dieser Grössenordnung unerreicht. Bumm!
Ja, wir haben es versucht. Kritische Bekannte und andere Hifi-Interessierte haben mit verschiedensten Aufnahmen versucht Fehler oder Unzulänglichkeiten zu finden. Wenn dann tatsächlich einmal die Dynamik eingeschränkt wirkte, der Grundton zu langsam oder undifferenziert, der Bass doch nicht so knackig oder die Höhen zischelig, stellte sich letztlich immer mit dem Gegenversuch einer guten Aufnahme in dieser Beziehung heraus, dass diese Unzulänglichkeiten in der Aufnahme begründet lagen und nicht beim Lautsprecher. Man erlebt seine Plattensammlung mit diesem Lautsprecher also tatsächlich neu und erlebt, dass bisher gut geglaubte Aufnahmen doch nicht so perfekt sind und umgekehrt, manch alte 60er oder 70er Jahre-Vinylscheibe doch einiges an innerer Spannung und musikalischem Erlebnis zu bieten hat, was einem bisher verborgen blieb.
Und noch etwas habe ich mit diesem Lautsprecher gelernt: Nämlich, dass nicht nur dieser, sondern insbesondere auch der Rest der Kette dem klanglichen Endergebnis seinen Stempel aufdrückt. Nach mancher Hörsession an der Referenz-Anlage einschlägiger Händler, stellte ich an meiner Kette dann doch fest, dass die Auflösung kleinster Klangfarbennuancen und mikrodynmischer Verästelungen noch nicht auf höchsten Niveau lag. Zudem wirkte andernorts schon einmal der Bass noch konturierter und straffer, sowie die Gesamtdarstellung plastischer und unmittelbarer. Man ahnt es schon: Es war nicht die VOX MHT High End, sondern die Endstufen - 2 Acurus A100 von Mondial Design im Bi-Amping - die hier noch nicht ganz den highendigen Himmel erklimmen liessen. Die Anschaffung einer Gamut-Endstufe zeigte bezüglich geschilderter Nickligkeiten dann, welches Niveau noch erreichbar war: Bei entsprechenden Aufnahmen aberwitzig dynamisch und mit akustischen Material schon fast erschreckend plastisch. Bei live-hafter Abhörlautstärke glaubt man die Künstler musizierten im Wohnzimmer - toll! Mehr zu dem Vergleich der genannten Endstufen demnächst unter Höreindrücke - Verstärker.
Mit Sicherheit nicht! Das Konzept eines passiven 3-Wege-Lautsprechers in der 40-Literklasse reizt die VOX 200 MHT High End zwar ziemlich weit aus, aber es bleibt ein passiver 3-Wege-Lautsprecher. Will sagen: Andere Konzepte haben andere konzeptionelle Vorteile. Die von mir hochgeschätzen Flächenstrahler von Magneplanar oder Quad produzieren beispielsweise einfach einen noch ansatz- und vor allem gehäuseloseren Klang. Wen wunderts!? Grössere Lautsprecher wie z.B. eine VOX 25x oder VOX 300 haben mehr Tieftonfundament - die Erweiterung der MHT High End um einen potenten und zugleich präzisen Subwoofer wäre sicher interessant. Versuche mit Bi-Amping oder gut gemachten Aktivlautsprecher zeigen, dass auch noch Potenzial im Multiamping bzw. im frequenzweichen-freien Betrieb stecken.
Immer noch keine Kritik? Ich werde es folgendermassen versuchen: Auch im Zusammenspiel mit der aktuellen Kette (Bild) gibt es klangliche Eigenheiten (die man der VOX zuschreiben kann), die nicht jeden Geschmack treffen werden. Diese lassen sich wie folgt auflisten:
Es gibt im Obertonbereich spritziger aufspielende Lautsprecher.
