Analog zum vorangegangenen Kapitel hier nun eine Kurzbeschreibung der Gerätschäften vor den Lautsprechern.
Acoustic Signature
Bild: Klassische Masselaufwerke des Baden-Württembergischen Herstellers.
AMC
Bild: Auf den ersten Blick könnte man AMC Verstärker für alte Modelle des britischen Spezialisten NAD halten. AMC stammt aber aus den USA und verwendet anders als der optische Zwilling teilweise Röhren zur Signalverstärkung. Interessant werden die Geräte durch ihre angemessene Preisgestaltung. Der abgebildete AMC 3150 MK2 ist ein Transistor Stereo-Vollverstärker mit Phono- oder Digitaleingang, Kopfhörerausgang und ausreichend Leistung für 1.000 EUR.
Ayon
Bild: Wer glühende Röhren und funkelndes Chrom mag, ist beim Österreicher Ayon Audio richtig.
Block
Bild 1 und 2: Die deutsche Firma Audioblock hat sich auf die Fahnen geschrieben Audiophiles für Jedermann anzubieten. Seit ihrer Gründung plant sie die Fertigung von Fernost nach Deutschland zu verlagern. Inwieweit dieses Unterfangen schon gediehen ist, lässt sich auch auf der Homepage des Herstellers nicht ausfindig machen. Eine weitere Aussage der Firma ist, dass man mit importiertem Hifi nicht zufrieden sei und daher alle Geräte in Essen entwickelt. Nachdem mir das Design des neuen Plattenspielers PS 100 irgendwie bekannt vor kam, liess mich diese Aussage bis zu einer kleinen Internetrecherche nicht mehr los. Ich möchte dem Unternehmen ja kein Unrecht tun, und kann ohne einen direkten Vergleich auch keine Angaben über Block-spezifische Umfänge am auf der Messe vorgestellten Plattenspieler PS 100 machen; bin im Ergebnis aber doch ein wenig verunsichert ob des, auf den ersten Blick real erscheinenden, Angebotes über 1.300 EUR für das hübsche Masselaufwerk samt Tonarm.
Das Design orientiert sich klar an dem kanadischen Klassiker Oracle Delphi, der allerdings ein echter Subchassis-Spieler ist. Das angedeutete Subchassis des Blocks ist fest mit der Grundplatte und dem Tellerlager verbunden und hat keine weitere erkennbare Funktion. Das Laufwerk was mir im Kopf herumging war allerdings der britische Revolver Replay, der eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Block PS 100 aufweist und als 3.000-EUR-Gerät mit Marmorbasis in einer deutschen Fachzeitschrift einen guten Testbericht abholte. Auch der Block PS 100 hat in der deutschen Presse "exzellente" bzw. "ausgezeichnete" Testergebnisse erhalten. Beim chinesischen Hersteller Huason Industrial in Guangzhou kann man einen Revolver-Look-alike als R5 und einen Block-Look-alike als R7 (D113) bestellen. Die Fertigung bietet nach Angaben des Herstellers eine Kapazität von 5.000 Einheiten pro Monat. Günstige Staffelpreise sollen geschäftstüchtige Audiomarken anziehen. Das Modell Renovatio eines anderen deutschen Anbieters Destiny für 1.100 EUR sieht ebenfalls einem Huason R7 wie aus dem Gesicht geschnitten aus.
Bemerkenswert finde ich aber auch, dass der Kunde gemeinhin wohl doch nicht so unmündig und beeinflussbar ist, wie es die einschlägige Fachpresse und die Firmen gerne hätten. So hat sich nach einiger Diskussion in einem Hifi-Forum eine Bestellgemeinschaft gebildet, die mit einer Sammelbestellung in China ungefähr 1.000 EUR pro Laufwerk eingespart hat - mit entsprechenden Auswirkungen auf Service, Haftung und Gewährleistung natürlich. Mir scheint, hier wieder ein schönes Beispiel für das Highend-Dilemma gefunden zu haben.
Bevor der Aufschrei gegenüber Audioblock nun zu gross ist: Machen wir uns nichts vor; so funktioniert das Business bei einem Großteil der Produkte der Branche, und die Aufschläge der "Hersteller" und Vertriebe sind meist nicht minder üppig. Oft werden fertig bestückte Platinen für ein paar Euros oder komplett fertige Module für 100+ EUR in Europa oder den USA in schicke Gehäuse gekleidet zu den vierstellig gepreisten Highend-Geräte aus den Fachzeitschriften. Im Falle des PS 100 scheint es sich lediglich um einen sehr leicht durchschaubaren Fall eines solchen Brandings zu handeln.
