Höreindrücke - Analog
Phonovorstufe - Heed Quasar
Es ist wie eine chronische Krankheit bei uns sogenannten Audiophilen oder Highendern: Ständig sind wir latent unzufrieden mit unserem heimischen Equipment, obwohl es für 99 Prozent der Bevölkerung ohnehin schon speelingen Overkill darstellt. "Da muss doch noch ein bischen mehr gehen!?", "das neue Netzkabel wird noch das letzte Promill Klang rausquetschen", oder: "In dem Fachblättchen XY hat Komponente B nun aber 2,5 Klangprozent mehr erhalten als meine Komponente A..."
Gerade mit letztgenanntem Effekt schaffen es Hersteller, Vertriebe und Presse immer wieder uns Käufer so zu verunsichern und zu beeinflussen, dass eine neue anders klingende Hifi-Komponente vermeintlich bessere Klangeigenschaften suggeriert. Wer schon einige meiner Berichte oder den Artikel Das Highend-Dilemma gelesen hat, weiss dass ich versuche mir eine eigene Meinung zu bilden und mich nur ungern einlullen lasse.
Was das alles mit der Phonovorstufe Heed Quasar zu tun hat?
Bild 1 und 2: Heed Quasar mit externem Netzteil Q-PSU
Auch ich bin nicht frei von dieser Krankheit - obwohl eigentlich rundum zufrieden mit der heimischen Klangqualität - überall noch Verbesserungspotenzial finden zu müssen. So höre ich nun schon lange Zeit sehr vergnügt mit dem herrlichen Ortofon Valencia an meinem hervorragenden (Achtung Eigenlob) Tonarm - The Unswayed und über die erste Inkarnation der Aqvox Phono 2 CI Vinylscheiben jedweder Couleur. Einen vermeintlich besseren Tonabnehmer als das vollmundige und klangfarbenstarke Valencia kann und will ich mir akuell nicht leisten; den Unswayed zu toppen wäre mehr als schwierig (kleinere noch zu veröffentlichende Updates einmal ausgenommen); bleibt also nur noch die Phonovorstufe gegen ein endgültigeres, richtiges Highend-Gerät zu tauschen...
Um ehrlich zu sein, fällt mir keine ernsthafte Kritik an der Aqvox Phono 2 CI ein. Ok, dass es noch ein wenig besser geht, machte die teurere JLTI im Vergleich klar. Der Fortschritt war mir allerdings für eine Neuinvestition zu gering. Was zugegenermassen an mir nagte, waren die zahlreichen Händleraussagen und Forums-Postings, die allesamt, nach der ersten Hypephase um die Aqvox, kurze Zeit später kaum mehr ein gutes Haar an dem Gerät liessen: "Überbewertet, zu dünn im Bass, analytisch...", oder einfach "macht keine Musik!". Was immer das heissen sollte...
Und obwohl ich diese Kritik in keinster Weise aus eigener Erfahrung bestätigen kann, und auch Hifi-Posting dem Foren-Gesetzt "einer setzt ein Gerücht in die Welt, zehn andere plappern es unreflektiert nach" zu unterliegen scheinen; machte ich mich also auf die Suche nach einem Alternativgerät.
Nun schliesst sich endlich der Kreis, und ich darf die Top-Phonovorstufe namens Quasar des ungarischen Herstellers Heed aus Budapest vorstellen:
Bild 1 und 2: Sowohl die Phonovorstufe Quasar als auch das Netzteil Q-PSU hausen im Heed-typischen Mini-Gehäuse 9x6x22 (cm) mit Acrylfront.
Bei der langen Vorgeschichte hätte man nun auch auf einen Bericht zu einer der anerkannten Top-Phonovorstufen des Marktes wie einer Pass Xono, Klyne oder Whest hoffen dürfen. Die hätte ich in der Tat auch gerne einmal gehört. Leider fehlt es im Münchner Raum an entsprechenden Entleihmöglichkeiten. Zudem machten mir gegenüber mehrere Personen die Aussage, schon der vergleichsweise günstige Heed Quasar würde viel musikalischer (ich weiss immer noch nicht was das bedeutet) spielen als die nüchterne Aqvox. Hierzu kamen noch einige Presseaussagen, die den Quasar für weit über seine Preisklasse hinaus geradezu ultimativ einstufen und die gängige (analoge) Forenmeinung, dass der Quasar gegenüber der Aqvox ganz klar die vorzuziehende Phonovorstufe sei.
