Wer jetzt in Anbetracht der steinschüsselartigen Gebilde für 6-stellige Eurobeträge vermutet nun einen sarkastischen Verriss zu lesen, der irrt.
Natürlich richten sich steinerne Kugelwellenhörner, die es übigends tatsächlich auch auf Pseudo-griechischen-Steinskulpturen anstelle der Aluständer gibt, eher an russische oder arabische Hifi-Freaks mit der nötigen Portokasse als an nüchterne deutsche Canton- oder Nubert-Käufer. Aber letztlich machen Aussteller wie Dr. Färber Acoustics schliesslich den Reiz der High End Messe aus. Wo sonst hat man einmal die Möglichkeit - bei Schnittchen, gutem Espresso und ohne Kaufinteresse vorheucheln zu müssen - einen Karlson-Koppler-Kugelwellen-Horn-Koax für über 300.000 EUR hören zu können?
Bild 1: Die Equilibrium 3 (weiss) ist ein 2-Wege Koax aus Kugelwellenhorn und Karlson-Koppler und spielt ab ca. 200 Hz - benötigt also noch einen Subwoofer (schwarze Kiste im Hintergrund) für eine vollständige Wiedergabe des Spektrums.
Bild 2: Auch der 3-Wege-Wandler Equilibrium 4 spielt erst ab 200 Hz. Hier ist also der Subwoofer auch Pflicht. Beim 4er Modell spielt das grosse Horn allerdings nur bis 700 Hz, wo es an das kleiner Kugelwellenhorn übergibt, das seinerseits erst ab 5 kHz den Karlson-Koppler ins Spiel bringt.
Bild 3 und 4: Der Karlson-Koppler ist eine Sonderform eines Horns und soll durch die schlitzförmige exponentiale Öffnung der Röhre für eine reflexionsfreie Ankopplung des Treibers an die Luft sorgen.
Genau das oben genannte Hornkonzept machen die Färber-Acoustics so interessant. Sieht man einmal von dem überflüssigen Schnickschnack - wie Natursteinhörnern und dem Rohr aus Kupfer ab, so verdient Färber Acoustic zumindest doch das spezifische Hornprinzip des Karlson-Kopplers optisch sehr präsent in die Hifiwelt von heute geholt zu haben. Das Konzept einer sich exponential öffnenden Röhre zur gleichmässigen Ankopplung eines breiteren Frequenzbereiches ohne die bei anderen Hörnern üblichen Reflexionen am Hornausgang geht nämlich auf den Amerikaner John E. Karlson, der dieses Prinzip in den 1950er patentierte.
Das wirklich Neue an den Equilibriums von Färber Acoustic ist die Idee, die Schallaustrittsöffnung des Karlson-Kopplers vor das aksutische Zentrum eines Tief-Mitteltonhorns zu platzieren. Hierdurch entsteht ein Koaxialtreiber aus den beiden Hornformen Karlson-Koppler und Kugelwellenhorn.
Nachdem das ab ca. 200 Hz spielende Tief-Mitteltonhorn plus Koax schon 240 kg auf die Waage bringt, sind grössere Steinhörner wohl eher weniger praxisgercht und stellten die Sattik üblicher Wohnungen auf eine harte Probe. Für den tieferen Grundton und Bass bietet Färber daher einen passiven Subwoofer (schwarze Kiste im Hintergrund auf Bild 1 oben) an, der einen 18 Zoll Treiber mit Falthorn nutzt. Auch die Natursteinracks (Bild 2 unten) kommen ais eigener Fertigung und führen neben hohem Eigengewicht noch eine magnetische Entkopplung der Geräteplatten ins Feld.
Bild 1: Je nach Blickwinkel haben die Karlson-Koppler-Kugelwellen-Horn-Koaxe durchaus auch optisch ihren Reiz.
Bild 2: Die angeschlossene Elektronik war auch nicht zu verachten - Streaming von PC und Endstufen von Mark Levinson.
Bild 3: Die Rückansicht beweist, dass man bei Färber Acoustics etwas von Steinbearbeitung versteht.
Das schöne an der Vorführung bei Färber Acoustics war dann nicht nur der gute Espresso, sondern dass man über diese skurilen Gebilde tatsächlich anständig Musik hören konnte. Aufgrund des gerichteten Abstrahlverhaltens der Hörner musste man dafür zwar einen der mittleren Plätze ergattern. Hier funktionierte das alte Hornprinzip aber sehr gut. Auch bei kritischeren akustischen Einspielungen war die Tonalität ausreichend neutral. klirrarm und erzeugte ein in sich stimmiges Klangbild.
Objektiv betrachtet kann man feststellen, dass die Vorführung über die Färbers Acoustics von deutilch höherer Qualität war als die der meisten anderen eher stärker verfärbten undn verzerrten Vorführungen mit anderen Hörnern auf der Messe. Unsere arabischen und osteuropäischen Hififreunde können also, zumindest bezüglich der akustischen Qualitäten, ruhig zuschlagen.