Höreindrücke - Analog
Pro-Ject Xpression III
Nanu? Nun sind in diesem Analogkapitel schon seit wenigen Jahren zahlreiche Updates und Aufrüstversuche eines Fat Bob S der deutschen Vorzeigemarke Transrotor zu lesen, und jetzt beschreibt er hier einen kleinen tschechischen Einsteigerdreher von Pro-Ject!?
Keine Sorge: Das Thema analoges High End ist noch lange nicht abgeschrieben. Und einige neue Updates des fetten Roberts, sowie weitere Berichte zu interessanten Phono-Gerätschaften warten auf ihre Veröffentlichung. Der ursprüngliche Hintergrund der Geschichte des Pro-Jects war der Auftrag eines Freundes für maximal 500 EUR ein komplettes analoges Frontend - also spielfertiger Plattenspieler mit Tonarm und System, sowie eine ordentliche externe Phonovorstufe - zusammenzustellen. Bei dieser Aufgabenstellung landet man schnell bei Pro-Ject.
Und soviel sei an dieser Stelle schon verraten: Das Ergebnis ist höchst bemerkenswert.
Bild: Pro-Ject Xpression III spielfertig aufgebaut
Fairerweise sollte man noch erwähnen, dass auch die britische Firma Rega wieder preiswertere Einsteigermodelle wie den P1 oder P2 im Programm hat. Deren Preis-Leistungsverhältnis ist meiner Meinung nach allerdings deutlich schlechter als das der kleinen Pro-Ject Modellreihen Debut, Xpression und RPM. Mit dem Leichtbau Rega P1 und seinem sehr simplen RB100 Tonarm für ca. 350 (ohne Tonabnehmer) werden Hifi-Fans mit audiophilem Anspruch sicher nicht richtig glücklich. Mir persönlich gefiel ein erster Probelauf mit einem schon besser ausgestatteten P3 (nicht die aktuelle 24er Version) mit Glasteller und MC-System (schon beinahe 800 EUR!) nicht wirklich gut. Das hatte zwar die von den werbewirksamen sogenannten Testberichten versprochene Dynamik bei ansprechender Auflösung; aber das gesamte Klangbild wirkte auch nervös, leicht verzerrt und im Bass ein wenig schwachbrüstig und unkonturiert. Eventuell ist ein Glasteller auf einer dünnen Holzbrettzarge nicht der Weisheit letzter Schluss. Wie war das? Für 500 EUR sollte noch eine externe Phonovorstufe drin sein? Also zurück zur recht breiten und ein wenig unübersichtlichen Pro-Ject-Modellpalette:
Die in Wien ansässige Firma lässt ihre Plattenspieler im tchechischen Litovel bei SEV fertigen und reicht die günstigen Fertigungskosten, sowie die Dank Gleichteilekonzept und Modulbausweise günstigen Teilekosten dankenswerterweise an die Kunden weiter. So erhält man einen spielfertigen Debut III mit Tonarm und Ortofon OMB 5E inkl. Staubschutzhaube schon für gut 200 EUR. Vom Gegenwert entspricht ein solches Paket ungefähr dem eines fast doppelt so teuerem Rega P1 - aber auch ein solcher Debut III macht mit seinem einfachem Tonarm und ebenfalls resonanzanfälligen Metallteller sicher noch nicht wirklich glücklich. Bei diesen Modellen handelt es sich eher um Verlegenheitslösungen zur Rehabilitierung von alten Plattensammlungen. Neben dem hier beschriebenen Xpression Modell (letztlich eine edlere Debut-Variante) gibt es noch die Xperience-Variante mit Acrylbasis, die kleinen Masselaufwerke RPM, das höchstintressante magnetische Subchassismodell PerspeX und neuerdings ein ambitioniertes Topmodell Xtension. Mit Letzterem stösst man dann allerdings auch schon preislich in das Revier der etablierten Masselaufwerke von Acoustic Solid, Clearaudio, Transrotor und Co. vor.
