Höreindrücke - Analog
Tonarm - Tweaking Rega RB300
Die Tonarme von Rega wurden bisher zig-hunderttausenfach verkauft und sind immer wieder in günstigen Komplett-Angeboten zu finden. Dies liegt sicher insbesondere an ihrer Preiswürdigkeit. Zudem spielen sie als klassische kardanisch gelagerte, mittelschwere Arme weitgehend unklompliziert auf mit vielen Laufwerken und Tonabnehmern zusammen.
Technische Daten Rega RB250, 300, 600, 700, 900, 1000
effektive Länge..........................237 mm
Kröpfungswinkel.......................21,63 Grad
Tonarmrohr................................Aluminium hohl gegossen
Effekive Masse..........................11,5 - 12 g
Tonabnehmergewicht..............4 - 11 g
Antiskating..................................magnetisch
Aauflagekraft..............................Spiralfeder und/oder Gegengewicht
Ausgangslage - Rega-Transrotor-RB300.3
So findet sich auf meinem Transrotor Fat Bob S von Haus aus auch ein Rega RB300. Bei Transrotor heisst dieser natürlich Transrotor 300.3-Tonarm (Bild) und ist, laut Aussage von Transrotor und passenden Werbeberichten aus den Hifi-Gazetten, grundlegend überarbeitet - auf dem Bild an dem polierten Gegengewicht und den JR-(Jochen Räke)-Aufkleber hinter dem Lift zu erkennen.
Die Transrotorische Aufrüstung besteht aus einem Transrotor-eigenem bedämpften Gegengewicht und einer angeblich verbesserten Verkabelung. Bitte diese Punkte gleich wieder vergessen, haben sie doch keine (bzw. keine positiven) Auswirkungen auf den ansonsten unveränderten Rega RB300. Wie man an der ein oder anderen Stelle schon lesen konnte, hält sich meine Begeisterung für den Out-of-The-Box Fat Bob S sehr in Grenzen. Als ich mich allerdings auf die Erkundung der Jochen-Räke-Tweaks machte, die ihm sogar einen eigenen Namen und einen entsprechenden Aufkleber wert sind, hat für mich die Marke weiterhin an Reputation verloren. Dass bei Transrotor nicht die bestklingensten Laufwerke entstehen und die Modellvielfalt eher für Show, Optik, Prestige und hochwertigen Maschinenbau steht, ist mir (als nun besserer Kenner der Analog-Materie) mittlerweile klar geworden. Wenigstens habe ich über die Jahre diverse Massnahmen (s.a. Transrotor Upgrades - Übersicht) gefunden, mit dem sich die Basis "Fat Bob S" auf ein mit anderen guten Laufwerken vergleichbares Niveau heben lässt. Aber nun DAS an meinem Transrotor 300.3-Tonarm:
Gegengewicht
Poliertes Aluminium sieht ja gut aus und die Tropfenform mag ja ein optischer Gag sein; aber Materialien mit höherer Dichte, besserer Eigendämpfung und eine Formgebung mit tieferen Schwerpunkt, die es zudem erlaubt den Schwerpunkt näher an den Lagerpunkt zu verlegen, würden mir technisch sinnvoller erscheinen. Nahezu jedes andere andere am Markt befindliche Austauschgewicht für die Rega-Arme ist wohl besser.
Dämpfung
...besteht aus einem kleinen O-Ring, der das Gegengewicht davon abhält auf der mit dem Armrohr verbundenen Gewindestange zu klappern. Jede andere Form der Längsverschiebbarkeit des Gewichts wäre wohl besser und würde diese Dämpfungsmassnahme überflüssig machen, bzw. eine bessere Anbindung über POM oder Vinyl anstatt dem weichen O-Ring-Gummi ermöglichen. Also nur eine Verschlimmbesserung einer Verschlechterung.
Über alle Zweifel erhabene Fertigungsqualität
In den Gazetten wird dieser über Alles erhabene Mythos gepflegt. Nicht nur erschrocken, sondern verärgert war ich, als ich das Gegengewicht abgeschraubt habe, um mir die Dämpfung anzuschauen. In diesem Moment fällt ein ganzer Haufen Späne und Alu-Staub aus der Gewindebohrung des Gegengewichts...