Solchen Aussagen muss ich natürlich auf den Grund gehen. Im Gegensatz zu den genannten Topgeräten war der mit 800 EUR noch moderat gepreiste Quasar schnell für ausgiebige heimische Höreindrücke beschafft. Nachdem die Aqvox nur noch in der verbesserten MK2 Version für 1.000 EUR zu haben ist, wäre der Quasar demnach sogar noch günstiger als diese. Wenn er dann auch noch besser klingt...
Bild: Nicht so schön: Beim Netzteil wurde die Fase an der Acryl-Frontplatte vergessen.
Ausser dem kleinen Schönheitsfehler - der fehlenden Fase an der Acrylfrontplatte des Netzteils - ist die Verarbeitungsqualität der unscheinbaren schwarzen Kistchen tadellos. Ich persönlich finde die gut einen Liter kleinen Hifi-Kisten optisch sogar sehr sympathisch. Neben der angenehmen Tatsache, dass sie frei von jeglichen optischen Showeffekten sind, haben diese Gehäuse noch einige weitere praktische Vorteile: Während bei vielen Hifi-Gerätschaften, das Gehäuse mit Abstand das teuerste Teil ist; und anscheinend lieber in polierte fingerdicke Alufronten anstatt in eine vernünftige Schaltung investiert wird, scheint man es bei Heed umgekehrt zu handhaben. Aber dazu später mehr...
Die Gehäuse sind also vergleichsweise günstig. Was im Weiteren noch dadurch optimiert wird, dass Heed in seiner 9x6x22er Serie alle Geräte in das gleiche Gehäuse packt. Das machen in ähnlicher, aber nicht gar so kostenoptimierter Form beispielsweise auch die Briten Rega und Cyrus. Was bei Endstufen schon hinsichtlich maximaler Leistungsfähigkeit problematisch werden kann; die Heed Monoendstufe Canopus stösst mit ihrem baubedingt kleinen 100VA Ringkern-Transformator schnell an ihre Grenzen; ist für eine Phonovorstufe gänzlich unproblematisch. Im Vergleich zu den kleineren Geschwistern, den Phonovorstufen Questar als reine MM- oder MC-Geräte mit Steckernetzteil, kann der Quasar sowohl MM- als auch MC-Systeme adäquat verstärken. Zudem kommt er von Haus aus mit dem überdimensionierten Netzteil Q-PSU in einem eigenen Gehäuse daher. Wir erinnern uns: Der Quasar ist das "Topmodell" der Marke. Mit dem gleichen Netzteil lassen sich auch zu einem Aufpreis von 350 EUR die kleineren Questar Modelle aufrüsten. Von dort ist es dann preislich nicht mehr weit zum Quasar. Und so bietet Heed für einen solchen Fall auch konsequenterweise einen aufpreispflichtigen Tausch auf den Quasar an. Bei Bedarf kann man also klein anfangen und sich dann zu dem immer noch günstigen Topmodell hocharbeiten.
Ausstattung und Technik
Der erste Blick ins Geräteinnere des zweiteiligen Quasar bestätigt sogleich die genannte Hoffnung: Aussen Understatement, innen Fürstliches.
Bild 1 und 2: Zweimal 1 Liter Phonovorstufe bitte!
Tatsächlich sind beide Gehäuse randvoll mit diskret aufgebauten klassischen Hifi-Schaltungen aus hochwertigen Bauteilen. In vielen schicken 19-Zoll-Gehäusen grosser Markennamen steckt auch nicht mehr bzw. besseres, sondern eben nur mehr hübsch umbaute Luft. Der Heed Quasar hat also seinen ersten Stein bei mir im Brett.
Gleich vorweg: Allein vom Konzept her, ist der Heed Quasar der Antipode zur Aqvox Phono 2 CI. Während der topmodern gemachte Aqvox auf vollsymmetrischen, sich automatisch an MC-Systeme anpassenden Kurzschlussbetrieb setzt und hierzu vier CC80 getaufte Verstärkerbausteine nutzt; setzt der Heed ganz klassisch auf 22 Einzeltransistoren pro Kanal! Dieses aufwendig spannungsgeregelte Layout kenne ich in ähnlicher Form nur von der vielfach teureren Naim Superline.