Ausstattung
Plattenteller
Die Konstruktionsmerkmale des mit ca. 440 EUR noch günstigen Xpression III lassen allerdings schon auf eine durchaus erwachsene Wiedergabe hoffen. Als Plattenteller kommt kein windiges Kunstoffspritzteil oder Glas zum Einsatz, sondern ein respektabler satinierter Acrylteller. Was bei zigtausend Euro teueren Masselaufwerke eher die zweitbeste Lösung ist - hier erwartet man ausgefuchstere und schwerere Lösungen - stellt für ein Einsteiger-Masselaufwerk schon ein echtes Alleinstellungsmerkmal dar. Kämpfen die meisten leichtgewichtigen Masselaufwerke aufgrund ihrer Metall- oder Glasteller doch mit einer mehr oder minder ausgeprägten Resonanzanfälligkeit. Die ursprüngliche Definition Masselaufwerk besagt nämlich nur, dass der Plattenteller über das Lager direkt (ohne Subchassis oder anderen Dämpfungseinrichtungen) an das tragende Chassis angekoppelt ist. Das gilt heute auch für alle am Markt befindlichen Dünnbrett-Spieler. Wirklich schwere Masselaufwerke versuchen über schieren Materieleinsatz Ruhe bis zur Abtastnadel zu bewahren. Was ihnen je nach Kontruktion mehr oder minder gut gelingt - s.a. Schieferbasis oder Tellerauflage aus Schiefer.
Bild: Alle Einzelteile des Paketes frisch aus dem Karton
Dass insbesondere leichtgewichtigen Masselaufwerken mit resonanzanfälligen Kunststoff- oder Glastellern die Beruhigung über "Masse" nicht so wirklich gelingt, ist einleuchtend. Die Fachpresse schreibt in solchen Fällen dann von spritziger Dynamik und einem frischen und lebendigem Klangbild; und versüsst so dem überzeugten Käufer die lästigen Verzerrungen und den unsauberen Klang. Diesbezüglich sollte der Xpression III einen Acryl-gedämpften Vorteil gegenüber seinen Klassenkollegen besitzen. Zur weiteren Dämpfung ist dem Paket zudem noch eine Tellerauflage aus Filz beigelegt. Wir werden sehen, ob diese Rechnung aufgeht.
Bild 1: Mit einem Gummi-Ring schwimmend gelagerter Motor mit Pully
Bild 2: Der flache Antriebsriemen treibt einen Kunststoff-Subteller an
Chassis
Das Chassis besteht leider auch beim Xpression III aus dem in dieser Klasse offenbar üblich dünnen MDF-Brett. Beim Xpression III ist dieses zumindest hochglanz schwarz lackiert. Die Lackierqualität ist tadellos und scheint eher aus einer deutlich edleren Geräteklasse zu entstammen. Zur Dämpfung des Chassis besitzt er Alu-Gerätefüsse mit Gummipuffern. Als Hauptlager fungiert eine Edelstahl-Tellerlagerachse mit Teflon-Lagerspiegel in einer Messinglaufbuchse - das ist guter Standard in dieser Klasse. Ein mehrpoliger Synchronmotor (Bild 1 oben) treibt über einen Flachriemen (Bild 2) einen Subteller aus Kunststoff an, auf den der eigentliche Acylplattenteller zu liegen kommt. Wie man schon aus meinem Bericht über den Steckernetzteil-Betrieb eines Synchronmotors am Transrotor Fat Bob S weiss, kann das unvermeidliche Polruckeln eines nur über die Netzphase des Hausstromes (über ein simples Steckernetzteil) betriebenen Synchronmotors zu einem unpräzisen Klang führen.