Bild 3: Die WiFi-taugliche Minianlage 700 ist mittlerweile in der Plusversion sogar mit DAB+ Tuner und frontseitigem USB-Anschluss ausgestattet und ist für - der Name ist Programm - 700 EUR lieferbar. Eine Alternative zu japanischen Mini-Anlagen.
Bild 4: Auszug aus der mittlweile breiten Modellpalette von Block. Bei der Topserie 100 (silberne Geräte) gibt der Name leider keinen Hinweis auf den Preis. Zu einem Paketpreis von 2.200 EUR für eine Komplettkette aus Tuner, CD-Spieler, sowie Vor- und Endstufe gibt es auch erstzunehmende Alternativen am Markt. Preis-Leistung gehen aber trotzdem in Ordnung.
Duelund und Kaiser Acoustics
Bild 1 bis 7: Beim dänischen Kondensatorspezialisten Duelund gab es neben der Auslage sündteuer Folienkondensatoren, nach denen sich die Highend-Welt die Finger abschleckt, noch diverse Endprodukte zu sehen und zu hören, die diese Edelbauteile verwenden.
Bild 1: Die sündteuere japanische Hybridelektronik stellte Concert Fidelity. Der kleine DA-Wandler war von Weiss.
Bild 2 und 3: Was bedeutet teurer? Ein paar hundert Euro pro Kondensator sollte man schon einplanen bei Duelund. Die vergossenen CAST Typen (die runden im Hintergrund) beginnen selbst bei Werten unter 1 uF nicht unter 400 EUR. Bei Silberfolientypen und höheren Kapazitäten wird das Preisschild dann schnell vierstellig. Da sollte ein Hochtöner am anderen Ende angelötet sein, der eine solch exklusive Zuwendung zu schätzen weiss.
Bild 4 und 5: Die Lautsprecher stellte der Bayerische Hersteller Kaiser Acoustics. Neben hochwertigen Chassis werden natürlich auch Duelund Kondensatoren in den externen Frequenzweichen (Bild 1 zwischen Lautsprecher und Endstufe) eingesetzt. Das Modell Kawera spendiert dem Bändchen ein eigenes Gehäuse. Eine kurze Hörprobe einer Opernaufnahme geriet zu einer der besten Vorführungen der Messe. Bei Gelegenheit gerne mehr!
Bild 6 und 7: Auch das gab es auf dem Stand zu sehen: Das Innenleben eines MSB Technology DA-Wandlers.
Furutech
Bild 1 und 2: Was den Damen von Welt ihr Diamantencollier ist dem Highender sein japanischer Edelstecker oder das Lautsprecherterminal mit Kohlefaserplatte. Wenn die Gesamtkette wirklich absolut perfekt ist und Geld ohnehin keine Rolle spielt, kann man sich über dererlei Tuningmassnahmen unterhalten.
Groundsound
Bild 1 und 2: Der dänische Spezialist für Elektronik zum Betrieb von Aktivlautsprechern ist unter Selberbauern für seine hochwertigen, aber auch kostspieligen Verstärker- und DSP-Module bekannt. Auf der Messe wurden an den übermannsgrossen Lautsprechern nun auch eigene Fertigkomponenten vorgestellt. Für eine digitale Vorstufe mit Aktivweiche muss man gut 4.000 EUR kalkulieren und für die sehr leistungsfähigen ClassAB Endstufen etwas weniger.
Kuzma
Bild 1: Die hochwertigen Tonarme sind seit Jahrzehnten eine feste Grösse im Hifi-Deutschland - leider selten in Vorführungen zu erleben.
Luxman
Bild 1 bis 4: Wer die in Deutschland wieder vertriebenen Luxman Elektronik hören wollte, kam bei der Vorführung der französischen Lautsprechern Triangle auf seine Kosten. Viel spannender hingegen war die Ausstellung der herrlich nostalgisch designten kleineren Serien der japanischen Traditionsmarke. Der D-38u CD-Spieler (Bild 2) ist mit seinem Holzgehäuse, den satt rastenden Kippschaltern und der Röhrenstufe hinter dem frontseitigen Sichtfenster eine tolle Reminiszenz an das Hifi der 80er Jahre. Man fragt sich unwillkürlich warum sich heutiges Highend so uniform hinter der immer gleichen dicken Alu-natur-Front versteckt.
