Vorab-Hörbericht November 2009
Die Marke BMC Audio hatte ich schon kurz in meinem Messebericht zur High End 2009 vorgestellt. Daher möchte ich mir an dieser Stelle Wiederholungen sparen. Ohne lange einleitende Worte um Firmenphilosophie, Technik etc., kann man über die noch junge Marke (Gründung im Januar 2009) treffend feststellen: Die Herren Candeias, Hugo und Penning wollen es noch einmal wissen!
Das Trio ist beileibe kein Newcomer in Sachen Hifi-Geräteentwicklung: Carlos Candeias kennt man von Candeias Engineering, CEC, Aqvox, Audio Agile etc. - er ist wohl eine der Koryphäen in Sachen Verstärkerentwicklung unserer Zeit. Bernd Hugo ist der ehemalige Gründer der Firma Restek, bei der auch Manfred Penning arbeitete. Letzter entwickelte zudem Lautsprecher und Verstärker unter eigenem Label. Ausreichend Know-how ist also vorhanden.
Übrigens steht der Markenname BMC nicht, wie von mir in meinem Messebericht angenommen, für die Vornamen der drei Gründer B ernd, M anfred und C arlos, sondern offiziell für Balanced Music Circuit. Das trifft es auch sehr gut. Obwohl ich wohl auch nicht so ganz falsch lag...
Bei der neuen gemeinsamen Unternehmung wollten es die Herren mit Allerwelts-Hifi in schicker Schale nicht bewenden lassen. Und so stecken die Besonderheiten der Produkte von BMC Audio nicht in den hochwertigen Gehäusen; denen zumindest ein unverwechselbares Design nicht abstreiten kann; sondern... (Trommelwirbel und andächtige Pause) ...in den Schaltungen!
Bild 1 und 2: BMC Phono MCCI in meinem DIY-Hifi-Rack
Warum ich um diesen (für Hifi-Geräte eigentlich anzunehmenden) Umstand so ein Aufhebens mache? Nun, gerade im Highend-Stereo-Hifi-Segment sind wir Kunden es doch seit Jahren gewöhnt, die immer gleichen, Jahrzehnte alten Schaltungen in neuer Verpackung angepriesen zu bekommen. Im besten Fall bemühen sich einige Anbieter zumindest noch um Detailoptimierungen oder immer hochwertigere Bauteilequalitäten - zu entsprechenden Kursen versteht sich. Im Vergleich zur schnellebigen Heimkino-, Multimedia-, Streaming-Musik-Video-all-in-one-Eierkocher-Branche, sucht das klassische Stereo scheinbar seine kleine Nische Edelverpackung oder in Vinyl-, Röhren- und esoterischem Tuning-Hifi; und verkommt dabei immer mehr zu einer schrulligen aber unbedeutenden Randerscheinung für Freaks. Kein Wunder also, dass es an interessiertem Nachwuchs fehlt.
Was meine giftige Vorrede nun mit BMC Audio und der hier vorgestellten Phono MCCI zu tun hat?
Als ewiger Optimist hege ich die Hoffnung, dass die (noch ausstehende Beschäftigung der Fachpresse) mit den Produkten von BMC Audio wieder zu einer sachgerechten Beschäftigung mit der Technik von Stereo-Hifi führen kann. Hier geht es endlich wieder um technische Inhalte; also das Ringen um die geeigneteste Schaltung, anwendungsoptimierte Bauteile, rauscharme und potente Netzteile, geringe Störungen, hohe Dynamik etc. - eben um die bestmögliche Technik für den bestmöglichen Klang! Und diesbezüglich haben die Produkte der Firma BMC Audio wirklich Innovatives zu bieten.
Bei meinem Messebesuch auf der High End 2009 kam ich kurz mit Herrn Penning ins Gespräch. Insbesondere von der Phono MCCI war ich gleich sehr angetan. So kenne ich doch die Qualitäten meiner hochgeschätzten Aqvox Phono 2CI. Bei der Phono MCCI schien das bereits von dort bekannte, ähnliche Schaltungskonzept (das auch auf Candeias Technik basiert) auf die Spitze getrieben worden zu sein. Damaliges Resultat auch ohne Klangvorführung: Speichelfluss beim Phonovorstufen-Suchenden.