Pro-Ject löst dieses Problem auf den ersten Blick hemdsärmelig (und sehr günstig) aber effektiv über die "schwimmende" Aufhängung des Motors über einen an vier Schrauben befestigten Gummiriemen. Die direkte Schwingungsübertragung vom Motor zum Chassis wird so schon stark bedämpft. Wer zudem noch das über den Antriebsriemen selber übertragene Ruckeln vermeiden möchte, kann bei Proj-Ject eine sogenannte Speed Box für knapp 100 EUR erwerben. Dann entfällt auch das wenig praxisgerechte Umlegen des Antriebsriemens für 45er Platten, wozu ohne diese ektronische Steuerung der Plattenteller abgehoben werden muss. Für eine wirklich präzise Steuerung inklusive Feinregulierung der Geschwindigkeit müsste man allerdings auch bei Pro-ject ein wenig mehr investieren: Für ca. 400 EUR erhält man die Speed Box SE II. Wer jemals mit einer solcher Aufrüstung liebäugeln sollte, empfehle ich sich zuvor mit dem ebenfalls einsatzbaren Motornetzteil - Dr. Fuss für kleinere 250 EUR auseinandersetzen.
Bild 1: Pro-Ject 8.6c Tonarm
Bild 2: Tonarmrohr aus Kohlefaser
Bild 3: Kardanisches Saphierlager
Bild 4: Antiskating über Auslege-Gewicht am Nylonfaden
Tonarm
Ein echtes Highlight ist wiederum der verbaute Pro-Ject eigene Tonarm 8.6c. Der Name ist Programm: Die effektive Länge beträgt 8,6 Zoll, und das kleine "c" weist auf ein Tonarmrohr aus Kohlefaser hin. Dieser Arm ist nicht zu verwechseln mit dem auch einzeln erhältlichen Pro-Ject 9cc. Bei diesem ist das gesamte Armrohr inklusive Headshell aus einem Stück Kohlefasergewebe gefertigt und insbesondere die Lager sind von höherer Qualität. Allerdings kostet das gute Stück alleine schon 850 EUR und wäre wohl zu viel erwartet für ein 440 EUR teueres Gesamtpaket.
Aber auch der 8.6c macht eine ausgesprochen gute Figur und rechtfertigt schon alleine den Aufpreis gegenüber der 345 EUR teuren Esprit Version des Debut III. Dieses kleinere Schwestermodell kommt zumindest auch schon in den Genuss des Acrytellers. Allerdings ist neben einem einfacheren Alu-Tonarm ohne VTA-Einstellmöglichkeit auch ein Tellerlager ohne Teflon-Lagerspiegel verbaut. Die zusätzlichen 100 EUR sind meiner Meinnung nach gut angelegt.
Aber zurück zum Tonarm 8.6c: Bei ihm ist zwar nur das Armrohr aus dem steifen und zugleich dämpfenden Gewebe, aber auch die zur Einstellung des Azimuth drehbare Headshell und insbesondere die kardanischen Saphirlager machen eine gute Figur. Endlich mal etwas Anderes als die ewigen, einfachen Alugussrohre RB100 und RB250 von Rega, die man sogar im Paket mit respektablen Masselaufwerken findet - s.a. Tonarm - Tweaking Rega RB300. Schade, dass der Pro-Ject 8.6c nicht einzeln erhältlich ist. Der mögliche günstige Verkaufspreis und die zu den Regas kompatible Länge könnten aus ihm eine interessante Aufrüstoption auch für andere Laufwerke machen - wenn er denn besser klingt als die kleinen Regas. Aber hierzu später mehr.
Tonabnehmer
Bild: Audio-Technica AT 95 E im Betrieb
In 2008 war der Xpression III noch mit dem sehr preiswerten, aber formidablen AT 95 E von amerikanischen Hersteller Audio-Technica ausgestattet. Mit einem elliptischen Nadelschliff, einer Ausgangsspannung von 4,5 mV und einer empfohlenen Auflagekraft von 1,8 g ist es ein typischer MM-Vertreter - also ein Moving Magnet System. Einzig der Einzelpreis von 35 EUR hebt es aus der Masse seiner teureren Mitspieler deutlich heraus - ohne dass an irgend einer Stelle qualitative Abstriche auszumachen wären. Ok, mit dem grünen Nadelträger aus Kunststoff ist kein Designpreis zu gewinnen, aber wen stört das wenn es einfach toll klingt?
