Heiko Boss vom Wohnraumstudio Audition6 hat einige eher unbekannte Marken (zum Teil exklusiv) zusammengetragen. Dass es sich bei dieser Sammlung, eher weniger Presse-protegierter Komponenten, um keine Resteverwertung handelt, sondern in vielen Fällen um sehr durchdachte und gut funktionierende Produkte, machte auch die sehr gute akustische Vorführung im kleiner Container deutlich.
Bild 1: Audition6 Vorführanlage.
Bild 2: Im Hintergrund die Penaudio Lautsprecher Cenya und Sara.
Bild 3 und 4: Rossner & Sohn Chameleon mit weisser Corian-Abdeckung auf der Zarge und dem neuen Tonarm StringThing.
In meinem Messebericht der High End 2009 hatte ich einer ganz ähnlichen Kette von Audition6 bereits einige Zeilen gewidmet. Und die hatte sich die liebevoll zusammengestellte Kette mit einem schönen akustischen Vortrag auch verdient. Im Vergleich zur 2009er Vorführung ist das Analog-Frontend von Rossner & Sohn bescheidener geworden. Das neue Laufwerk Chameleon (Bild 3 und 4 oben) ist bei Weitem nicht so wuchtig, wie die polierten Stahl-Sandwich-Massetürme GML 30 und GMl 45 von 2009, und der Faden-gelagtere Tonarm ist nun in einer deutlich einfacher ausgeführten Version erhältlich. Den geneigten Käufer dürfte das freuen, so ist nun vergleichbare Technik zu deutlich niedrigeren Kursen verfügbar. Und dass die zahlreichen neuen Produkte denen von 2009 hinsichtlich ihres akustischen Vortrages in Nichts nachstehen, brachte die Vorführung zutage. Aber dazu gleich mehr.
Bild 1: Chameleon mit minimalistischer Zarge.
Bild 2 und 3: Chameleon mit weiss-blauer Bayern-Deko auf dem Corian.
Die Geschichte zum neuen Plattenlaufwerk Chameleon ist erwähnenswert und erklärt zudem, warum Chameleon so anders aussieht, als die grösseren stählernen Geschwister GML 30 und 45. Denn Chameleon hat seinen Ursprung im sogenannten Forumslaufwerk des Analog-Forums. In diesem hochaktiven Forum für analoge Musikwiedergabe wird immer wieder heiss diskutiert, wie denn ein ideales Plattenlaufwerk auszusehen hätte. So entstand schliesslich die Idee, auf Basis des Inputs von vielen Analog-Begeisterten und dem Baukasten von Rossner & Sohn, Lastenheft und Design in diesem Forum festzulegen. Auf Basis der hieraus erwachsenen Erkenntnisse bietet Rossner & Sohn nun den Chamaleon "ganz offiziell" an. Ein interessanter Aspekt hierbei ist, dass auch beim Chameleon der Geist des individuellen "Selbstbau"-Laufwerkes erhalten geblieben ist. Denn die Zarge lässt sich in Bezug auf Grösse, Form und Farbe vom Kunden frei wählen. Es besteht also die Möglichkeit sich seinen ganz individuellen Chamleon - daher wohl auch der farbwandlungsfähige Name - anfertigen zu lassen. Gleich bleiben immer PU-Plattenteller mit hohem Grafitanteil, Tellerlager, Motor mit Stringantrieb, Zarge aus schwerem Panzerholz mit unterschiedlich durchfärbbarem Corian als Deckplatte und die Laufwerksfüsse.
Der Chameleon war aber nicht die einzige Neuerung die Rossner & Sohn in 2011 vorstellte. Mit dem Tonarm StringThing (Bild 1 bis 3 unten) und den beiden MC Tonabnehmern Canofer (als High und Low Output Variante) konnte ein komplett neues Analog-Frontend vorgestellt werden.
Bild 1: Im Grössenvergleich zu den WBT Nexgen Steckern wird deutlich wie minimalistisch und filigran der StringThing designt ist.
Bild 2 und 3: Sowohl das Fadenlager wie auch das dünne Kohlefaser-Armrohr sind hier gut zu erkennen.
