Meine High End 2011 Messebericht sind in alphabetischer Reihenfolge sortiert. Dieser Bericht hätte also weiter vorne landen müssen. Nachdem ich erst nach Aufbau des Seitengerüstes ausfindig machen konnte, dass es sich bei dem, mir zuvor noch unbekannten, japanischen Anbieter um Audio Tekne handelt, landet dieser Bericht unter "U". Den despektierkichen Titel bitte ich zu entschuldigen; aber das grosse Hornsystem ist wirklich abgrundtief hässlich.
Audio Tekne
Ob man das 4-Wege-Topsystem SP-System des japanischen Anbieters Audio Tekne nun als extravagant empfindet oder einfach nur als Beleidigung für jeden Betrachter mit einem Rest an ästhetischem Empfinden, sei einmal dahingestellt. Ich freue mich immer über solche Aussteller auf der High End. Schliesslich ist das mit ein Grund für den Besuch der Messe. Das Allerwelts-Hifi aus den Bestenlisten findet man ohnehin beim freundlichem Premiumpartner um die Ecke, solch fernöstliche Exoten mit ihren aussergeöhnlichen Lösungen bekommt man wohl ansonsten in Deutschland nicht zu hören.
Die Neugier war also geweckt. Zumal Audio Tekne auch mit einem Plattemspieler aufwarten konnte, der dem Begriff Masselaufwerk eine sehr substanzielle Berechtigung gab. Auf zum Hörcheck!
Bild 1 und 2: Das SP-System ist ein Hornsystem mit einem grossen PA-Tieftöner als Dipol in einem nach hinten offenen Gehäuse.
Bild 3: Das Mitteltonhorn ist sowohl hinsichtlich Formgebung, mit um 90 Grad gedreht aufgesetztem Treiber, als auch hinsichtlich der Oberflächenqualität sehr eigenwillig.
Bild 4: Das Masselaufwerk verdient zweifelsfrei diese Bezeichnung.
Leider klang es genauso gruselig wie es aussah! Ich habe mich in der ersten Minute immer ängstlich nach der versteckten Kamera umgedreht oder jemandem, der eine kleine DSP-Box umschaltet und lachend verkündet: "Wir wollten nur einmal testen, ob unsere Besucher überhaupt noch etwas hören".
Anscheinend war die Vorführung aber ernst gemeint. Und der geneigte, sehr unempfindliche und gnädige Hörer, muss hierfür sogar noch 200.000 EUR pro Paar berappen. Nach den Preisen für das monströse Masselaufwerk und die Röhrenverstärker habe ich mich nicht mehr fragen gewagt. Zumal ich immer noch hoffte einem Scherz aufgesessen zu sein.
Bild 1: Von hinten kann man gut das offene Tieftongehäuse erkennen.
Bild 2: Auch im Detail eigenwillig: Verschraubte Kontakte.
Bild 3: Im Hintergund sind einige der klassischen Röhrenverstärker zu sehen.
Bild 4 und 5: Wenn ich gedacht hatte mit meinem Selbstbau-Tonarm einen aussergewöhnlich massiven Edelstahltonarm entworfen zu haben, kommt mir meiner im Vergleich nun filigran vor.
Ich erspare mir und den eventuell doch wohlwollenderen Lesern nun Ausführungen über klirrende Röhrenverstärker und ein Tonarmrohr, das - wenn es sich nicht um extrem dünnwandiges Metall handeln sollte - sicher für nahezu alle marktüblichen Tonabnehmer eine viel zu hohe dynamische Masse aufweist.
Der Vollständigkeit halber also in Sichworten - kurz und schmerzvoll - die Hörnotizen: Bei jeder Art von Musik tonal sehr unausgewogen, verfärbt, Verzerrungen in allen Frequenzbereichen. Keine bzw. nur sehr zerrissene Bühnendarstellung und Ortung von Einzelereignissen. Mit gesunden Ohren, auch aufgrund der hohen Vorführpegel bei gleichzeitig hohen Verzerrungsanteilen, nur sehr kurz anhörbar.