Specs Netzteil Q PSU
Ein ähnliches konträres Bild ergibt sich bei den beiden ungleichen Phonovorstufen auch beim Netzteil: Bei Aqvox setzt man mutig auf ein gefiltertes Schaltnetzteil; bei Heed spendiert man dem Quasar ein klassisches Netzteil mit 50 VA Ringkerntrafo, Einzel-Gleichrichterdioden und sehr grosszügiger Siebung.
Bild 1: Reichlich überdimensioniertes Netzteil - ab der Gleichrichtung im Doppelmono-Layout
Bild 2: Die übliche Kombination von passiven und aktiven Bauteilen auf der Platine
Die Siebung des Netzteils fällt mit je 20.000 Mikrofarad pro Kanal sogar doppelt so hoch aus als bei der Monoendstufe Canopus aus gleichem Hause. Nicht von ungefähr spricht Heed auch von einer Stromversorgung wie aus einer Batterie.
Bild 1: Vier Einzelgleichrichterdioden pro Kanal
Bild 2: Kanalgetrennte Abgiffe für 30 V und Erde
Bild 3: Spannungsausgänge, Netzschalter und Kaltgerätebuchse (von links nach rechts)
Audioplatine
Die über Jumper im Inneren einstellbare Phonostufe ist so lecker gemacht, dass ich dieser im Folgenden eine kleine Bildserie mit näheren Erläuterungen widmen möchte.
Bild 1: Die Doppelmono-Schaltung nutzt jeden Quadratzentimeter des Gehäuses.
Bild 2: Passende Bezeichnung für einen Phonovorstufe
Das perfekt gemachte Patinenlayout ist exakt spiegelsymmetrisch und nutzt einen Grossteil seiner Transistoren zur Spannungsregelung und nicht zur Signalverstärkung.
Bild 1: Elko-Batterie zur Pufferung der Eingangsspannung
Bild 2: Jumper zur Einstellung der Betriebsart (MM oder MC), der Eingangsimpedanz (R) und der Eingangsempfindlichkeit (V)
Bild 3: Armada an Dreibeinern
Bild 4: MKT-Ausgangskoppelkondensatoren - hier können Tuning- und Bauteile-Freaks sicher noch aufrüsten
Genau durchschaue ich die volldiskrete Schaltung zwar nicht; aber wenn man sich ein noch monströseres Netzteil hinzudenkt, die Audioplatine auf eine schwimmend gelagerte Messingplatte schraubt; dann kommt man hinsichtlich des getriebenen Aufwandes einer Naim Superline schon nahe. Neben diesen Massnahmen könnte man noch die MKT-Koppelkondensatoren gegen hochwertigere Typen tauschen. Diese MKT´s liegen nämlich dirket zur Filterung von Gleichspanungsanteile im Signalweg. Verlustärmere und schnellere Typen sollten hier noch mehr Auflösung aus dem Quasar kitzeln. Ich würde an dieser Stelle hochwertige MKP´s, wie man Sie auch als Frequenzweichenbauteil für highendige Hochtöner einsetzt, empfehlen. Bei Werten von 10 Mikrofarad pro Kanal kommen da aber schon jeweils 2 oder 3 grössere Brocken zusammen. Die kosten Geld und wollen hinsichtlich ihres höheren Platzbedarfs auch untergebracht werden - einen Versuch wäre es aber sicher wert.
Ausstattung
Hier gibt es Phonostufen-typisch nicht allzu viel zu sagen. Der Netzschalter liegt auf der Rückseite der Q-PSU, ist aber aufgrund der kleinen Gehäusegrösse wohl meist gut zu erreichen. Generell empfiehlt Heed das Gerät entweder 30 Minuten vor dem Plattehören einzuschalten oder gleich immer eingeschaltet zu lassen; was aufgrund des geringen Stromverbrauches von wenigen Watt - und damit unter dem Standby-Verbrauch der meisten TV-Video-Gerätschaften - durchaus anzudenken ist.