Das Prinzip der Fadenlagerung für den Tonarm StringThing kennen wir schon von anderen Tonarmen wie Frank Schröder, Clearaudio oder auch meinem eigenen The Unswayed, die alle letztlich auf dem ausgelaufenen Patent des Exact Tonarms von Hans-Jürgen Tietze beruhen. Anders als all diese verzichtet Christoph Rossner bei StringThing allerdings auf die kombinierte Magnetlagerung und Dämpfung und verlässt sich ausschliesslich auf die Einpunktlagerung des Tonarmrohres, dass auf dem Knoten des Lagerfadens aufliegt. Diese Idee hatte bei mir auch bereits das Stadium einer Zeichnung erreicht, denn die Idee auf die Magnete zu verzichten halte ich ebenfalls für gut. Die Fadenspannung muss dann zwar durch rein mechanischen Zug sichergestellt sein - was bei entsprechend streckarmen Fäden (wie bsw. Aramidfasern) aber unproblematisch ist. Auf der Habenseite kann man das Vermeiden des dynamischen Ungemachs der Magenten verbuchen, von dem ich bereits in meinem Bericht über den The Unswayed geschrieben habe. Unterm Strich erhält man mit dem StringThing für ca. 1.000 EUR einen sinnvoll konzipierten Tonarm mit Carbonarmrohr und einem nahezu reibungsfreiem Lager.
Bild 1: Hier sind einige Premnieren zu sehen: Laufwerk, Tonarm, Tonabnehmer und Kompaktlautsprecher - alles neu.
Bild 2: Die Penaudio Cenya feierte auf der High End ihre Deutschland-Premiere.
Bild 3: Im Gegensatz zur Charisma oder der Sara (im Hintergrund) setzt die Cenya im Tiefmnittelton nicht auf eine Papier- sondern auf eine steife Magnesiummembran.
Bild 4: Die kleine Charisma kennen wir schon von der High End 2009.
Bild 5: Wie üblich verbinden bei Audition6 die hervorragenden Solidcore Silberkabel von Klang-Manufaktur Lautsprecher und Elektronik (in diesem Jahr: WBE).
Über die beiden neuen MC-Systeme ist bei Rossner & Sohn nicht viel in Erfahrung zu bringen, ausser dass man beim Gehäusematerial ebenfalls auf das schwere Panzerholz setzt. Also starteten wir mit der Hörpobe.
Den Anfang machte der Titel Breaking Silence von Janis Ian, abgetastet vom Koetsu Black MC und dem StringThing Tonarm. Als Lautsprecher spielte die neue Cenya mit der 20mm kleinen Seidekalotte und dem 15er Magnesium Tiefmitteltöner, der den Preis gegenüber der - ebenfalls nicht billigen Charisma - auf ca. 3.000 EUR pro Paar anwachsen lässt.
Das erwachsene und für die kleine Hörkabine absolut ausreichende Klangfülle liess die unangenehme Preisgestaltung der finnischen Lautsprecher gleich wieder vergessen. Eine sehr präzise Bühnendarstellung aufgrund des hohen Auflösungsvermögens gepaart mit einem erstaunlich tief reichenden Bass, der für einen Kompaktlautsprecher mit Bassreflexabstimmung zudem sehr gut konturiert und trocken spielte, machten sofort Spass und holten einen tief ins musikalische Geschehen. Wenn man etwas kritisieren wollte, dann höchstens die leicht ins helle tendierende Abstimmung und der etwas dünne Grundton, der allerdings auch dem Umstand geschuldet sein konnte, dass ich mittig in der Schallschnelle sass. Da wollte ich allerdings auch nicht mehr weg, so wurde ich hier doch mit einer wunderbar dreidimensionalen Bühnendarstellung entschädigt, die auch Stücke vom Album Dadawa von Sister Drums besonders atmosphärisch zur Geltung brachte.
Spannend war der Wechsel auf das zweite Chameleon Laufwerk, dass zwar nur mit einem vergleichsweise simplen Jelco Tonarm ausgerüstet war, dafür aber einen der neuen Canofer MC-Systeme tragen durfte. Und das ist offenbar wirklich ein veritables MC-System. Denn obwohl das Koetsu sicher nicht zu den schlechtesten - und leider auch sehr teuren - Systemen gehört, konnte das Canofer sogar noch eine Schippe drauf legen. Die Auflösung geriet nochmals einen Tick höher und das Klangbild wirkte etwas lebendiger und frischer ohne dass die tonale Neutralität oder die, beim Koetsu schon hervorragende, Basswiedergabe gelitten hätten. Glückwunsch ins Allgäu für die offenbar geglückten ersten MC-Systeme und das insgesamt stimmige Analog-Frontend.