Heute gehört ein Ortofon 2M Red zum Paket. Da das Ortofon einzeln mit ca. 90 EUR teuerer ist als das Audio-Technica, ist mittlerweile auch der Xpression III Paketpreis von 440 auf noch verschmerzbare 465 EUR gestiegen. Klanglich würde ich mit dem Ortofon auf eine etwas rundere und gesetzte Gangart im Vergleich zum impulsiv dynamischen Audio-Technica tippen. Wer also weiterhin auf das AT 95 E setzen will, kann dies immer noch tun. Für den Erlös des verkauften Ortofons ist sicher das Audio-Technica und evtl. noch eine Platte drin.
Aufbau und Justage
Nachdem einmal alle Teile des Lieferumfangs dem Karton entnommen sind (Bild 1), kann der Aufbau losgehen. Trotz der zahlreichen Einzelteile geht dies auch für ungeübte Hände schnell und einfach von statten. Hilfreich ist hierbei auch die verständliche Bedienungsanleitung in deutscher Sprache.
Bild 1: Alle Einzelteile aufgebahrt
Bild 2: Antriebsriemen und Teller aufgesetzt
Für den noch nicht eingespielten Dreher - Tellerlager und insbesondere die Gummis der Tonabnehmeraufhängung sollte man einige Stunden Einspielzeit für ernsthafte Klangbeurteilungen gönnen - musste ein adaequater Stellplatz gefunden werden.
Bild 1: Schieferplatte auf Luftpolsterfolie auf Schweden-Rollregal
Bild 2: Noch trohnt der gepimpte Fat Bob S unbezwingbar über dem kleinen Pro-Ject
Ein kleines rollbares Regal der bekannten schwedischen Möbelmarke ist zwar für sich genommen nicht besonders resonanzarm aber ausreihend stabil. Damit der Xpression III im unfairen Vergleich zum deutlich gewichtigeren und teureren Transrotor Fat Bob S nicht schon alleine durch die ungünstigere Stellfläche komplett durchfallen musste, wurde ihm die Stellfläche noch mit einer auf Luftpolsterfolie gelagteren Schieferplatte trittschallresisten und aufgewertet. An meiner Phonovorstufe Aqvox Phono 2 CI sollte nun schnell ein erster Funktionscheck durchgeführt werden. Vergleichbare klangliche Eigenschaften waren schliesslich nicht zu erwarten. Neben dem deutlich einfacheren Laufwerk, hatte der Transrotor schliesslich noch den Vorteil der deutlich hochwertigen MC-Systeme Tonabnehmer - Goldring Eroica, Ortofon Valencia, für die der "Kurzschlussbetrieb" der symmetrischen Aqvox ausgelegt ist. Der Betrieb eines MM-Systems ist da eher eine Verlegenheitskombination. Im Weiteren habe ich über zahlreiche Verbesserungen an dem auch nicht perfekten Fat Bob S mittlerweile ein Niveau erreicht, dass ich zu den wirklich guten Masselaufwerken zählen würde. Ein echter Hörbericht war demnach nie angedacht - wollte ich doch besagten Freund nicht in einer Internetpublikation lesen lassen, dass der Plattenspieler meiner 500 EUR Analog-Empfehlung im Vergleich zu meinem eigenen analogen Frontend nur ein sehr bescheidenes Niveau erreicht.
Es kam anders...
