Messeberichte - High End 2007
WLM
Bereits seit meinem ersten Kontakt mit der Firma WLM auf der High End 2005 - Wiener Lautsprecher Manufaktur hat sich diese aus meiner Sicht fest als Garant für eine der besten und dynamischsten Vorführungen auf der High End etabliert. Da machte die diesjährige Demonstration auch keine Ausnahme.
Bild 1: Vorführanlage bei WLM
Bild 2: Ein Subwoofer zwischen zwei der Diva-Modelle
Spannend war für mich dieses Jahr zum einen die Möglichkeit einmal ein Diva Modell mit dem Koax-Chassis zu hören, und zum anderen die Begutachtung eines skandinavischen Plattenspielers und Tonarm, von dem man schon im Vorfeld in Insiderkreisen hören konnte. Aber der Reihe nach:
Das Lautsprechermodell, dass auf den WLM-eigenen Aufbau-Hochtöner verzichten muss, ist als nicht allzu kleine Kompaktbox Diva Monitor (Bild 1) und als Standbox Diva (Bild 2) erhältlich. Äusserlich kaum sichtbar, besitzt der leichte Papier-Tiefmitteltöner anstatt einer Staubschutzkalotte einen koaxial angeordneten Hochtöner. Wer nun glaubt einfach beim amerikanischen PA-Ausrüster Eminence das Koax-Chassis Beta 10 CX kaufen zu können und nach einschrauben in ein ausreichend grosses Gehäuse ein Diva-Modell für kleines Geld basteln zu können; ist zwar schon auf dem richtigen Weg, wird aber wohl nur schwerlich das gleiche Niveau erreichen. Mit einem wirkungsgradstarken und gleichzeitig leichten und grossen PA-Koax lassen sich bestimmt dynamische und auch räumliche Klangbilder erzeugen; dass es zu einer tonal korrekten und ausgewogenen Wiedergabe allerdings noch einiges mehr braucht, davon zeugen bei WLM allein schon die verschiedenen Anpassungs- und Einstellmöglichkeiten, sowie die Möglichkeit zur Teilaktivierung.
Höreindrücke
Gehört wurde von CD (Melody) und LP (Nordic Concept), verstärkt von den australischen Melody Röhrenverstärkern über die Diva Monitor, die allerdings noch von zwei der grossen Subwoofern unterstützt wurden.
Das erste Stück, dass ich hören konnte war Patricia Barbers Companion - sicherlich ein spektakuläres Stück, das über eine gute Kette durchaus beeindrucken kann. Und das tat es hier auch. Es breitete sich ein sehr offenes und luftiges und räumlich durchhörbares Klangbild aus. Wie zu erwarten war dem Klangbild zudem eine unerhörte Dynamik und Schnelligkeit zu Eigen. Das schaffen sicher einige PA-Systeme und die von manchen so verehrten Hörner und Breitbänderkonzepte auf eine ähnliche Art und Weise auch. Was aber wirklich aussergewöhnlich und höchst bemerkenswert war, ist die tonale Ausgewogenheit und Verfärbungsfreiheit dieser Anlage. Keine scharfen Glanzlichter, keine Verzerrungen oder Schein-Räumlichkeit, die nach einiger Zeit auffallen und den Lautsprecher als Effektmaschine entlarven. Wirklich klasse gemacht.
Die Wiedergabe einer Kari Bremnes CD, dieses Mal über die grossen Lautsprecher (Bild 1), geriet im Vergleich zum oben geschilderten Vergnügen, weniger beeindruckend. Der Tiefton war mir persönlich schon zu füllig und sogar ein wenig dröhnig. Eine Ursache hierfür kann allerdings auch eine nicht perfekte Einstellung auf den Raum sein, was immer wieder bei Vorführungen auf der High End zu beobachten ist. Hierdurch wirkte ebenfalls der Grundton zu voll und rund. Ein typischer Effekt von Umschalten von LP auf CD war auch hier der schärfere und artifiziellere Hochton. An den übrigen Qualitäten war aber auch an dieser Konstellation nichts auszusetzen.
Fazit: WLM hat die vermeintlich Hifi-untaugliche PA-Membran und den veralteten grossen Papiertöner domestiziert und dabei einen sehr audiophilen Lautsprecher kreiert, der unschlagbar schnell ist und damit tatsächlich livehaftige Klangbilder zaubern kann ohne zu nerven.
Nordic Concept
Der analoge Zuspieler der Vorführkette von WLM war der noch junge Plattenspieler-Exot Artist Turntable MK II von Nordic Concept mit dem dazugehörigen magnet-gelagerten Tonarm. Wie auf der Internetseite des Herstellers zu erlesen, ist das Gerät nicht nur penibel verarbeitet, sondern bietet auch eine interessante Materialauswahl an klangrelevanten Stellen.
Bild 3 und 4: Nordic Concept Artist Turntable MK II
Im weiteren beschleicht den informierten Branchenkenner in vielen Aspekten immer wieder ein seltsames Deja-vu-Gefühl. Antrieb, Aufbau, Lager etc. kennt man auch so von anderen Herstellern. Wirklich bemerkenswert empfinde ich den magnet-gelagerten Tonarm. Ist die Fadenaufhängung und die Magnetdämpfung nicht patentrechtlich geschützt. Für die Bildung einer eigenen Meinung, darf man gerne einmal ein wenig durch die Seiten zum meinen DIY-Tonarm The Unswayed stöbern.
Hiermit will ich nicht gesagt haben, dass hier Ideen bei privaten DIY-Tonarm-Konstrukteuren entliehen wurden. Das dürfte zumindest schon aus zeitlichen Gründen nicht auf meinen The Unswayed zutreffen; die Ähnlichkeiten zum Frank Schroederschen Konzept sind allerdings frappierend. Zufall ist wohl, dass Nordic Concept offensichtlich die gleiche Idee hatte, die mir ebenfalls bei meinem Projekt kam: Steifigkeit und Resonanzarmut des Aufbaus zu erhöhen, indem man das offene Profil der Schroederschen Tonarmbasis schliesst. Über andere konstruktive Details des Tonarms darf man zumindest ein wenig grübeln:
Wo ist das Magnetlager verbaut? Wenn das am Ende des hängenden Zylinders verbaut ist (Bild 4), dürfte man sich extreme VTF-Probleme einhandeln. Nicht zu Unrecht bekrittelt Frank Schroeder gegenüber den meisten privaten Schroeder-Klonen (auch meinem), dass die Position des Lagerpunktes nicht zum Knotenpunkt des Lagerfadens passt. Wo die meisten Selbstbauer meist nur wenige Millimeter und Prozent daneben liegen, sieht der Nordic Concept nahezu untauglich für nicht absoult plane Platten aus. Ebenfalls ein wenig abenteuerlich, wenn auch verschmerzbar, ist die Einstellung der Auflagekraft und des Azimuts mit dem an Gummi-O-Ringen verschiebbaren Gegengewicht (Bild 3). Was man bei einem Kostet-Fast-Nix-Selbstbau-Konzept noch clever finden kann, wirkt bei einem nicht ganz billigen Fertigprodukt doch ein wenig grobschlächtig...
So! Genug gelästert, denn offensichtlich hat mir der Sound von LP ja ganz gut gefallen.