Music Hall
Bild 1 bis 4: Roy Hall scheint unermüdlich an immer neuen Lösungen und Optimierungen für seine, auf dem Baukasten des in Tschechien produzierenden Hersteller Project basierenden, Plattenspieler zu tüfteln. Nachdem ich bisher allen Projects eine durchweg gute Qualität zu ungeschlagenem Preis-Leistungsverhältnis bezeugen konnte, ist das Nutzen dieser Grosserien-Technik sicher eine gute Idee. Das Paket aus einer mehrlagigen Basis, magnetisch gelagerten Füssen, dem dicken Teller, dem hervorragenden Kohlefaser-Tonarm Evolution (Bild 3) und dem neu erdachten Antrieb (mit meiner Meinung nach überflüssigem zweiten Motor und zu kleinem Flywheel) inkl. eingebauter geregelter Motorsteuerung (Bild 2) macht auch einen kompletten und durchdachten Eindruck. Leider ist der Preis nur auf dem Bild (1) so klein. Moment; ich vergrössere den mal: 4.500 EUR. Ein wenig zu hoch für einen echten Favoritenschreck.
NAD
Bild 1: Man musste kein Prophet sein, um - wie ich selbst im High End Messebericht 2009 - schon vor einiger Zeit zu prognostizieren, dass dank Computerisierung, Tablets und Smartphones Streaminggeräte und Aktivlautsprecher eine aufstrebende Gerätegattung sein werden. Nun endlich bequemt sich auch das, schon tot geglaubte, Mittelklasse-Hifi in die Nische zwischen Billiglösung und Juweliers-Highend (in dem dann doch die gleichen Zukaufmodule werkeln, wie in den einfachen Lösungen). Neben Pioneer, Marantz, Rotel etc. haben nun auch die Briten von NAD eine bezahlbares Gerät dieser Gattung im Angebot. Gut gefällt mir am C446 BEE der weitgehend komplette Ausstattungsumfang. Wo andere Hersteller nicht genau wissen, ob es nun eine digitale Vorstufe, ein DA-Wandler, ein Streamer, eine Internatradio oder eine von unzähligen denkbaren Mischformen sein soll, und damit eine Vielzahl der Kunden verunsichert ob der Zukunftsfähigkeit, ist der C446 schon fast komplett: Mit DLNA Streaming Client, Internetradio, FM/AM Analogtuner, DAB/DAB+ Digitaltuner und DA-Wandler inkl. frontseitiger USB-Schnittstelle und der Möglichkeit einer iPod-Schnittstelle ist man für fast alle Einsatzzwecke gerüstet. Was fehlt sind Digital- und Analogeingänge für den Anschluss weiterer Quellen, die Unterstützung von Samplingraten über 48 KHz für High Resolution Wiedergabe und eine Lautstärkeregelung. Offenbar mag man bei NAD zum C446 zusätzlich doch noch klassische Vorverstärker verkaufen.
Bild 2 bis 4: Der Stereo-ClassD-Verstärker M2 (5.900 EUR) und der CD-SACD-Spieler M5 (2.300 EUR) der Masters genannten Topserie gaben an den Dynaudio Contour S 3.4 Lautsprechern (5.750 EUR) eine passable Vorstellung ab.
Orpheus und Boenicke
Bild 1 bis 4: Die kleine Schweizer Lautsprecher Manufaktur von Sven Boenicke hat sich binnen kurzer Zeit gerade in Übersee eine gute Reputation aufgebaut. Dass die individualistischen Massivholzlautsprecher ganz eigene technische Konzepte verfolgen und einen spezielles, aber auch organisch schickes Äussere haben, hat bei ihrer Verbreitung sicher geholfen. So präsentierte Boenicke auf diesjähriger High End auch selbstbewusst an der sündteuren Schweizer Elektronik von Orpheus den neuen riesigen Toplautsprecher Orpheus SP 3.0.