Ich konnte unlängst eine B&W Nautilus 800D (Bilder unten) an einer Gamut-Endstufe (wie ich sie selber besitze) hören. Diese Kombination klingt energiereicher im Hochton. Auflösung und Verzerrungsarmut liegen auf gleichen Niveau. Stimmen klingen dafür aber kühler und nüchterner über die B&W - Geschmackssache.
Die VOX zaubert keine ätherisch erweiterten Räume.
Wer neben einer guten Raumdarstellung in allen Dimensionen, die bei manchen Aufnahmen auch über die Stellbreite hinausgeht, ausufernd breite und vor allem sehr tiefe Räume suggeriert bekommen möchte, sollte sich andere Konzepte anhören oder mit Röhrengeräten wie z.B. einer Röhrenvorstufe oder einem CD-Player mit Röhrenausgangsstufe nachhelfen. Hier verlassen wir aber den neutralen Pfad der Hifi-Tugenden.
Sezierende Abbildungspräzision gibts nur ansatzweise.
Bei der Lektüre von manchen Testberichten in der Presse bekommt man den Eindruck, dass gute Ketten die exakte Position eines jeden Chormitglieds messbar machen und man zudem die Chorknaben der Grösse nach sortieren könne. Dies ist mir über meine Kette in dieser Ausprägung noch nicht aufgefallen. Prägnante Einzelstimmen sind zwar z.T. heraushörbar und der Chor als solches richtig positioniert abgebildet; aber mehr auch nicht. Aber vielleicht fehlen mir ja auch nur die richtigen "Raumanreger", sonstige Room-Tuningmassnahmen (oder einfach die "goldenen Ohren" hierfür, denn auch bei einem Live-Chor tue ich mich mit geschlossenen Augen schwer einzelne Stimmen richtig anzuzeigen - schon mal probiert?).
Wie schon erwähnt: Der limitierte Tiefstton.
Bei einem Fahrzeug-Motor ist es der sprichwörtliche Hubraum, der durch nichts zu ersetzen ist - ausser durch noch mehr Hubraum. So sind auch einem 20 cm Töner im 40 Liter Bassreflexgehäuse Grenzen gesetzt. Kühlschrank-grosse Kisten oder grosse Aktivsubwoofer können prinzipbedingt "weiter runter" und dort auch lauter spielen. Bei den meisten Platten kommt allerdings nie der Wunsch nach mehr auf - bei entsprechender Abhörlautstärke verlangen ohnehin Mitbewohner und Nachbarn eher nach "Weniger".
Wirkungsgrad und Impedanzverlauf sind zwar nicht wirklich kritisch und theoretisch genügen auch schon mittelmässig starke und laststabile Verstärker zum "Antrieb". Ein Effekt ergibt sich allerdings durch diese Eigenschaften, die jeder kennt, der einmal eine "normalen" Mehrwege-Lautsprecher gegen einen Hochwirkungsgrad-Lautsprecher oder insbesondere Breitbänder hören konnte.
Bei niedrigen Pegeln scheint ein Lautsprecher mit mittlerem oder schlechtem Wirkungsgrad nicht richtig "offen" und dynamisch zu spielen, während ein Breitbänder oder beispielsweise eine Tiangle aus Frankreich (dort liebt man schon länger schwächliche Röhrenverstärker) schon höchst lebendig zu Werke geht. Diese Konzepte haben selbstredend wieder andere Nachteile - so kann man insbesondere bei einem Breitbänder keine korrekte und verfärbungsfreie Wiedergabe erwarten. Wer also einen eher warmen und "müden" Verstärker besitzt und meist leise hören muss, bekommt demnach mit einer VOX nur selten ein besonders lebendige Vorstellung serviert. An meiner Gamut-Kette und bei leicht erhöhter Zimmerlautstärke ist allerdings kein Anzeichen mehr von "Müdigkeit" zu erkennen. Letzlich eine Frage der Rest der Kette und der Hörgewohnheiten.
Auch Gutes lässt sich weiter verbessern. Deshalb gibt es im nächsten Kapitel Kurzberichte über erfolgte Updates.