Herr Penning sicherte mir sogleich bei entsprechender Gelegenheit ein frühes Serienmuster zu Testzwecken zu. Wenn sich alle derartigen Zusagen aus der Branche bewahrheiten sollten, könnte ich meinen eigentlichen Beruf an den Nagel hängen und müsste diese Seite professionell betreiben, da sich Hifi-Geräte in meinen Räumlichkeiten nur so türmen würden. Sprich: Mit meiner privaten und nebenberuflich gepflegten Homepage erhalte ich meist nicht als Erster ein Testgerät. Aufgrund meiner unverblümten und ehrlichen Berichterstattung bleiben die meisten etablierten Firmen sogar lieber fern. Das hat sicher auch seine Gründe...
Umso überraschter war ich als ein Anruf von Herrn Penning bei mir einging: Er komme demnächst in München vorbei und könne mit einer Phono MCCI bei mir vorbeischauen. Mehr als ein: "Ja, unbedingt!", kam natürlich nicht in Frage. Und so kam es, dass nur wenige Tage später das Gerät auch schon
Viel Zeit zum Warmspielen hatten die LEF-ClassA Schaltungen nicht, da Herr Penning das Gerät (leider!) wieder mitnehmen musste. Aber auch die wenigen Plattenseiten, die ich mit dieser Phonovorstufe hören durfte, waren eine highfidele Offenbarung. Aber dazu später mehr unter "Höreindrücke".
Das Thema Ausstattung ist bei der Phono MCCI schnell abgehandelt. Denn wer sich aufgrund der (auch preislichen) Höherpositionierung (ca. 1.900 EUR) gegenüber der Aqvox Phono 2CI (MK2: 1.000 EUR) noch mehr Ausstattung erwartet, sieht sich enttäuscht. Tatsächlich scheint die BMC Phono MCCI sogar auf das Wesentliche reduziert zu sein.
Bild 1 bis 3: Ein- und Ausgänge, Display-Dimmer und Mute-Funktion.
Die Phono MCCI bietet konsequenterweise nur symmetrische Eingänge über XLR-Buchsen. Nur über diesen ist der sich automatisch an alle MC-Systeme "anpassende" stromverstärkende Betrieb (auch Kurzschlussbetrieb genannt) möglich. Einen diesbezüglich unvorteilhaften Cinch-Eingang und auch die Möglichkeiten zum Anschluss von MM-Systemen, den die Aqvox Phono 2CI beispielsweise noch vorsieht - wenn auch diese dann zwangsläufig unter ihren Möglichkeiten spielt - hat man bei BMC gleich gar nicht vorgesehen. Offenbar geht man davon aus, dass der geneigte Käuferkreis ohnehin nur über hochauflösende MC-Systeme oder andere niederohmige Systeme wie beispielsweise Grados MI der Reference-Serie verfügt. Der ein odere andere Fan bestimmter MM´s mag dies beklagen. Aber ich kann mit dieser Einschränkung gut leben. Lieber einen schaltungstechnisch - und damit klanglich - opimierten Spezialisten, als eine kompromissbehaftete Lösung für alle Eventualitäten. Zudem werden Analog-Fans mit mehrern Tonarmen und -abnehmern, wohl auch noch eine zweite Phonovorstufe für Ihre MM´s in ihrer Anlage dulden.
Ausgänge sind wieder symmetrisch (XLR) und unsymmtrisch (Cinch) vorhanden. Im Inneren gibt es über Jumper die Möglichkeit die Verstärkung in drei Stufen zu schalten (bei der Aqvox geht dies variabler über Potis und für beide Kanäle einzeln); ein Subsonic-Filter für rumpelige Platten ist schaltbar; die Neumann-Korrektur zur RIAA kann abgeschalten werden und sogar eine einfache Bassentzerrung mit zuschaltbarer Tiefbass- und Grundton-Anhebung ist möglich. Von aussen ist das Display dimmbar (Bild 2) und die Ausgänge lassen sich stumm schalten (Bild 3). Und wofür ist bitte der riesige mittige Drehknopf, der alle BMC Audio Geräte "ziert"?
