Nach dem Wegbleiben in 2005 war die Rosenheimer Lautsprecherschmiede Audiaz dieses Jahr wieder auf der Highend vertreten und hatte offensichtlich nichts dem Zufall überlassen. So schickten sie eine absolut ausgereizte Version ihres kleinsten Modells - der Eta - an einer ebensolchen Highend-Kette (Bild 1) ins Rennen. Die Etas wurden von den sehr leistungsfähigen und nicht ganz preiswerten KR Mono-Röhrenendstufen angetrieben. Als Digital-Zuspieler diente ein Teac Esoteric Spieler, der recht häufig auf der Messe zu sehen war. Ein echtes Highlight indes war die analoge Quelle (Bild 2): Eine 3-Motoren Version des noch jungen Ruhrpott-Drehers Raven von TW Acustic der mit zwei aussergewöhnlichen und wohl auch sehr seltenen Tonarmen bestückt war. Links im Bild ist in der Seitenansicht ein Grandezza Tonarm von Da Vinci Audio Labs zu sehen. Der Grandezza ist ein exquisit gefertigter, doppelt-kardanisch gelagerter Tonarm mit Diamantspitzenlager aus der Schweiz (s.a. Bild unten rechts). Wirklich gespannt war ich allerdings auf die Vorführung mit dem zweiten Tonarm rechts im Bild. Der unter Insidern bekannte und hochrangig eingestufte Referenz-Arm von Frank Schröder aus Berlin. Gerade unter Selbstbauern ist der Schrödersche Patentarm sehr populär, kann man doch einen nicht gerade günstigen Spitzentonarm (nicht unter 4000 EUR) vermeintlich recht einfach nachbauen ist. Einerseits ist die Patentschrift downloadbar und andererseits ist die Lagerung so simpel wie genial. Anstelle einer kardanischen Lagerung oder einer Einpunktlagerung auf einer Stahlspitze oder einem Rubin o.ä. kommt beim Schröder eine Fadenaufhängung zum Einsatz. Damit der Arm nicht pendelt und zu Dämpfungszwecken steht im Lagerpunkt des Schafts ein kleiner aber sehr starker Neodymmagnet einem zweiten fest montierten Magneten knapp darunter gegenüber - gut zu sehen im Bild unten links. Weitere Details und eine Weiterentwicklung basierend auf dem Schröderlager gibt es demnächst auf meiner Homepage unter Selbstbau zu sehen. Am Holzrohr des Schröders kam der Dynavector XV-1S (Bild Mitte unten) zum Einsatz. Vorverstärkt wurden dessen kleinen Signale von der Röhren-Phonovorstufe Tron Seven (im Bild 1 unter dem Plattenspieler) von Tron Electronics.
Entschuldigung, diese Seite heisst Audiaz und ich verliere mich in der Beschreibung des Plattenspielers, der zugegebenermassen (als einziges Produkt auf der Messe) bei mir Begehrlichkeiten geweckt hat. Trotzdem soll auch Audiaz Eta zu ihrem Recht kommen: Die Eta ist ein recht kleiner 3-Wege-Lautsprecher mit Audiaz-üblicher Thiel (der Deutsche) Bestückung. Die inversen Keramikkalotten von Thiel zählen zu den besten Chassis am Markt und finden sich beispielsweise auch in den hochgelobten Lautsprechern von Lumen White oder Avalon (s.a. Messebericht High End 2005 - Lumen White und Messebericht High End 2005 - Avalon) wieder. Einziges Manko dieser Hightech-Chassis ist die unangenehme Eigenschaft der harten Keramikmembranen ausserhalb ihrer Nutzfrequenz stark zu verzerren. Mit aufwändigen Filtern müssen die Chassis und der Hörer davor bewahrt werden. Dies wiederum erschwert die Realisierung von phasentreuen und impulskorrekten Lautsprechern - das perfekte Chassis gibt es halt nicht. Wie schon eingangs angedeutet handelte es sich auf der Messe nicht um die Standardversion der Eta, die als Hochtöner einen Air-Motion-Transformer von Eton einsetzt. An dieser Stelle verbaut Audiaz das absolute Top-Chassis von Thiel: Den Diamant-Hochtöner. Über die Fähigkeiten dieses aussergewöhnlichen Chassismaterials ist mittlerweile dank der prominenten Version von B&W in der Presse schon ausgiebig berichtet worden. Der hohe Einzelpreis des Hochtöners, das Composite-Lautsprechergehäuse (Multiplex in der Standardversion) und das schwarze Hochglanzfinish lassen den Paarpreis von ohnehin schon stolzen 12.000 EUR auf ca. 20.000 EUR klettern. Dieser Preis rechtfertigt sich auch nicht durch eine noch unverschämtere Preispolitik wie sie beispielsweise Lumen White betreibt. Die nehmen für die ansonsten gegenüber der Keramikversion baugleiche Diamantversion gleich über 20.000 (!) EUR mehr, obwohl der Einkaufspreis der Hochtöner nur(?) etwa gut 1.000 EUR differiert. Aber auch das ist Highend.