Bild: Rückseite des Quasar
Auf der Rückseite des Quasar finden sich neben dem obligatorischen Spannungseingang, der Erdungsklemme, den MM- und MC-Eingängen, dem Hochpegelausgang auch noch ein sogenannter Low-Ausgang. Diesen empfiehlt Heed für angeschlossene Verstärker aus den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ich habe diesen Ausgang nicht genutzt. Da der Heed Quasar aber beide Ausgänge parallel betreiben kann, wäre hier beispielsweise der Anschluss eines AD-Wandlers oder einer hochwertigen Soundkarte denkbar, mit der man dann - für mobilen Hörgenuss - seine alten Vinylschätze parallel gleich digitalisieren kann...
...ok, etwas Besseres fällt mir hierzu einfach nicht ein.
Bildchen
Das ist mir auch noch nicht passiert: Noch Bilder vorhanden, aber kein sinnvoller Text mehr.
Weil mir das Layout des Heed Quasar so gut gefällt, hier trotzdem noch ein paar hübsche Makro-Aufnahmen:
Bilder: einfach lecker
Höreindrücke
Das Finden eines klaren Urteils über die klanglichen Qualitäten des Quasar gegenüber meinen weiteren Phonovorstufen Trigon Vanguard 2 und Aqvox Phono 2 CI MK1 geriet zu einem schwierigem Unterfangen, das viele lange und nicht immer einfache Hörvergleiche mit unterschiedlichsten Platten notwendig machte. Ein besondere Schwierigkeit war, dass mein Tonabnehmer Goldring Eroica an einem unsymmetrisch verkabelten Rega RB300 spielt, während das Ortofon Valencia symmetrisch verkabelt in den Genuss der Führung durch meinen The Unswayed kommt. Das Ortofon-System endet entsprechend an einem XLR-Stecker und das Goldring an einer Cinch-Variante. Für entsprechende Quervergleiche mussten die Phonovorstufen jeweils einen Adapterstecker von XLR auf Cinch bzw. umgekehrt erdulden. Eine derartige Verkabelung sollte man aufgrund der zusätzlichen Kontaktstellen für die winzigen Signale nicht als Dauerlösung betreiben. Für einen Vergleich der Phonovorstufen musste diese Lösung genügen.
Bild: Das analoge Frontend spielt sich warm.
Streng genommen spielten also Heed Quasar und Trigon Vanguard 2 hinsichtlich ihrer Verkabelung nur an der Kombination aus Goldring und Rega, und die Aqvox nur an The Unswayed und Ortofon, jeweils unter optimalen Bedingungen. Trotzdessen kristallisierten sich nach unzähligen Platten dann doch klar zuordnebare Unterschiede zwischen den Phonovorstufen heraus.
Qualifikationsrunde: Trigon und Heed
Vor der Kür kommt, trotz der vielversprechenden Anlagen des Heed Quasar, die Pflicht: Gegenüber dem nur knapp halb so teuren Trigon Vanguard 2 mit Steckernetzteil musste der Heed Quasar erst einmal beweisen, dass er seinen Mehrpreis auch klanglich rechtfertigen kann.
Er kann: Schon an der Kombination aus Rega mit Goldring Eroica LX machte der Heed Quasar schnell klar, dass ihm dies ein Leichtes ist. Die aufnahmetechnisch gut eingefangenen Stücke von Kari Bremnes "You´d have to be here" kamen zwar mit einem etwas schlankeren Grundton als beim, in dieser Disziplin ein wenig übertreibenden Trigon, aber insgesamt gewinnt das Klangbild mit dem Quasar ganz klar an Auflösung und Dynamik. Die Bühne ist beim Quasar breiter, tiefer und präziser gestaffelt. Der Tiefbass ist nach unten ausgedehnter und besonders Hoch- und Mitteltonauflösung gewinnen deutlich. Das führt dazu, dass Karis Stimme deutlich schöner, präsenter, luftiger und körperhafter tönt. Ihr Vortrag wirkt hierdurch involvierter und weniger unbeteiligt.
