Die Münchner Firma Zellaton wurde es nach der High End 2011 gegründet und ging trotzdessen schon sehr professionell mit einer kompletten Lautsprecherserie an den Start. Umso beeindruckender wird dieses Startup wenn man bedenkt, dass die verwendeten Chassis komplette Eigenentwicklungen und -fertigungen made in Germany sind. Noch spannender wird es für den versierten Hifi-Fan, der auf den ersten Blick feststellt, dass es sich bei diesen Chassis um die jüngsten Inkarnationen der legänderen Podszus-Görlich Chassis handelt, die im Jahr 1935 erstmals patentiert wurden.
Bild 1: Zellaton tritt mit drei Standlautsprechermodellen und einem Subwoofer an (v.l.n.r.) Grand, Classic, Grand Sub Stereo und Emotion.
Bild 2: Bei Zellaton erstrahlen die altehrwürdigen Hartschaum-Alufolien-Konusse in modernen Gusskörben und einzeln selektierter Fertigungsqualität.
Bild 3: Zum Vergleich die Urahnen aus dem letzten Jahrtausend hinter Glas.
Das Patent ist natürlich schon seit Ewigkeiten ausgelaufen und die Chassis aus nicht nachvollziehbaren Gründen weitgehend von der Bildfläche verschwunden. Einzig die Firma Expolinear bietet noch einzelne Chassis und auch fertige Lautsprecher mit ihrer eigenen Versionen der Görlich-Podszus Chassis an. Leider wirken die; abgesehen von ihrer immer noch aktuellen, Dustcap-freien Sandwich-Membran aus Hartschaum und Alumiumfolie, sowie mit ihren Stahlblechkörben und den alten Antrieben; etwas antiquiert.
Nicht so die Zellaton Chassis: Moderne Magnetsysteme, Aluguss-Körbe und eine sehr hochwertig wirkende Verarbeitung der Sandwichmembran lassen uns Selbstbauern gleich das Wasser im Munde zusammenfliessen. Um dann gleich wieder einen trockenen Mund zu bekommen: Aufgrund der sehr geringen Stückzahlen setze man komplett auf Handarbeit in München, stimme die Parameter - wie bsw. den Trocknungsprozess der Verklebungen - bei jedem Chassis einzeln ab und teste sehr viel. Das kostet. Empfindliche vierstellige Summen müsse man für ein Chassis kalkulieren. Aber die sind ohnehin nicht zu verkaufen, schliesslich wolle man ja fertige Lautsprecher vertreiben.
Ok, das ernüchterte Selbstbauerherz schlägt wieder ruhiger und der Lautsprecher-Tester sieht sich den Rest der Zellaton Serie genauer an...
Bild 1: Trotz fehlender Vorführung schienen sich die Asiaten bereits für die jüngste Inkarnation der Podszus-Chassis zu interessieren.
Bild 2: Wirklich neu bei Zellaton ist die Umsetzung eines waschechten Konus-Hochtöners mit Zellaton-Membran.
Bild 3: Auch die an Klavierschleiflack erinnerende Polyester-Lackierung weist auf den highendigen Anspruch von Zellaton hin.
Neben der makelosen Verarbeitungs- und Oberflächenqualität fallen sofort auch klangrelevante Aspekte ins Auge. Zum einen setzt man bei Zellaton weder auf ein klassisches ventiliertes, noch auf ein geschlossenes Gehäuse; sondern auf ein, auf der sich nach hinten verjüngenden Rückseite, offenes Gehäuse. Ähnliche Konzepte kennen wir beispielsweise schon von den Österreichern Lumen White - s.a. High End 2009 und High End 2005. Ob die rückseitig abgestrahlten Schallanteile in irgendeinerweise bedämpft sind, und wie sich diese Undichtigkeit auf das Gesamtklangbild im Raum auswirkt muss ein späterer Höreindruck klären. Vorgeführt wurde im Aussteller in der Halle nämlich nicht.
Ein zweiter entscheidener Aspekt ist, dass es Zellaton gelungen ist die Chassistechnologie auf einen Konushochtöner zu übertragen. So zieren alle Modelle - ausser dem Subwoofer natürlich - einen 52 mm Hochtöner mit der Sandwichmembran, die ihrerseits 37 mm misst. Man ist zurecht stolz bei Zellaton diesen Konushochtöner entwickelt zu haben, der trotz seiner Grösse und Machart nur ein Membrangewicht von 0,16 Gramm aufweist und bis zu 50 kHz reichen soll. Das schaffen marktübliche Kalotten zwar auch; die sind aber viel kleiner und kämpfen häufig mit Partialschwingungen. Der Zellaton-Hochtöner dürfte ob seiner Grösse tief ankoppelbar sein und ist angeblich bis 40 kHz nahezufrei von Verzerrungen verursachenden Partialschwingungen. Einzig die immer stärker werdende Bündelung zu hohen Frequenzen hin, machen solch grosse Hochtöner oft aufstellungskritisch bzw. die Tonalität stark abhängig von der Einwinkelung zum Hörplatz.
Ansonsten hat man die Parameter der prinzipiell eher gutmütigen Podszus-Chassis dank Eigenfertigung wohl gut im Griff und beschaltet die Chassis daher mit flachen Filter erster Ordnung. Die Bauteilequalität ist auch hier exquisit: Folienspulen, Duelund Kondensatoren und hochwertige Klemmen und Kabel gehören zum Besten und auch Teuersten was der Markt hergibt.
Ok, verstanden: Die Herren von Zellaton meinen es also richtig ernst mit ihren Lautsprechern. Einzig für den Preis schämt man sich wohl etwas. Ich habe die erschreckende fünfstellige Summe gleich wieder verdrängt und beim Händler heisst es offiziell: Preis auf Anfrage.
Nun denn; spannend wird es ohnehin erst mit dem Messebericht der High End 2012, bei dem ich auch von einer akustischen Vorführung berichten werde. Nachdem dies ja auch eine Vorschau auf eben diesen Bericht ist, sei hier schon soviel verraten: Der hohe Aufwand hat sich gelohnt. Die Lautsprecher haben tatsächlich sehr hörenswerte Qualitäten.