Bild 1: Achsabstand messen
Bild 2: Nulldurchgänge und Kröpfung einstellen
Bild 3: Nach Verdrehen der Headshell ist der Azimuth nun korrekt
Bild 4: Exakt 2 Gramm Auflagekraft
Bevor ich nun zur eigentlichen Überraschung - einem kleinen Hörbericht komme - muss ich kurz noch ein wenig Kritik am Pro-ject Xpression III üben. Ähnlich wie auch bei meinem Transrotor Fat Bob S war die Vormontierung ab Werk nicht zufriedenstellend: Der Tonabnehmer stand sichtbar schief (Azimuth verstellt) und der Kröpfungswinkel war weder für die Nulldurchgänge nach Baerwald (66,00 und 120,89 mm) oder nach Dr. Feickert (70,29 und 116,60 mm) korrekt eingestellt. So wäre eine erste Hörprobe wirklich nichts geworden. Also machte ich mir noch die Mühe mit der Feickert-Einstellschablone den Xpression III penibel genau zu justieren und die Nulldurchgänge nach Feickert einzustellen. Die Auflagekraft habe ich schliesslich mit 2 g ein wenig über den empfohlenen 1,8 g eingestellt. Dieser Wert liegt allerdings immer noch im erlaubten Bereich von 1,4 bis 2,5 g für dieses System und gibt dem System noch ein wenig mehr Druck im Grundton. So gerüstet konnte der kleine Pro-Ject nun zeigen, ob sein Konzept aufgeht.
Höreindrücke
Der, als kleiner Funktionstest und zum Einspielen der Komponenten gedachte, Probedurchgang des Pro-Ject geriet zur echten Überraschung, und liess mich immer wieder nachdenklich die Platten zu meinem Transrotor (gehört mit Rega RB 300 und Goldring Eroica LX) wechseln.
Bild 1 und 2: Was als kleines Sparing zwischen Amateur und Schwergewichtsprofi angedacht war, geriet zum echten Schlagabtausch.
Liebe Transrotor-Freunde; keine Bange, Ihr müsst nicht auf die Abwrackprämie für überflüssiges Altmetall-Highend warten. Zudem lassen sich mit meinen zahlreichen Tipps zur Behebung konstruktiver Schwächen des Fat Bob S, dieser auf ein höheres Niveau als das des kleinen Pro-Jects bringen.
Aber: Der klangliche Unterschied vom kleinen Pro-Ject zu dem in allen Belangen (ausser eventuell dem Tonarm) aufwendigeren Transrotor ist erstaunlich gering.
Was zuerst (sehr positiv) am Xpression III auffällt, ist das klanglich schon bei den ersten Takten nichts von einem vermeintlich leichtgewichtigen Konzept zu hören ist. Mit einem bis in die Enden ausgedehnten Frequenzgang, schon unverschämter Grobdynamik und voller Spielfreunde, prädestiniert er sich dafür, in Blindtests überraschten Hörern ein vertitables Masselaufwerk vorzugaukeln. Der Bass kommt kräftig, trocken und durchaus wohl konturiert. Die grundtonstarke Stimmwiedergabe lässt auch eine Cassandra Wilson oder einen Allan Taylor in voller Grösse auf der Bühne stehen. Mein Tipp für alle die diese Spielweise mögen ist den Xpression III ohne die mitgelieferte Filzmatte zu betreiben. Diese nimmt wieder etwas von dem Druck und Präzision im Bass, sowie insgesamt vom Auflösungsvermögen. Je nach Stellfläche muss das jeder einfach ausprobieren. Ich für meinen Teil würde allerdings eher die Stelffläche wie beschrieben beruhigen, anstatt auf einem mitschwingenden Platz die Filzmatte zu benutzen.
Die kräftige klangliche Signatur ist sicher auch auf das fruchtbare Zusammenspiel der Einzelkomponenten zurückzuführen: Das AT 95 E gilt gemeinhin als spritziges und direktes System mit schnellen, kräftigen Bässen, wofür manche Pop- und Rockhörer auch schon einmal vermeintlich hochwertigere Syteme in der 100 bis 200 EUR Klasse links liegen lassen. Die Lager von Tonarm und Teller sorgen offenbar für eine präzise Führungen und damit ein stabiles klangbild mit sauberer Auflösung. Der Motor scheint für den leichten Teller ausreichend Drehmoment bieten zu können (stabile Abbildung und kräftiger Bass); und die Dämfpungsmassnahmen vom Motorlager, über Acrylteller bis hin zum Kohlefaser-Tonarmrohr sorgen für eine entspannte und verzerrungsarme Darstellung ohne nervige Artefakte, die eine gute Feinauflösung und entspanntes Langzeithören erst ermöglicht.