Bild 1, 2 und 4: Alle Besonderheiten der Orpheus SP 3.0 eingehend zu beschreiben würde diesen Bericht sprengen. Sichtbarste Merkmale sind das riesige geschwungene Multiplexholzgehäuse, die hölzernen Phase Plugs, die grossen PA-Chassis und das Hochtonbändchen. Die nichtsichtbaren Merkmale sind fast noch bemerkenswerter. Hierzu gehören die nahezu weichenlose (Nicht-Beschaltung) der Chassis. Nur der 38er Tieftöner und das Bändchen sind elektrisch erster Ordnung begrenzt. Der Tiefmitteltöner und der mit 17 cm immer noch sehr grosse Mitteltöner laufen vollkommen frei. Das ist entweder sehr mutig, oder über die akustischen Parameter des 200 kg schweren Gehäuse und die Modifizierung der Chassis sehr sauber abgestimmt. Zu den zahlreichen weiteren verborgenen Massnahmen gehören sowohl jene, die hinsichtlich ihrer Wirkung nachvollziehbar sind (bsw. Lackierung mit C37-Lack, der die Resonanzeigenschaften verändert), als auch eher esoterische Tuningmassnahmen wie Bybee Golden Goddess Quantum Purifier oder VTS genannte magische kleine Tuningaufkleber. Ähem, nun ja...
Bild 3 und 4: Optisch deutlich leichtgewichtiger ist der sehr schlanke Lautsprecher SLS, der als Mittelhochtöner zwei der kleinen Tangband Breitbänder mit flacher Wabenstrukturmembran nutzt. Die Tieftöner sind an den Gehäuseseiten verbaut und spielen auf eine ins massive Holz gefräste Schallführung, die wohl irgendwo zwischen Transmissionline und Horn liegen dürfte. Optisch finde ich den SLS sehr gelungen, wurde zum Zeitpunkt unseres Besuches aber leider nicht vorgeführt.
Bild 5 bis 7: Der Elektronikanbieter Orpheus bietet optisch sehr hochwertig anmutende Geräte an. Sind die Klassikline Geräte (Bild 5 und 6) für Normalsterbliche noch irgendwie erreichbar, sorgen bei der passenderweise Privilege Line getauften Serie schon der schiere Materialeinsatz für finanzielle Unerreichbarkeit. Inwiefern es aus technischer Sicht einen Sinn ergibt für jedes Gehäuse einen 100 kg Alublock zu zerspanen, lasse ich jeden selber entscheiden. Einen Nachhaltigkeitspreis gewinnen die Schweizer mit diese Line wahrscheinlich nicht.
Soulution
Bild: Ähnlich Orpheus zählen auch Soulution zu den Juweliers-Highendern, die sich insbesondere an zahlungskräftige Kunden aus Übersee richten, die sich an der Optik und dem schieren Materialeinsatz erfreuen wollen. Dass ein möglichst ausufernder Materialeinsatz und Bauteileverbau nicht zwangsläufig zu einer akustisch vorteilhaften Wiedergabe führt, hat Soulution schon diverse Male auf der High End 2010, 2009 und 2006 unter Beweis gestellt. So gesehen war es nur konsequent, sich auf die Präsentation der schicken Schale zu konzentrieren. Die Idee eines Türstehers samt Absperrband war zwar lustig, wirkte aber wenig einladend.
Steinmusic
Bild 1 bis 4: Der Mühlheimer Anbieter und Hersteller von Hifi-Komponenten und Zubehör aller Art präsentierte nahezu sein komplettes Portfolio auf dem kleinen Stand. Neben den beiden hauseigenen Lautsprechern Master Class SP 1.1 und, den um einen Superhochtonbändchen und einen Tieftöner ergänzten Breitbandlautsprecher, SP 2.1 (Bild 1 und 4); war aber der Plattenspieler der heimliche Star der Ausstellung. Dieser trägt den Namen Ultima Tankwood II und kommt vom südkoreanischen Hersteller Pyon Sound. Der Antrieb über ein Flywheel (Bild 3) ist eine Option.
Vitus Audio und Focal
Bild 1 bis 7: Die dänischen Edelgeräte von Vitus Audio sind sowohl hinsichtlich ihres schlicht elegantes Gehäusedesigns als auch in Bezug auf das saubere Platinenlayout immer wieder schön anzusehen. Die Tri-Amping Kette an den grossen Focals war akustisch, ob ihrer grobdynamischen Fähigkeiten eine Wucht. Da passte auch die poppige Farbgebung (Bild 2 und 3).