Die Marke Klangwerk war mir vor dem Messebesuch eine Unbekannte. Käme bei derem Topmodell, dem voll-aktivem 2-Wege-Lautsprecher Onda, nicht der Manger-Wandler zum Einsatz, ich wäre wohl weitergezogen. Unwissend, dass bei der Trigon-Vorführung sogar eine Original-Manger-Box zum Einsatz kam, musste ich diese Gelegenheit unbedingt wahrnehmen, endlich einmal einen Lautsprecher mit diesem berüchtigten Biegewellenwandler zu hören. Die schwache Vorführung der schwedischen Primare Elektronik an den ebenfalls vorführbereiten Precide SA Lautsprecher mit Original ESS Air-Motion-Transformer auf der vorjährigen Highend hätte mich wohl eher abgeschreckt - nachzulesen unter Messebericht Highend 2005 - Precide SA. Wenngleich man vorweg sagen muss: An dem eher mässigen Eindruck hatte wohl weniger die Elektronik als die eigentümlich abgestimmten Lautsprecher Schuld. Aber hierzu nachher mehr. An der Onda hatten die Primaregeräte (Bild 1) auch nicht sonderlich viel zu tun. Der CD21 analogisierte die Digitalsignale und die Vorstufe Amp30 gab dem Kleinsignal den richtigen Pegel. Den Rest macht die Onda. Hierzu besitzt jeder Lautsprecher zwei Endstufen. Eine 50W-Stufe treibt den Manger an und eine mit 100W zwei 17er Aerogel-Chassis von Audax, die jeweils nach oben oder nach unten abstrahlend den Raum gleichmässig anregen. Diese Konfiguration ist bei Einsatz des Mangerwandelers problemlos möglich, da dieser bis nahezu 100Hz einsatzfähig ist und somit nur nach einem Subwoofer verlangt, den Präsenzbereich aber vollständig selber anstrahlen kann. Auslöschungs- oder Bündelungseffekte sind demnach durch die Tieftöner nicht zu erwarten. Auf den ersten Blick erscheint die Verstärkerleistung relativ gering. Wenn man allerdings bedenkt, dass jeder Weg seinen eigenen Verstärker hat und das verstärkte Signal nicht durch die Frequenzweiche abgeschwächt wird, da die Frequenzbereiche schon vor der Verstärkung aufgeteilt worden sind, relativiert sich das Bild. Man würde an passiven Lautsprechern schon gut und gerne einem Boliden von 2mal 200W oder 300W leinen müssen um zu einer ähnlichen Wirkung zu kommen. Weitere Vorteile der Aktivtechnik sind sehr kurze Lautsprecherkabel, weniger Phasendreher, einfacher Impedanzverlauf und die Möglichkeit zur Raumanpassung durch einen einstellbaren Roll-Off. So lässt sich die Onda auch wandnah betreiben ohne dabei die üblichen Grundtonaufdickungen zu zeigen.
Warum sind dann nicht alle Lautsprecher aktiv?
Ein Grund ist sicher deren Vermarktbarkeit über den Verkaufspreis. Im Falle der Onda immerhin gut 10.000 EUR für ein Paar. Zu viel? Ein paar Standlautsprecher mit Mangerwandler und eine Stereoendstufe oder gar 4 Monoendstufen wäre wohl kaum günstiger. Bei Highend geht es allerdings auch um den Prestigewert; und da machen sich einfach ein paar dicke Endstufen im Regal besser als die verborgen in der Onda werkelnden. Von der fehlenden Möglichkeit mit armdicken und prestigeträchtigen Lautsprecherkabeln zu experimentieren ganz zu schweigen. Das beste Lautsprecherkabel ist zwar das kürzeste; wobei simple Leiter dann schon genügen - wie in jeder Endstufe von der Verstärkerstufe zu den Lautsprecherklemmen auch - aber die kann man bei einem Aktivlautsprecher ja nicht vorzeigen...