Nun, im Falle der Phono MCCI haben wir es mit dem grössten mir bekannten Ein-Aus-Schalter der Home-Hifi-Welt zu tun. Hiermit gewinnt die Phono MCCI schon einmal Superlativ Nummer Eins. Aber es kommen noch Spannendere - versprochen!
Beim Blick ins BMC Standardgehäuse, das Platz für vier gleich grosse Module bietet, erschliesst sich nur dem Insider die schaltungstechnische Verwandschaft zum Aqvox Phono 2CI oder CEC PH53 (alle drei Geräte basieren auf Candeias Current Injection Schaltungen mit LEF ClassA Schaltungen). Im Detail weicht die BMC Phono MCCI aber stark von den bisherigen Designs ab.
Bild: Im sauberen modularen Aufbau sind links die beiden Mono-Platinen und rechts das aufwendige Schaltnetzteil zu sehen.
Als erstes fällt auf, dass Candeias bei der Phono MCCI zur Verstärkung nicht auf seine Standard-Verstärkermodule setzt. Erledigen bei der Aqvox beispielsweise insgesamt vier CC80 genannte Module von Candeias Engineering die Signalverstärkung, hat man sich bei BMC Audio etwas Neues hierfür einfallen lassen. Dazu gleich mehr.
Absolut klangentscheidend für jeden Verstärker ist sein Netzteil. Insbesondere Phonovorstufen profitieren hier aufgrund der sehr zarten Eingangssignale von Bruchteilen von Mikrovolt und Milliampere von einem besonders störungsfreien Netzteil. Als einen Lösungsversuch trifft man daher bei Phonovorstufen häufiger auf Akku- oder Batterieversorgungen. Die bieten sich an, da der Energieverbrauch der Geräte meist sehr gering ist; hat aber in der Praxis oft den unschönen Nachteil, dass die Dynamik ein wenig eingebremst wirkt - diesen Effekt konnte ich bereits mit meiner Trigon Vanguard2 an einem Valcano Netzteil mit Bleigel-Akkus erleben.
Schaltnetzteile sind schon deshalb für Phonovorstufen eine gute Alternative, da sie kein Problem mit der Weitergabe des 50 Hz Netzbrummens haben. Hiermit haben klassische Standardnetzteile zu kämpfen. Dafür müssen auf der anderen Seite die hochfrequenteren Störungen von Schaltnetzteilen gefiltert werden. Welche klanglichen Auswirkungen ein stabiles und gut gefiltertes Schaltnetzteil haben kann, demonstriert beispielhaft wieder die Aqvox Phono 2CI. Diese profitiert deutlich von dem um 10 dB rauschärmeren Schaltnetzteil der MK2-Version gegenüber dem der ersten Version - einen entsprechenden Bericht werde ich noch veröffentlichen.
Das reichlich bestückte und aufwendig gefilterte "ultra low noise" Schaltnetzteil (Bild 1 unten) ist nochmal ein grösseres "Kaliber". Wie schon bei der Aqvox kommen auch hier "balanced current" Kondensatoren (die runden goldenen) und MKP´s (gelbe Klötze) zum Einsatz - nur ist die BMC deutlich üppiger mit diesen bestückt. Hinzu kommen noch Bauteile-Leckereien wie die selten gewordenen induktionsfreien Polysterene-Kondensatoren (die runden Silbernen).
Bild 1: Hochwertig bestücktes Schaltnetzteil, das für beste Rausch- und Dynamikwerte gut ist.
Bild 2: Schon der sichtbare Teil des Monomoduls ist ausschliesslich mit hochwertigen Bauteilen bestückt. Unter der verkupferten Abdeckung werkeln parallel 6x 10 parallel geschaltete Transistoren.
