Ein Motornetzteil von Dr. Fuss? Noch nie davon gehört?
Genau so erging es mir auch. Nur durch Zufall bin ich im Analog-Forum auf einen Bericht über das besagte Netzteil für Synchronmotoren von Plattenspielerantrieben gestossen. Hier wurde von dem ehemaligen Audio-Journalisten (Ja! Er kann auch Geschichten vom Das Highend-Dilemma erzählen) und Entwickler hochwertiger Verstärker (für z.B. Aaron) berichtet. Mittlerweile arbeitet Herr Dr. Fuss zwar nicht mehr in besagten Funkionen, kann das Entwickeln allerdings doch nicht lassen. So kann man im günstigen Direktvertrieb und mit sagenhaften Kundenbezug Verstärker vom Phonopre bis hin zur potenten Endstufe und interessante Analogprodukte wie einen luftgelagerten Plattenspieler und Tonarm erwerben. Leider gibt es keine Homepage und auch keine mir bekannten Online-Rezensionen auf die ich hier verweisen könnte. Dass seine Produkte nur über Mundpropaganda trotzdem zufriedene Kunden finden, zeugt von deren hoher Qualität und unschlagbaren Preiswürdigkeit - schliesslich muss der Kunde auch keine Test und Anzeigen in den Werbezeitschriften mitzahlen.
Zurück zum Netzteil: Wieso sollte man überhaupt das dem Plattenspieler beiligende Netzteil gegen ein anderes tauschen? Als ich mich ein wenig mit der technischen Hintergrund beschäfigte, wurde mir schnell klar, dass ich in dem von Transrotor mitgelieferten Steckernetzteil (s. Bild 1 und 2) wieder eine Schwachstelle meines Transrotor Fat Bob S gefunden hatte.
Im Gegensatz zu Gleichstrom-Motoren wie sie beispielsweise Scheu einsetzt, die über eine Spannungsregelung eingestellt werden können, wird der Synchronmotor des Transrotors über die Frequenz der anliegenden Wechselspannung gesteuert. Das Pully des Transrotor-Antriebs ist so ausgelegt, dass es bei 50 Hz die notwendige Umdrehungsgeschwindigkeit von 33 1/3 U/min erzeugt. Der Motor hat 2 Phasen, so dass er diese Frequenz auch 2 mal mit einem exakten Phasenversatz von 90 Grad benötigt, um wirklich ruckelfrei und "rund" laufen zu können. Wie erzeugt nun das Transrotor-Steckernetzteil die exakten 50Hz für die richtige und konstante Geschwindigkeit und den genauen Phasenversatz für den "ruhigen" Lauf des Motors. Wenn man sich noch einmal Bild 2 genau ansieht, kann man sich die Frage schnell selbst beantworten: Eigentlich gar nicht!
Man findet einen Trafo und einen blauen 8,3 Mikrofarad Elko (leicht verdeckt im Bild 1 und auf Bild 2). Sprich: Das Hausnetz liefert die 50 Hz - zumindest so ungefähr und inklusive aller Störungen und Spanungsschwankungen (bis zu 5 Prozent) unseres heutigen Stromnetzes. Der Elko sorgt für eine irgendwie geartete zweite Phase. Wer die üblichen Toleranzen und alterungsbedingten Veränderungen von Elkos kennt, hat einen ungefähren Eindruck wie genau dieser Phasenversatz wohl sein kann - und sich über die Jahre entwickeln könnte. Kurzum: Ich halte ein derartiges Netzteil für ein entsprechend teures und bestens beleumundetes Laufwerk wie den Fat Bob S schlicht für absolut ungeeignet. Man mag nun auf auf das "günstige" Transrotor-Einsteigerpaket verweisen, oder dass - gegen gehörige Aufpreise selbstverständlich - bessere Netzteile bei Transrotor lieferbar sind; aber ein Ferrari wird auch nicht mit einem Fiat Panda Motor ausgeliefert, weil man ja einen passenden Motor nachkaufen könnte...
Wie sieht es nun im Fuss´schen Netzteil aus, dass zum Kurs von ca. 250 EUR inkl. Versand geliefert wird? Im schlichten Alu-Gehäuse (Bild 1 und 2) stecken ein überdimensionierter Ringkerntrafo, eine gefilterte und stabilisierte Gleichspannungsversorgung, ein Präzisions-Sinusspannungsgenerator und Ausgangsverstärker mit einer Stromlieferfähigkeit von 1 Ampere (Bild 3 und 4) bei 18 V Wechselspannung. Der Gesamtklirrfaktor beträgt -80 dB, was zu max. 0,01 % Störanteilen in den Motorversorgungsspannungen führt.
Der Sinusgenerator lässt sich mit dem mittleren Dreschalter, der gleichzeitig auch Ein-Aus-Schalter für den Motor ist, auf eine Frequenz von 50 oder 67,5 Hz einstellen. Ein Umlegen des Antriebsriemens am Pully ist also nicht mehr notwendig, da die Drehgeschwindigkeit komfortabel auf 33 1/3 oder 45 U/min eingestell werden kann. Mit den beiden Potis lassen sich beide Geschwindigkeiten zudem unabhängig voneinander fein einstellen. Auf Wunsch liefert Herr Dr. Fuss das Netzteil auch mit mehreren Ausgängen, so dass man auf Mehr-Motoren-Betrieb aufrüsten kann. Ein nachträgliches Umrüsten ist auch möglich bzw. es können über ein Adapterkabel auch bis zu 3 Motoren angeschlossen werden. Da der sehr gute, von Transrotor verbaute Motor jeweils 0,25 A benötigt, ist das Fuss´schen Netzteil mit seiner kraftigen Ausgangsverstärkung hierfür auch bestens geeignet. Also ein rundes Paket, dass weitgehend dem Transrotor Netzteil Konstant M3 entspricht. Dieses kostet, dank polierter Frontplatte und Transrotor-Batch ein Vielfaches.