Noch ein Beispiel: So wie mit dem Quasar hatte ich den Titel "Count und Spark" von Herbie Hancock im Duett mit Norah Jones aus dem Album "River, the Joni Letters" noch nicht gehört. Durch die eher warme Abstimmung des Quasar gepaart mit guter Auflösung und seiner Fähigkeit einen grossen Raum zu zeichnen, wirken sowohl Klavier, Saxophon und insbesondere die Stimme von Norah Jones wunderbar farbenfroh und authentisch. Auch hinsichtlich der möglichen Grobdynamik spielt der Quasar schon auf sehr hohem Niveau. Somit kann ich die im nachgesagten, sogenannten audiophilen Qualitäten bestätigen. Einzig im Bezug auf Mikrodynamik und Feinauflösung bin ich mittlerweile ein wenig mehr gewohnt. Der guten Langzeittauglichkeit des Vortrags des Quasar schadet diese kleine Einschränkung indes nicht.
Beim Umstecken auf den Trigon verliert dieser im direkten Vergleich deutlich: Alles wirkt farbloser und weniger luftig. Die Klaviersaiten schwingen nicht mehr so schön nach, Norahs Stimme wirkt rauher und ein wenig kratzig - ist da eine Grippe im Anflug? Der Raum ist deutlich kompakter und zwischen den Instrumenten scheint weniger Luft zu sein; die Ortungsschärfe nimmt ab. Trotz seiner druckvollen Spielweise, fehlt es ein wenig an echtem Tiefgang beim gezupften Bass. Das Saxophon wirkt weniger luftig und das Solo etwas gepresst.
Ok, einen nicht halb so teuren Sparingspartner kann der Quasar ein wenig blass und grobschlächtig klingen lassen; soll er also mit seines Gleichen spielen:
Entscheidungsspiel: Heed und Aqvox
Runde 1
Erneut wanderten die Scheiben aus oben beschriebener "Qualifikationsrunde" unter die Kombination aus Rega und Goldring Eroica LX. Nur dass dieses Mal der Quervergleich zur (damals) günstigeren Aqvox Phono 2CI MK1 zeigen sollte, ob der Heed Quasar wirklich so ein Überflieger ist.
Ein klares Besser oder Schlechter habe ich mir in meinen ersten Hörnotizen nicht vermerkt. Beide Phonovorstufen haben allerdings ganz klar ihre eigene klangliche Signatur und könnten allein deshalb schon unterschiedliche Befürworter finden.
Konnte man gerade bei Norah Jones mit der Quasar in wohlig warmen Klangfarben baden und die dreidimensionale Bühne geniessen; geriet der Vortrag über die Aqvox - leicht gehandicapt durch das Cinchkabel plus XLR-Adapter - vernehmlich schlanker und ein wenig der Atmosphäre beraubt. Auch die Bühne wirkte über sie ein wenig flacher und schmäler. Durch den vollmundigeren Vortrag des Quasar erschien dieser im Vergleich zur Aqvox auch im Bezug auf grobdynamische Fähigkeiten eine Gewichtsklasse höher zu spielen. Auf der Habenseite der Aqvox waren dann allerdings die insgesamt bessere Feinzeichung und ein deutlicheres Herausarbeiten von mikrodynamischen Abstufungen der Musik zu verbuchen. Wenn man so will, könnte man zumindest in der Konstellation mit Rega und Goldring dem Quasar das bessere Live-Gefühl und den grösseren Spassfaktor attestieren; während die Aqvox wahrscheinlich korrekter aber ein wenig nüchterner musiziert. Wohlgemerkt: In dieser Konstellation!
Runde 2
Man ahnt es schon: Mein bisheriger Champion - die Aqvox MK1 - liess die bekannten Vorurteile (analytisch, keine Musik) aus wiederholten Forumsäusserungen nicht so einfach auf sich sitzen. Mit dem Wechsel auf hochwertigeres analoges Frontend (Tonarm The Unswayed und Ortofon Valencia) rappelte sie sich auf, um den audiophil anghehauchten Quasar zu zeigen, wer hier das bessere Hifi-Gerät im Ring ist.
Bild: Nur fürs Foto neben- und übereinander gestapelt: Trigon Vanguard 2, Heed Quasar und Aqvox Phono 2CI MK1 (von links oben)
Was sich gleich zu Beginn dieser Runde vermerken lässt, ist dass der klangliche Zugewinn durch die hochwertigere Kombination aus Tonarm und Tonabnehmer gegenüber "Runde 1" eindeutig grösser ist, als die bisher berschriebenen Unterschiede zwischen Heed und Aqvox. Wie war das noch mit dem Kettengedanken: Besser hinten raus, als vorne rein - funktioniert nicht!