Die rein diskrete Schaltung der Mono-Module (Bild 2 oben) suchen unter Phonovorstufen jeder (!) Preisliga Ihresgleichen. Schon der sichtbare Teil der Schaltung, der der Spannungsstabilisierung, einer zweistufigen "quasi-passiven" RIAA-Entzerrung (plus Neumann-Korrektur) und der weiteren Filterung dient, ist hochwertig und sehr grosszügig bestückt. Die eigentliche Sinalverstärkung hingegen versteckt sich unter einem verkupferten Eisenschirmgehäuse. Hier ist sie vor elektrischer Einstrahlung und neugierigen Blicken geschützt. Denn trotz der ansonsten sehr offenen Informationspolitik von BMC Audio, will man sich an dieser Stelle nicht in die Karten gucken lassen. Herr Penning gewährte mir zumindest einen kurzen Blick unter die Haube: Ähnlich den CC-Standard-Modulen von Candeias Engineering ist die vollsymmetrische LEF (Load Effect Free) Single-Ended ClassA Schaltung komplett in moderner platzsparender SMD-Technik aufgebaut. Die über 250 Bauteile pro Kanal hätten wohl auch keinen Platz in einem CC-Modul gehabt und kommen so auf einer modernen 4-lagigen Platine unter. Das klingt nun nach einer reinen Bauteileschlacht mit langen Signalwegen. Dem ist aber nicht so. Die Current-Injection-Schaltung arbeitet nach einem Prinzip der Basis-Schaltung. Die gegenkopplungsfreie Verstärkung findet dabei in zwei sehr kurzen Stufen statt. Aufgrund der vollsymmetrischen Signalverarbeitung und der Parallelschaltung von Transistoren innerhalb einer Verstärkungsstufe (hierdurch wird das Rauschen um ca. 10 dB gesenkt) kommen dann in Summe 60 Transistoren zur Signalverstärkung und weitere 22 für die Ausgansgstufen und zu Regelungszwecken zusammen. Pro Kanal! Damit es auf der anderen Seite nicht zu unerwünschten Effekten innerhalb dieser Transistorbatterien kommt, wählte man spezielle Transistoren mit sehr hohem Hfe und einer "Noise Figure" von nur 0,3 dB. Viel mehr geht nicht.
Langweile ich mit Tech-Talk? Wer trotzdem noch mehr über die Besonderheiten der Phono MCCI und deren Schaltung wissen möchte, dem sei an dieser Stelle ausdrücklich die informative Seite von BMC Audio und der Technikteil von Candeias Engineering ans Herz gelegt.
Um den Faden meiner Einleitung wieder aufzunehmen, sei zusammenfassend zur Schaltung gesagt; dass ich in der Theorie, den hier angewendeten Ansatz gegenüber allen anderen mir bekannten Designs als überlegen ansehe. Wo man andernorts mit sündteuren exotischen Bauteilen und überdimensionierten ausgelagterten Netzteilen klotzt, oder mit dem Eigenklang von speziellen Operationsverstärkern oder Röhren soundet, hat sich BMC bei der Phono MCCI allein der optimalen Verstärkung der MC-Signale gewidmet. Unter solch einer Prämisse sollten mehr Hifi-Geräte entwickelt werden!
Eigentlich müsste BMC Audio für sich den Marketing-Slogan "Vorsprung durch Technik" beanspruchen - wenn der nicht schon, durch ein (eigentlich gar nicht so innovatives) Automobilunternehmen besetzt wäre. Richtiger wäre noch: Natürlicher Klang durch technologischem Vorsprung.
Höreindrücke
Wie schon gesagt, ging es aufgrund des Zeitdrucks ohne ausreichendes Warmspielen der ClassA Schaltungen an meiner aktuellen Kette (in Single Amping Konfiguration mit einer Gamut D200 MK3 Endstufe) gleich los. Angetrieben wurde die Phono MCCI über die, bereits für die Aqvox Phono 2CI vorgesehene, symmetrische Verkabelung mit Finewire C37 vom Generator des Ortofon Valencia; das von meinem Tonarm - The Unswayed quasi reibungsfrei geführt wurde.
Bild 1: Gesamter "Versuchsaufbau" mit Tom Evans Microgroove Plus und Trigon Vanguard2 auf der "Ersatzbank" vorne im Bild.
Bild 2: Analoges Frontend der Hifikette.
Bild 3: Tonarm - The Unswayed mit Ortofon Valencia.