Hinsichtlich letztgenanntem Auflösungsvermögen sollte man angestachelt durch meine euphorischen Ausführungen nun allerdings keine Highend-Wunder erwarten. Das 35 EUR MM von Audio Technica ist kein japanisches Grossmeister-MC zum Preis eines Kleinwagens. Insgesamt ist aber die Detailwiedergabe auch schon mit dem einfachen AT 95 E gut; die Raumabbildung zwar in Breite und Tiefe kompakter als beim Fat Bob S aber durchaus zufriedenstellend.
Gerade dynamischer Pop, Rock oder auch schon audiophiler Jazz oder Blues in kleine Besetzungen machen wirklich Spass mit dem Xpression III und lassen Wünsche nach teuren Masselaufwerken gar nicht erst aufkommen. Erst wer als audiophiler Feingeist kritisches Material aktiv hören will, oder bei Klassik sehr empfindlich hinsichtlich der neutralen Tonalität ist, oder Gross-Orchestrales unverzerrt in nahezu Originalpegel hören will, muss zu anderen Kalibern als dem Xpression III greifen. Hier sei allerdings noch erwähnt, dass bei letzerem auch ein nicht modifizierter Transrotor Fat Bob S keine besondere Figur abgiebt. Hierzu bedarf es dann der zahlreichen Verbesserungen und auch einem hochwertigerem Tonarm - wie bsw. meinem The Unswayed.
Fazit
Der Pro-Ject Xpression III ist ein preiswürdiger Plattenspieler, der zwar aufgrund seines günstigen Paketpreises als sogenanntes Einsteigermodell gehandelt wird, aber hinsichtlich seiner klanglichen Qualitäten - insbesondere für Pop-, Rock, Jazz-Hörer - die Anschaffung weit teurerer Produkte überflüssig macht.
Wer an einer entsprechend hochauflösenden Hifi-Kette wirklich hörbar mehr hinsichtich der Vinyl-Wiedergabe erwartet, wird wohl deutlich grössere Summen auslegen müssen.
Anmerkung:
Ich habe mich nicht getraut meinen Fat Bob S auf seinen unmodifizierten Ausgangszustand zurückzurüsten - ok, ich war auch zu faul - und ihn so mit dem Xpression III zu vergleichen. Meine unbestätigte Vermutung: Ein solcher Vergleich mit dem Xpression III (auf gleicher Stellfläche wie der Fat Bob S und ebenfalls mit dem Goldring Eroica LX bestückt) hätte vermutlich doch zu einem Fazit geführt, das die meisten Transrotor-Eigner wohl nicht wahrhaben wollen würden.
Tipps zur Aufrüstung
Das Schöne an den Pro-Ject Drehern ist zudem, dass Sie sich noch weiter aufrüsten lassen. Bevor ich angenommene 1.000 EUR aus optischen Gründen in ein Einsteigermodell eines deutschen Masse-Laufwerk-Herstellers mit Rega RB250 und einfachem Tonabnehmer investieren würde, wären für mich folgende Ergänzungen zum Pro-Ject Xpression III denkbar:
Motornetzteil - Dr. Fuss oder Pro-Ject Speed Box II (SE) - ca. 100 bis 400 EUR
Schieferbasis mit Luftpolsterfolie - ca. 50 EUR
Durchgehende Tonarmverkabelung anstatt der Unterbrechung über Cinchbuchsen - zb. Finewire C37 - ca. 200 EUR inkl. Einbau
Hochwertigerer Tonabnehmer (MM: Goldring G1000er- oder G2000er-Reihe oder MC: diverse Goldring, Ortofon, Benz etc.) - ca. 150 bis 800 EUR
Schaumkeramik Untersteller anstatt Standardfüsse und/oder unter der Schieferbasis - ca. 10 EUR