Habe ich eben noch geschrieben, die Aqvox töne ein wenig nüchtern, mit kleinerem Raum? Was für ein Unsinn an The Unswayed und Valencia! Voller Spielfreude und farbenfroh präsentiert die Aqvox alle Instrumente und Stimmen; luftig und ortungsscharf, sowie lebensgross und echt in den Hörraum gestellt. Die kleineren Vorteile, die zuvor noch der Heed in diesen Disziplinen vorweisen konnte, werden klar überflügelt. Hinzu kommn noch klar höhere Auflösung, mehr Dynamik, Tiefgang, Druck usw. - halt einfach in allen erdenklichen, objektivierbaren Kriterien eine bessere Klangqualität.
Nun gut; der Heed Quasar durfte ja auch noch an dieser Kombination kontern. Allerdings war er diesmal dabei mit einem Adapter von der symmetrischen Finewire C37 Verkabelung mit XLR-Stecker auf einen Cinch-Stecker ein wenig gehandicapt.
Davon liess sich der Quasar nicht beirren und demonstrierte ähnlich wie die Aqvox Phono MK1, dass auch er in der Lage ist besseres Frontend in höherwertige Wiedergabe umzusetzen. Nur - und jetzt kommt der entscheidende Punkt - eben nicht in dem Masse wie die Aqvox dies tut. Das Auflösungsvermögen nimmt nicht so dramatisch zu; und zuvor noch attestierte audiophile Pluspunkte offenbarten sich als einseitige klangliche Färbung, die eben auch nach hinten losgehen kann. Mit dem "saftig" abgestimmten Valencia geriet das Spiel des Quasar nun etwas zu warm, Grundton-betont und der Tiefton unkonturierter als mit der Aqvox. Die Bühnendarstellung und die Luftigkeit behielt der Quasar aber bei.
Unter Umständen passt der Quasar auch nur besser zum Goldring als zum Ortofon, oder kam mit den bisher aufgelegten Platten, die allesamt recht vollmundig abgemischt waren nicht so gut zurecht? Etliche weitere Scheiben sollten dies nun zeigen.
Das erste Soloalbum von Diana Ross wandert unter die Nadel: Wieder punktet die Aqvox mit tonal korrekter Wiedergabe bei gleichzeitig sehr hoher Auflösung. Das Intro von "I´m Coming Out" gerät zudem so ultra-dynamisch, tief, druckvoll und mit sprichwörtlich staubtrockenen Drumkicks, dass einem die Spuke wegbleibt. Dabei bleibt die Wiedergabe stets sauber und die Bühnendarstellung in ihren Abmessungen ausgedehnt und ortungsscharf.
Im Gegenzug spielte der Heed wieder seine bekannten Stärken bzw. Eigenheiten aus: Im Tiefton mit viel Druck und Kraft, aber eben leider auch nicht so schnell und knallig, wie man sich das bei der alten, aber in dieser Beziehung hervorragenden Aufnahme wünschen kann. Insgesamt wirkt der Titel nun etwas gemütlicher und wärmer vorgetragen, wobei feinste Details im Vergleich zur Aqvox etwas verschliffen werden. Das mag bei schwächeren (und leider auch den meisten neuen) Aufnahmen verzeihlicher und angenehmer sein, echter und highfideler ist aber die Wiedergabe der Aqvox.
Die bunte Nu-Jazz Mischung des Samplers Saint-Germain-Des-Pres Cafe 3 erlaubt schnell unterschiedlichste Aufnahmen und Stile als Hörprobe zu nutzen; und macht mir, im Vergleich zu den immer gleichen sogenannt audiophilen Testplatten, viel Spass.
Und Spass machte dann auch gleich der Titel "Trying" von Nusprit Helsinki. Die Aqvox punktet wieder mit ihrer Fähigkeit Basslinien trocken, konturiert und gleichzeitig druckvoll und sehr tief darstellen zu können. Bei der Heed gerät die Basslinie ebenso tief und kräftig, aber auch ein wenig dröhnig. Im Weiteren fällt mir mit diesem Titel eine weitere kleine (Form-)Schwäche der Heed im direkten Vergleich zur Aqvox auf: Trotz der im Vergleich zur Aqvox leicht zurückgenommenen Hochtonauflösung, wirken die Höhen der Heed bei manchem Material ein wenig harscher und kantiger.