Ich finde das Konzept der Onda jedenfalls hervorragend. Zudem ist das akustisch optimierte Compositgehäuse ohne parallele Wände, was stehenden Wellen im Inneren vorbeugt, auch noch recht schick, so dass man die Onda fälschlicherweise für einen reinen Designlautsprecher halten könnte.
Und damit täte man ihr wirklich unrecht. Die tollen Tracks der Manger-Test-CD (welche sonst?) kamen richtig gut. Dank 3 Jahren Highend Messe und der eigenen Verwendung als Test-CD, kenne ich diese nun schon nahezu auswendig, was sie umso mehr zum Anlagentest prädestiniert. Livingston Taylors erklang absolut natürlich und in korrekter Grösse abgebildet. Gezupfte Gitarrensaiten erklangen räumlich gut ortbar, rythmisch korrekt und authentisch. Wieso stufen manche Fackpresse-Blätter diesen Lautsprecher nicht ein? Warum ist sein Klangbild angeblich so speziell, dass man sich erst daran gewöhnen muss? Diese Aussagen blieben für mich beim Hören der Onda nicht nachvollziehbar. Es mag schon sein, dass manche Lautsprecher obenrum ein wenig mehr zingeling machen. Angeblich braucht man das um den fehlenden optischen Eindruck beim Konzert zu ersetzen bzw. beim A-B-Vergleich beim Händler beim schnellen Umschalten höher auflösend zu wirken. Wer schon einige Berichte auf meiner Seite gelesen hat, weiss dass ich diese klirrige Tsching-Bumm-Abstimmung nervig und auf Dauer lästig empfinde. Das ist gesoundetes Hifi und keine Musikwiedergabe. Zu letzterem scheint der Mangerwandler offensichtlich fähig zu sein und sollte eigentlich viel häufiger zu hören sein. Dass dessen Zusammenspiel mit einem normalen Hubkolbenstrahler nicht ganz unproblematisch ist und dies auch die Onda in Ansetzen zeigt, beantwortet die Frage evtl. schon ein wenig. Im Gegensatz zum Klangwerk-Werbeflyer war der Bass nicht perfekt integriert und schien ein wenig langsamer, ja bisweilen leicht sumpfig zu spielen. Ob dies wiklich einer schlechten Abstimmung oder der Tatsache, dass ein normales Chassis mit den Qualitäten eines Manger nicht mithalten kann, anzulasten ist, konnte ich nicht klären. Ich bin mir allerdings sicher, dass auch der winzige Hörcontainer (Bild 1 und 2 zeigen den Schwenk um die eigene Achse), der zudem keinerlei Dämpfungselemente besass, eine gehörige Mitschuld an den nicht optimalen Tieftonqualitäten zu tragen hatte. Trotzdessen kann man gerade Audiophilen mit kleineren Räumen, dank der Anpassbarkeit der Onda nur zu einem Hörtermin raten. Dass sich mit Ihr puristische Anlagen mit nur einem regelbaren CD-Spieler oder einer Quelle plus Poti oder Vorverstärker realisieren lassen ist ein netter Nebeneffekt.
Der 180 Grad-Schwenk zu einer vergleichbaren Kette (Bild 2) - zusätzlich mit nun notwendiger Primareendstufe - an den breits 2005 gehörten Precide SA Lautsprechern unterstrich sowohl mein positives Urteil der Onda als auch mein negatives an den Precide SAs. Unterschiedlicher können Lautsprecher nicht klingen! Zuerst hatte ich das Gefühl ein Lautsprecher wäre verpolt angeschlossen - so seltsam unnatürlich klang die räumliche Abbildung. Der für sich genommen hochauflösende und luftig spielende Air-Motion-Transformer spielte seine eigene Musik, während der Tiefton wenig dazu passende schleppende Töne brummte. Livingston Taylor spielte nun scheinbar langsamer, weniger dynamisch und anscheinend ohne jegliches Rythmusgefühl, wobei seine Stimme merkwürdig hohl klang. Gnade! Abschalten und zurück zur Onda!