Tonarmkabel
Von wegen durchgängige und feine Tonarm-gerechte Verkabelung, oder eine Dämpfung der Leiter im Inneren des Alurohres. Nichts dergleichen. Von der Headshell bis zu den Lötpunkten im Tonarmfuss ist noch alles Original-Rega. Auch die Masseleitung, die mit einem heissen Leiter verbunden ist (alle Phonovorstufe - Aqvox-Besitzer verfluchen diese) wurde beibehalten. Einzig das aussen sichtbare Kabel, was aus dem Tonarmfuss herausgeführt wird, ist nicht Rega, sondern eine (wenig audiophile) Oehlbach-Cinch-Strippe mit dicken goldglänzenden Steckern. Optisch wuchtig, aber klanglich..?
Ok, Ärger runter schlucken und das Beste daraus machen - wie immer beim Fat Bob S.
Pimp my Rega
Die wichtigsten Angriffspunkte für sinnvolle Massnahmen am Rega Arm wurden bereits angedeutet:
Durchgängige hochwertige Tonarm-Verkabelung. Ein wirklich heisser Tipp ist hier das Tonarmkabel - Finewire C37. zusätzlich kann noch mit dämpfenden Papierstreifen oder Ähnlichem im schwingunsanfälligen Alu-Armrohr experimentiert werden.
Tausch des radialsymmetrischen Gegengewichts gegen ein Schweres mit tiefen Schwerpunkt. Hier gibt es zahlreiche Anbieter am Markt.
Ruhigstellen der Spiralfeder zur Einstellung der Auflagekraft ab Rega RB300 bis RB1000. Mehr hierzu weiter unten auf dieser Seite.
Wer bessere Lager und ein feiner bearbeitetes Alurohr möchte, muss zu einem grösserem Modell in der Rega-Hierarchie vom 250er bis 1000er greifen. Schnell wird dann allerdings aus dem Budget-Tonarm eine echte Investition, die einen auch auf schöne Töchter anderer Mütter ein Auge werfen lässt.
Eine guten Überblick über die angesprochen Rega-Upgrades ist auf einer Seite von TNT-Audio - Analoges zusammengefasst. Eine Wiederholung werde ich mir daher hier ersparen. Einen Artikel möchte ich hier allerdings behandeln, kommt er meines Erachtens auf den zahlreichen Rega-Tuning-Seiten meist zu kurz:
You can ring my bell
Unter der Überschrift "Prima Vera!" (TNT-Audio - Analoges) beschreibt Werner Ogiers wie er dem Rega RB300 das Klingeln abgewöhnt hat. Hierzu muss man lediglich die seitliche Hutmutter an der Auflagekraftverstellung und die zwei kleine Imbus-Schrauben (liegen auf Bild 1 schon daneben) abschrauben. Nach Abname des Deckels ist nun der Blick frei auf den Quell des Übels - die Auflagekraftverstellung durch eine Spiralfeder (Bild 2). Diese Art der Einstellung der Auflagekraft ist einerseits nicht sonderlich genau über die Skalierung des Rändels vorzunehmen; so dass man ohnehin mit einer Tonarmwaage (wie z.B. unter Analog - Einstellen) feineinstellen sollte; sondern sorgt durch die leicht schwingungsfähige Feder auch für ein Klingeln, dass empfindliche Tonabnehmer gerne weiterreichen. Beim Titel aus der Überschrift evtl. noch ganz amüsant, ist dieses beim Hören anderer Stücke eher unerwünscht. Nun einfach aus einem dämpfenden Material - ich habe Nadelfilz zerrupft - zwei oder drei Bahnen formen und zwischen die Windungen der Spiralfeder klemmen (auf Bild 2 ist schon eine Lage Filz zu erkennen). Deckel wieder aufschrauben - Operation gelungen.
Praktischerweise lässt sich dieser Eingriff jederzeit schadlos wieder rückgängig machen und ist daher für jeden RB300 bis RB1000 Besitzer gefahrlos nachzuvollziehen. Die ohnehin ungenaue Auflagekraft-Skala zeigt nun definitv falsche Werte an, so dass nun auf jedenfall die Auflagekraft über ein Veschieben des Gegengewichts eingestellt werden sollte.