Dieser Effekt fällt auch bei anderen Stücken, wie "Downtown Tazacorte" von De-Phass auf. Die Aqvox bietet hohe Auflösung, so dass man die ineinander gemischten Spuren des Titels klar heraushören kann, ohne dabei unnötige Härte zu zeigen. Der Hochton wirkt stets seidig und fein. Der Heed zeigt hier die geschilderten Schwächen im Hochton; macht aber trotzdem Spass, da auch bei diesem Stück der schöne Mittelton und die besonders luftig-grosse Raumdarstellung gefällt.
Bei vielen weiteren Vinylscheiben, die ich mit beiden Geräten sehr genossen habe, bestätigten sich immer mehr die Unterschiede zwischen Aqvox und Heed - oder ich hatte mich einfach auf die spezifischen Unterschiede eingehört. Ich will diese einmal in beiden Fällen positiv formulieren - gut sind sie nämlich beide:
Der Heed Quasar spielt tonal eher auf der grundtonwarmen Seite, löst sehr gut auf, zeichnet einen wunderbar grossen und luftigen Raum. Dabei setzt er der Musik immer eine schöne Mitteltongeschmeidigkeit auf, die leichte Schwächen in der Obertonauflösung verzeihen lässt und sowohl bei schwächerem analogen Frontend, als auch bei schlechteren Aufnahmen für einen langzeittauglichen Hörgenuss sorgt.
Die Aqvox Phono 2 CI MK1 spielt sehr neutral mit tendenziell schlankerem Grundton, aber hervorragendem Auflösungsvermögen und grossen mikro- wie makrodynamischen Fähigkeiten. Ihre Bühnedarstellung ist in allen Dimensionen ausreichend ausgedehnt und ortungsscharf. Audiophiler Zauber wie eine übersteigerte Bühnenbreite oder -tiefe, oder eine Extra-Portion "Schmelz" im Grundton sind ihr fremd.
Fazit
Auch auf die Gefahr hin, mich mit einer der Forengemeinschaft gegenläufigen Meinung anfechtbar zu machen: Die Aqvox Phono 2 CI MK1 ist im Vergleich zur Heed Quasar objektiv betrachtet das bessere Hifi-Gerät.
Und zwar im eigentlichen Wortsinne von High Fidelity: Die Aqvox löst höher auf, ist tonal neutraler und wird umso besser, je besser die angeschlossene MC-Tonarm-Kombination ist. Wären auf dieser Webseite Punkte oder Testsiege zu vergeben, müsste man hier eindeutig die Aqvox küren.
Aber gottlob geht es bei der Musikwiedergabe über Audiogeräte nicht um Testsieger und Klangprozente. Und da bringt sich der Heed für manche Tonabnehmerkombinationen oder Hörgeschmäcker wieder ins Spiel: Wer insbesondere schwächer auflösenden Hifiketten eine Extraportion Grundtonwärme, und sich selber eine besonders grosse und luftige Raumillusion gönnen möchte, der kann zu einem vergleichsweise moderaten Kurs in der Heed Quasar eventuell schon seine Traum-Phonovorstufe gefunden haben.
Wir erinnern uns: Ohne das Ortofon Valencia an meinem Tonarm - The Unswayed wäre ich wahrscheinlich hier zu einem anderen Ergebnis gekommen. Wie sich die beiden Phonovorstufen an einem MM- oder MI-System verhalten würden, für die zumindest die Aqvox nicht optimiert wurde, könnte schon wieder eine ganz andere Geschichte sein. So kann ich wieder nur den einen, wirklich guten Rat geben:
Geräte ausleihen und über einige Woche an der heimischen Anlage in Ruhe probehören - und dabei bitte nicht von unbekannt-motivierten Foren- oder Händleraussagen kirre machen lassen!
Ausblick
Während ich diese Zeilen schreibe, spielt sich bereits die aktuellste Revision der Aqvox Phono 2CI MK2 warm. Neben einem höherwertigem Netzteil, ist auch die Audioplatine an entscheidenden Punkten überarbeitet worden.
Ein ausführlicher Bericht über die klanglichen Auswirkungen dieses Updates, dass man auch nachträglich einer bereits vorhandenen MK1 gönnen kann, werde ich selbstverständlich veröffentlichen.