Ok! Preispolitik hin oder her - hier steht eine veritable und mit Liebe zum Detail zusammengestellte Highendkette. Wie klang sie denn nun?
Recht ansprechend. Hinsichtlich highfideler Kriterien kann man der Kette ein hohes Auflösungsvermögen ohne grössere tonale Schwächen oder ermüdende Verzerrungen attestieren. Zudem kam Tracy Chapmans androgyne Stimme schön sonor und voll von der CD. Man liest es schon zwischen den Zeilen: So richtig wollte der Funke trotzdem nicht überspringen. Dies lag an einerseits an der räumlich eher kompakteren aber insbesondere wenig tiefen Darstellung; mehr noch an dem fehlenden Tieftonfundament, was Tracy ein wenig zu schmächtig erscheinen lies und Bassdrumläufe eher schüchtern und müde erklingen liess. Naja, was will man auch von so einem kleinen Lautsprecher mit diesen Mini-Tieftönern (angeblich 15er) erwarten!?
Aber es ging noch anders und insbesondere viel besser! Oje, jetzt kommt der Abgesang auf die Vorzüge der analogen Klangwiedergabe - habe ich mich doch ohnehin schon ehrfürchtig über die tollen Tonarme geäussert. Ja und Nein! Natürlich hört man mit analogen Equipment auch (oder vielleicht im Besonderen sogar) die Resonanzsignatur von Tonabnehmer, Tonarm und Laufwerk - also nicht nur die reine Lehre der Aufnahme. Der Röhren-Phonopre wird wohl noch sein Übriges dazu getan haben. Aber wenn es so gut gemacht ist: bitte sehr! Gerade die nicht allzu fett abgestimmte kleine Eta profitierte wohl ungemein von der Vinylzuspielung. Hören durfte ich unter anderem Kari Bremnes neuestes Werk "Over En By" über den Schröder Referenz (Bild 1 und 2). Von der schwarzen Scheibe erklang Karis Stimme, sowie Klavier und Saxophon voll, rund und einfach authentisch ohne dass irgendwelche Details verschliffen wurden. Auch Tiefbass schien nun in ausreichendem Masse vorhanden zu sein. Gerade so als ob ein hochwertiger und richtig justierter Subwoofer hinzugeschaltet würde. Eine Folk-Country Einspielung machte dann noch eindrucksvoll deutlich, wieviel mehr Raumgefühl und Atmosphäre eine hochwertige analoge Wiedergabe der eines aktuellen Super-CD-Spieler voraus haben kann. Auch hinsichtlich ihrer grobdynamischer Fähigkeiten schien die Kette mit dem Plattenspieler deutlich zuzulegen und demonstrierte nun ungebremste Spielfreude. Manchmal erschienen mir allerdings Stimmen ein wenig Härte zu zeigen. Als Schuldigen die Keramiktöner, den Tonabnehmer oder einfach nur die Vinylscheibe auszumachen war mir indes nicht möglich. Was blieb war die Erkenntnis, dass die Idee einen Tonarm auf dem Schröderpatent zu konstruieren so schlecht nicht gewesen sein kann.