Cartridge Isolator für Arme
Nicht nett - die Überschrift - dafür trifft sie den Kern dieses Tweaks ganz gut. Seit einiger Zeit liest man immer wieder von einem kleinen Stückchen Schaumstoff zwischen 2 Metallplättchen, das zwischen Headshell und Tonabnehmer wundersame Wirkung tun soll. Gemeint ist der Cartidge Isolator von theCartridgeman. Angesichts des simplen Aufbaus und des Verkaufspreises von ca. 120 EUR, sowie in Anbetracht des Materialaufwandes und der Herstellkosten, ist man leicht versucht dieses Zubehör in die Voodoo-Ecke zu schieben. So war auch ich anfänglich (bin es eigentlich immer noch) zumindest angesichts des Preises versucht auf das Das Highend-Dilemma zu verweisen.
Bei näherer Betrachtung scheint die Idee dann doch gar nicht so schlecht, die beim Abtastvorgang über den Tonabnehmer in den Tonarm eingesteuerten Vibrationen zu dämpfen. Insbesondere das Aluröhrchen des Rega ist für solche Einstreuungen sicher anfällig. Bei der Auslegung des Isolators war sicher zu berücksichtigen, dass die Führungseigenschaften des Tonarms nicht konterkariert werden; nach dem Einbau ist zudem der VTA wieder neu einzustellen (s.a. Analog - Einstellen). Dass das Layout des kleinen Dämpfers offenbar gut geglückt ist und auf nahezu allen Tonarmen und mit allen Tonabnehmern gut funktioniert, davon zeugen nicht zuletzt entsprechend positive Erfahrungsberichte (z.B. auf 6moons) wie auch die Tatsache, dass Analog-Spezilist Helmut Rohrwild von Hifi & Records diesen unter all seinen Tonarmen verwendet.
Aber hier soll es ja nicht um ein diskussionsfähiges teures Zubehör gehen, sondern um einen günstigen Tweak. Und dieser kostet wirklich (fast) nichts:
Man besorge sich beim Baumarkt eine Dose Plastik-Fermitit oder zweige eine Handvoll beim netten Handwerker nebenan ab. Hierbei immer eine gute Antwort auf die Frage parat haben, warum man denn so eine kleine Menge von dem Zeug brauche - schliesslich stecken wir Highfidelen immer tiefer in der Spinner-Ecke. Drei kleine Kügelchen rollen und am Tonabnehmer oder der Headshell anbringen (s. Bild oben). Die plastisch in jede Form zu bringende Masse haftet alleine und lässt sich jederzeit wieder rückstandsfrei entfernen. Diese Eigenschaften machen sie zudem für jeden Tuning-Willigen zum perfekten Spielzeug; denn bevor man sich mit teer-schmierigen Bitumen-Platten, Frequenzweichen, Elkos, Platinen, Trafos, OPA´s etc. versaut, kann man mit ebenfalls hoch-dämpfenden Plastik-Fermitit wunderbar herumexperimentieren.
Zurück zum Rega-Tweak: Die kleinen auf dem Bild zu erkennenden Kügelchen erfordern für eine erstes Experiment noch nicht einmal unbedingt eine Anpassung des VTA. Bei Verwendung von mehr Dämpfungsmasse wird dies aber sicher auch notwendig. Auf einen korrekten Azimuths nach der Behandlung sollte man allerdings acht geben. Dieser lässt sich über ein feines Nachziehen der Headshell-Schrauben aber problemlos wieder herstellen. Einen Vergleich zum sicher stärker dämpfenden Cartridge Isolator Schaumstoff kann ich leider - mangels Besitzes eines solchen - nicht liefern, der nach Plastik-Fermitit-Kügelchen immer noch feste Sitz des Tonabnehmers empfinde ich aber beruhigend.
Also: Öfter wieder mal mit Knete spielen.
Höreindrücke
Diesmal mache ich es wirklich kurz:
You can ring my bell: Es klingelt eben nicht mehr.
Cartridge Isolator für Arme: Noch eine Nuance weniger Störungen im Klangbild.
Weiterführtende Links
TNT-Audio - Analoges - Rega Neuverkabelung und Klingelbedämpfung der Spiralfeder.
Krishu - Rega Tonarm Mods - Übersicht über einige erprobte Rega-Modifikationen inkl. einer gut nachvollziehbaren Beschreibung einer Neuverkabelung.