Den Start machte das mir gut bekannte und bestens zum Phono-Test geeignete deutsprachige R&B Album "Mamani Live" von Joy Denalane. Knackig, dynamisch und mit grosser Bühne erklang der Titel "Höchste Zeit". Diese Qualitäten der sehr direkt eingefangenen Aufnahme kannte ich auch schon von der Aqvox Phono 2CI. Aber die Autorität der Wiedergabe, mit einem sehr tief reichenden und druckvollen Bass gepaart mit einem echten (!) Raumeindruck - das war neu. Der Effekt kam dem Wechsel von einem kleinen Vollverstärker auf einen Endstufenboliden gleich. Von der Tieftonsubstanz und -kontrolle wirkten meine nicht übermässig grossvolumigen Visaton VOX 200 MHT High End nun als ob ein 30er Chassis auf das doppelte vorhandene Volumen spielte. Wer braucht da noch eine VOX 250 oder 300? Wer noch mehr Druck will, sollte das Live-Konzert besuchen. Über die dortige PA wird es dann zwar Zwerchfell-massierender, aber nie so feinsinnig und detailreich klingen.
Denn Details und eine feine Mikrodynamik sind beim Spiel der Phono MCCI ebenfalls vorhanden - und zwar im Überfluss. Was da alles drin steckt in der Rille! Das schönste an der Phono MCCI ist aber, dass sie all diese Informationen ganz natürlich und ganzheitlich darstellt. Wie oft musste ich schon bei hochgelobten Geräten feststellen, dass da eine spezifische klangliche Signatur vorliegt, die manche Details überpointiert oder der Bühnendarstellung eine unnatürliche Breite oder Tiefe verleiht. Wenn man Glück hat, liest man dann zwischen den Zeilen der Fachpresse, dass "feinste Verästelungen der Musik sehr nah am Hörer oder wie mit der Lupe dargestellt werden". Kenner wissen dann: Vorsicht! Hier hört man eventuell neben dem eigentlichen zu verstärkenden Signal noch gerätespezifische Verzerrungen oder Störungen, die zumindest erfahrene Musikhörer auf Dauer eher nerven. In diesen Fällen ist ebenfalls folgende Aussage beliebt: Das Gerät spielt eher auf der sog. "kühlen, analytischen oder nüchtern korrekten Seite".
Nicht so bei der Phono MCCI. Bei aller Detailvielfalt bleibt sie absolut natürlich und angenehm langzeittauglich. Manche würden auch von von einer "farbenprächtigen und anlog warmen Spielweise" oder einer Stimmenwiedergabe mit dem "besonderen Schmelz" sprechen. Ich möchte bei der Verstärkung über die Phono MCCI feststellen, dass das Signal eben absolut unverfälscht, rauscharm und verzerrungsfrei wiedergegeben wird. Lautmalerische Klangbeschreibungen muss man sich an dieser Stelle jetzt selber hinzudenken.
Den gleichen Eindruck hinterliess auch das allseits bekannte Unplugged Album von Eric Clapton. Mit der Phono MCCI spielte meine Kette auch die Stücke dieser LP mit einem, bisher von mir für unmöglich gehaltenen, Druck und einer ganz selbstverständlich dargestellten Authenzität ohne jegliche Schärfe oder Künstlichkeit. Herrlich wie hier schon das wie selbstverständlich im Raum stehende Fusswippen Claptons einen sofort zum Mitwippen verführt; oder die ersten Gitarrenzupfer Gänsehaut erzeugen - weil die Illusion, dass Eric Clapton bei mir im Wohnzimmer sitzt, mit geschlossenen Augen mehr als nur sprichwörtlich zu nehmen ist.
Unvermeidbarer erster Vergleich: BMC Phono MCCI und Aqvox Phono 2CI MK2
Eigentlich ist nach obigen Beschreibungen schon klar, dass das Niveau der BMC Phono MCCI durch die Aqvox Phono 2CI MK2 nicht erreicht wird. Doch halt! Die ist besser ausgestattet, vielseitiger und kostet nur gut die Hälfte als die BMC. Ein abschliessender Gerätevergleich mit einem Sieger und einem Verlierer verbietet sich also. Aber da sich die Schaltung grundsätzlich sehr ähnelt (und nun einmal beide Geräte im Rack standen), zwang sich ein Klangvergleich natürlich auf.
Bild 1: Den Kaffee vorne links im Bild hätte es als Muntermacher angesichts der klanglichen Darbietung eigentlich nicht gebraucht.
Bild 2: Schaltungstechnisch sind sich die Aqvox (oben) und die BMC (unten) sehr ähnlich, klanglich unterscheiden sie sich so deutlich wie schon ihr Äusseres.
Auch beim Zurückstecken auf die Aqvox Phono 2CI MK2 macht diese nach wie vor eine gute Figur. Das liegt vor allem daran, dass sie auch im direkten Vergleich nichts wirklich falsch macht und für sich genommen eine sehr gute Phonovorstufe ist, mit der man auf Dauer auch an einer Highend-Kette glücklich werden kann. Hinsichtlich objektiver Kriterien gibt es nichts zu bekritteln. Tonal absolut korrekt (den tendenziell schlanken Grundton der MK1 gibt es seit der MK2 nicht mehr), mit hervorragendem Auflösungsvermögen, sehr guter Mikro- und Makrodynamik und einer guten Bühnendarstellung, die in allen Dimensionen ausreichend ausgedehnt und ortungsscharf ist, spielt sie weit über ihre Preisklasse hinaus.
Die BMC Phono MCCI ist aber unabhängig vom Preis ein Gerät, dass hinsichtlich Breitbandigkeit, Natürlichkeit und realistischer Dynamik in für mich neue Dimensionen der Wiedergabe stösst. So konnte ich dem Album Svarta Björn plötzlich auch musikalisch etwas abgewinnen. Der eher ruhige Gesang Karis auf Schwedisch ist auf diesem Album oft mit atmosphärischen Klängen hinterlegt. Entfernt in der Tiefe des Raumes ist donnergrollengleich eine Pauke eingeflochten. Bisher erklang dies (auch von CD) für meine Ohren immer etwas gekünstelt und zusammenhanglos. Echte Faszination wollte nicht so recht aufkommen. "Versucht es mal mit der BMC Phono MCCI und einem guten MC Sytem", sollte man raten. Die atmosphärische Klangwolke hüllt einen voll ein, die Pauke ertönt zwar immer noch entfernt aber nun spürbar mit wuchtigem Körper. Und über allem schwebt Karis zwar ruhige aber eindringliche Stimme weit vor der Lautsprecherlinie. Wer hier keine Gänsehaut bekommt oder glaubt schwedische Seeluft schnuppern zu können, ist wohl akustisch nicht mehr reizbar.
Hatte ich nicht eingangs gesagt, dass es sich bei einem so innovativem Gerät wie der BMC Phono MCCI bei der Berichterstattung endlich wieder um die Technik bei Hifi drehen kann!? Da bemühe ich mich nun, nach einem ersten Probehören bei mir zu Hause, um eine betont nüchterne Beschreibung meiner Höreindrücke und komme letztlich doch ins Schwärmen. Allen professionellen Hifi-Testern seien hiermit vorab ihre blumigen und anpreisenden Klangbeschreibungen verziehen - sie werden nicht anders können.
Eigentlich sind das schon passende Schlussworte. Aber ich versuche mich trotzdem noch einmal zusammenfassend:
Erstes Fazit
Ein voll aussagekräftiger Hörbericht auf Basis ausgiebiger Hörsessions mit unterschiedlichen Systemen und im Vergleich zu anderen Phonovorstufen steht noch aus. Vorerst lässt sich aber schon Folgendes festhalten:
Seit Jahren hat mich kein neues Hifigerät derart beeindruckt. Schon mit den ersten Takten Musik war klar, dass die BMC Phono MCCI über meine Hifi-Kette Musik erklingen lassen kann, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte.
Dass man Phonosignale noch besser verstärken kann, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.
Für den Fall, dass der Hifi-Markt heute nicht ausschliesslich nach dem Highend-Dilemma funkioniert und sich (Klang-)Qualität letztendlich doch durchsetzt, wird die BMC Phono MCCI sicher DIE Phonovorstufe, an der sich der Rest des Marktes messen lassen werden muss. In meiner Kette wird demnächst jedenfalls eine Phono MCCI für Vinylsignale zuständig sein.